Von Stuttgart aus kann man mit dem Bus in viele deutsche Städte fahren. Das dauert zwar manchmal länger als eine Zugfahrt, ist aber auch günstiger. Wir haben das Angebot der Fernbusse in einer Bildergalerie zusammengestellt. Foto: Leif Piechowski

Der Fernbusmarkt wächst rapide: Immer neue Anbieter konkurrieren miteinander und drücken die Preise. Das hinter steckt eine wachsendes Geschäft. Auch aus Stuttgart starten Linien in viele Städte.

Stuttgart - Von Stuttgart nach Karlsruhe für fünf Euro. Rund 50 Minuten braucht das Busunternehmen MeinFernbus für die Strecke. Im Vergleich: Ein Intercity der Bahn benötigt laut Fahrplan zwar nur 42 Minuten – kostet aber auch 22,50 Euro im Normalpreis. Seit der Öffnung des Marktes für Buslinien vor einem Jahr tobt ein Preiskampf. Befürworter der neuen Busse schätzen die niedrigen Preise und fahren dafür länger. Die Betreiber verweisen gern auf die Umweltfreundlichkeit: Während eine Bahn im Schnitt 45 Gramm CO2 pro Kilometer und Gast ausstößt, liege dieser Wert beim Fernbus bei 30 Gramm. Experte streiten über diese Zahlen. Unbestritten sind viele Linien jedoch günstiger. 400 Millionen Euro setzen Fernbusunternehmen laut Branchenkennern in diesem Jahr um. Markt und Umsätze wachsen rapide: Im Jahr 2017 dürfte der Umsatz bereits mehr als 600 Millionen Euro betragen, schätzt der Verkehrsexperte Wolfgang Mahrahrens, der sich seit einigen Jahren mit dem Thema beschäftigt.

Bis zum Jahr 2022, so seine Schätzung, könnten die Unternehmen insgesamt sogar mehr als 1 Milliarde Euro umsetzen. Der positive Trend zeichnet sich auch bei den Passagierzahlen ab. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl der Gäste im Linienfernverkehr im ersten Halbjahr 2013 um 12,5 Prozent auf 1,3 Millionen Fahrgäste. Das ist jedoch immer noch ein Bruchteil der Beförderungszahlen der Bahn: Die befördert im selben Zeitraum rund 63 Millionen Menschen im Fernverkehr.

Eröffnet ist der Wettkampf um den Fernbusmarkt erst seit Anfang vergangenen Jahres. Zum Januar änderte die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung nach jahrelanger Diskussion das Personenbeförderungsgesetz (PBefG). Im Kern bestanden die Vorschriften seit den 1930er Jahren: Eine Klausel untersagte Busunternehmen, einen Linienverkehr parallel zu Bahnstrecken anzubieten. Die Regelung sollte die ehemals staatsfinanzierte Bahn schützen. Ausgenommen war lediglich West-Berlin, in das Buslinien wegen der DDR-Lage führen durften. Eine Einschränkung besteht allerdings nach wie vor für die neuen Linien: Die Strecken müssen mindestens 50 Kilometer und eine Stunde Fahrzeit betragen. Das soll verhindern, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) leidet.

Streit gibt es bei den Haltestellen. „Wir werden uns gemeinsam mit den Ländern für eine einheitliche Genehmigungspraxis für Fernbuslinien einsetzten“, heißt es im Koalitionsvertrag. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums betont jedoch, dass die Auswahl der Haltestellen eine „rein kommunale oder städtische Angelegenheit bleiben wird“, in die sich der Bund nicht einmische. In Baden-Württemberg zuständig sind die vier Regierungspräsidien. Sie delegieren die Verantwortung weiter an die Landratsämter. Die wiederum betreuen einzelne Fachreferate mit der Aufgabe. „So kommt es“, kritisiert ein Buslinienbetreiber, „dass wir mit rund 150 verschiedenen Behörden zusammenarbeiten müssen.“

Einige wenige der rund 40 Wettbewerber bauen ein deutschlandweites Busnetz in die größten Städte auf. Andere bedienen die Nische und steuern Studenten- und Kleinstädte an. Marktführer ist MeinFernbus aus Berlin mit rund einem Drittel des Gesamtumsatzes. Die grünen Busse steuern mehr als 26 Städte an. In der gleichen Liga spielen die großen Wettbewerber City2City und FlixBus. Neu auf dem Markt sind der ADAC Postbus und der IC Bus der Deutschen Bahn. Branchenkenner rechnen damit, dass sie ihr Netz in den nächsten Wochen massiv ausbauen. Der erste Anbieter überhaupt war DeinBus und steuert vor allem Städte im Südwesten an. Das Busunternehmen mit Sitz in Frankfurt hat maßgeblich zur Liberalisierung des Markts beigetragen, indem es sich in einen Rechtsstreit mit der Bahn verwickelte.