Bananen-Installation des Konzeptkünstlers Maurizio Cattelan Foto: dpa/Sotherby’s-

Kolumnist KNITZ über eine millionenschwere Kunstinstallation, die seinen Blick auf die Welt verändert hat.

Wenn irgendwo auf der Welt eine Banane unter den Hammer kommt, dann heißt es: genau hinschauen.

 

Neulich ist ebendies geschehen, bei einer Auktion in New York. Es war nicht irgendeine Banane, sondern eine Bananen-Installation des Konzeptkünstlers Maurizio Cattelan. Die Banane war mit einem Klebeband auf einer weißen Fläche fixiert. Einem chinesischer Kryptounternehmer namens Justin Sun war das Werk 6,2 Millionen Dollar wert.

KNITZ hat keinen Dunst, was ein Kryptounternehmer so tut, aber es scheint sich um eine einträgliche Tätigkeit zu handeln. Zu der Banane samt Klebestreifen bekam der wohlhabende Herr Sun auch noch eine Art Gebrauchsanweisung, auf der empfohlen wird, alle zwei, drei Tage die Banane durch eine neue zu ersetzen. Mit 6,2 Millionen Dollar ist es also nicht getan. Um das Kunstwerk in Schuss zu halten, müssen auch ständig neue Bananen angeschafft werden.

Nun kann man sicherlich darüber streiten, ob man sein Geld nicht besser investieren kann. KNITZ findet grundsätzlich solche Aktionen nicht schlecht, verändern sie doch den Blick auf die Welt. Bei KNITZ jedenfalls hat der Deal Wirkung gezeigt.

Einkaufswagen in der Dusche: Ist der Kunst oder kann der weg? Foto: pr/Decksmann

Als er tags darauf die Duschräume im Untergeschoss des Pressehauses betrat – was er immer tut, wenn er mit dem Fahrrad anreist –, stand in einer Ecke ein Einkaufswagen. Im Normalfall hätte KNITZ das Gefährt geschnappt und zum Pförtner gebracht. Aber durch den Bananen-Deal sensibilisiert ließ er die Finger von dem Einkaufswagen. Womöglich stellt in den Katakomben des Pressehauses gerade ein berühmter Konzeptkünstler eine Installation zur Schau.

KNITZ hatte natürlich auch Schiss. Er wollte sich nicht in den Reihen jener Kunstbanausen wiederfinden, die aus Unwissenheit ein Werk zerstört haben. Die Herren Beuys und Kippenberg könnten ein Lied davon singen, würden sie noch leben.

Doch zurück zur Banane. Zu der hat KNITZ als kunstsinniger Mensch schon immer ein inniges Verhältnis gehabt – und zwar nicht nur, weil er in jungen Jahren das Mixgetränk Bananenweizen zu schätzen wusste. Einmal war er zu einer Ausstellung eingeladen, bei der die Gäste gebeten wurden, doch ein Kunstwerk mitzubringen, das etwas mit einer Banane zu tun hat. KNITZ fuhr im bananengelben Opel Rekord vor und öffnete den Kofferraum, an dessen Innenseite ein gutes Dutzend Bananen baumelte.

Aus heutiger Sicht hätte KNITZ den Wagen zum Kunstobjekt erheben und auf einen Milliardär hoffen sollen. Vielleicht wäre ihm dann ein schwerer Weg erspart geblieben, den er Jahre später mit seinem Opel einschlagen musste: den zum Schrottplatz.

Bananen  haben  KNITZ auch schon zu Videos inspiriert. Auf einem der Kurzfilme sieht man, wie eine Banane auf die Tastatur eines Rechners draufhaut. Gegen Ende des Videos fährt die Kamera hoch und man liest auf dem Bildschirm: „Ich bin eine Banane und werde gegen meinen Willen zu Filmzwecken hier festgehalten.“

Neulich frühmorgens, der erste Frost hatte Glätte auf den Wegen verursacht, lag eine Bananenschale auf dem Asphalt. „Doppelt gemoppelt“, schoss KNITZ es durch den Kopf. Er musste lachen. Man könnte sagen: Bananen pflastern seinen Weg.