Der Nationalpark Nordschwarzwald soll hauptsächlich über 800 Metern liegen Foto: dpa

Monatelang wurde darauf gewartet und darum gestritten, nun steht sie fest: die sogenannte Kulisse für den Nationalpark Nordschwarzwald.

Stuttgart - Monatelang wurde darauf gewartet und darum gestritten, nun steht sie fest: die sogenannte Kulisse für den Nationalpark Nordschwarzwald. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (beide Grüne) haben die Planung am Dienstag vorgestellt und sich zufrieden mit dem bisher Erreichten gezeigt. „Das ist ein wichtiger Mosaikstein in unserer Naturschutzstrategie“, das Land leiste damit einen „wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt“, meinte Kretschmann. Zugleich betonte der Ministerpräsident, man sei bei der Ausweisung des 10 000 Hektar großen Gebiets – nämlich im Bereich Ruhestein und Hoher Ochsenkopf – auf die Bedenken der Gemeinden vor Ort eingegangen. „Und es sind noch Veränderungen an dem Gebiet möglich“, sagte Kretschmann und forderte die Bürger auf, sich bei der weiteren Ausgestaltung und den Anhörungen in den nächsten Monaten aktiv einzubringen.

Auch sein Landwirtschaftsminister Bonde reichte den Kritikern am Dienstag die Hand. Man lege den Nationalpark in höhere Regionen des Nordschwarzwalds, um den Holzeinschlag in tiefer gelegenen Regionen weiterhin zu ermöglichen. Zwei Drittel des Gebiets würden oberhalb von 800 Metern angesiedelt, ein Drittel sogar oberhalb von 900 Metern. Bonde räumte zugleich aber ein, von den sieben Gemeinden, die sich jüngst bei Bürgerbefragungen mit großer Mehrheit gegen den Nationalpark ausgesprochen hatten, seien zwei weiterhin im Gebiet: nämlich Forbach (Kreis Rastatt) und Baiersbronn (Kreis Freudenstadt), auf dessen Gemarkung ursprünglich 7800 Hektar des Nationalparks liegen sollten und das nun mit 6500 Hektar Staatswald tangiert ist.

Ohne beide Flächen wäre „der Nationalpark aber nicht darstellbar gewesen“, rechtfertigte sich Bonde und lobte zugleich die Stadt Baden-Baden, die 420 Hektar Wald an der Schwarzwaldhochstraße in das Nationalparkgebiet einbringt. Bonde kündigte an, sein Ministerium werde in den nächsten Wochen mit den Regionen vor Ort nunmehr Details ausarbeiten – auch zu den anfallenden Kosten. Dann werde man ins Gesetzesverfahren einsteigen.

Kritik: Land schafft Luxusambiente für den Borkenkäfer

Die Reaktionen auf die Planung fielen am Dienstag unterschiedlich aus. FDP-Landeschefin Birgit Homburger meinte: „Haushaltskonsolidierung? Geldmangel? Sparnotwendigkeit? Nicht beim Nationalpark! Die Landesregierung streicht 11 600 Lehrerstellen, für den Borkenkäfer schafft sie aber ein Luxusambiente.“ FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke fürchtet, „dass die Steuerzahler für ein grün-rotes Ideologieprojekt mit einer dreistelligen Millionensumme zur Kasse gebeten werden.“ Patrick Rapp (CDU) beklagte, Grün-Rot habe den Bürgerwillen nicht ernstgenommen: „In der geplanten Gebietskulisse sind zwar mit Baiersbronn und Forbach nur zwei der sieben Gemeinden, die gegen den Nationalpark gestimmt haben, diese machen aber rund 85 Prozent der Gesamtfläche des möglichen Nationalparks aus.“ Rapp forderte Grün-Rot auf, das Projekt jetzt „nicht als Wahlkampfgeschenk noch vor der Bundestagswahl durch den Landtag zu peitschen“, sondern in Ruhe mit den Bürgern vor Ort die Ausgestaltung zu erörtern.

Hingegen nannte SPD-Landtagsfraktionschef die Planung einen „wirklich sehr guten Kompromiss“. Er sei überzeugt, „dass der Nationalpark eine Erfolgsstory für den Schwarzwald und für ganz Baden-Württemberg wird“. Lob kam auch vom Naturschutzbund. Dessen Landesvorsitzender Andre Baumann sagte: „Die gewählte Kulisse ist aus naturschutzfachlicher und politischer Sicht ein guter Kompromiss.“