Im April beteiligten sich rund 400 Taxifahrer in Stuttgart an einem bundesweiten Streik – auch wegen Uber. Foto: imago images / Arnulf Hettrich

Seit drei Wochen ist der Fahrdienstvermittler Uber in Stuttgart aktiv. Auf der Straße bleibt der Wettbewerb mit der konkurrierenden Taxibranche nicht immer konfliktfrei.

Stuttgart - Ende November, ein Samstagmorgen, etwa halb vier in der Nacht. Eine junge Frau bucht mit der App des Fahrdienstvermittlers Uber eine Fahrt. Zwei Taxifahrer sind zur selben Zeit in die Richtung unterwegs und sehen, wie der von Uber beauftragte Fahrer die Kundin abholt. Sie entscheiden sich kurzerhand, dem Wagen zu folgen. In der Plieninger Straße in Möhringen ruft der Uber-Fahrer die Polizei, da er sich im Verkehr bedrängt fühlt. Als die Beamten eintreffen, haben die Wagen bereits am Straßenrand gehalten. „Die Beteiligten hatten die Sache bereits untereinander geklärt“, so ein Polizeisprecher. Es habe kein strafrechtlich relevanter Vorfall stattgefunden, die Beamten ziehen von dannen.

Uber spricht von etwa zehn Vorfällen

Auf Nachfrage berichtet Uber-Pressesprecher Tobias Fröhlich: „Es gibt in Stuttgart immer wieder ähnliche Situationen.“ Um die zehn Fälle sollen es bisher gewesen sein. Erst vor drei Wochen hatte Uber seine Fahrdienstvermittlung in der Landeshauptstadt gestartet. Meistens wurden die Mietwagenfahrer, welchen Uber in Stuttgart die Fahrten vermittelt, von Taxifahrern beschimpft. In einzelnen Fällen sollen Taxis auch Uber-Fahrzeuge im Verkehr absichtlich geschnitten haben. In dem beschriebenen Vorfall wurde „der Fahrer von zwei Taxis eingekeilt, ein Taxifahrer stieg aus und schlug mit der Hand auf den Wagen“, so Fröhlich. „Unmöglich und unfair“, wie er findet. Auch weil eine Kundin in dem Auto saß und die Auseinandersetzung miterlebte.

Der Vorstand der Stuttgarter Genossenschaft Taxi-Auto-Zentrale, Iordanis Georgiadis, hat von dem Fall gehört. Ein Taxifahrer sei zufällig in gleicher Richtung unterwegs gewesen und „fuhr aus Neugier hinterher, um zu schauen, welche Touren gefahren werden.“ Er hätte beobachtet, dass der Fahrer im Auftrag von Uber gegen die Rückkehrpflicht verstößt und ihn zur Rede gestellt.

Streitpunkt Rückkehrpflicht

Die Rückkehrpflicht zwingt Mietwagenanbieter und Shuttle-Dienste nach einer Fahrt zum Betrieb zurückzukehren. Taxis sind davon befreit und dürfen beispielsweise an Bahnhöfen oder Flughäfen auf Fahrgäste warten – Mietwagenfahrzeuge nicht. In Stuttgart vermittelt Uber die gebuchten Fahrten an mehrere Mietwagenunternehmen. Auch die Aufgabe der Taxi-Auto-Zentrale ist ausschließlich die Vermittlung von Fahrten an einzelne Taxiunternehmen.

Ein Uber-Fahrgast bestätigte unserer Redaktion, dass ein Fahrer ihm erzählt habe, dass er und die anderen Stuttgarter Kollegen im Dienste von Uber sich in einer Chat-Gruppe gegenseitig ihren aktuellen Standort mitteilen – aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen. Die soll es laut Aussage des Fahrers bereits gegeben haben. Dass solch eine Gruppe aus Sicherheitsgründen existiert, kann Uber-Sprecher Fröhlich nicht bestätigen, „will es aber auch nicht ausschließen.“ Die Gerüchte über körperliche Auseinandersetzungen nennt Georgiadis von der Taxi-Auto-Zentrale derweil „an den Haaren herbeigezogen.“ Fakt ist: Der Polizei sind keine weiteren Vorfälle bekannt.

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„Skeptisch, ob das Modell Uber eine Zukunft hat“

In anderen Städten gab es in der Vergangenheit Bedrohungen bis hin zu tätlichen Angriffen auf Uber-Fahrer. In Köln beispielsweise wurden Reifen zerstochen und Autos beschmiert. Außerdem kam es mehrmals zu Handgreiflichkeiten. Ebenfalls in Köln beschloss das Landgericht im Juli eine einstweilige Verfügung, die es Uber untersagt seine App in Deutschland zur Mietwagenvermittlung einzusetzen. Das Verbot wurde bis dato aber nicht zugestellt und ist somit noch nicht rechtskräftig. Erst vergangene Woche verweigerte die Verkehrsbehörde Londons Uber wegen Sicherheitsmängeln eine neue Lizenz. Die Meinung Georgiadis’ von der Taxi-Genossenschaft: „Ich bin skeptisch, ob das Modell Uber überhaupt eine Zukunft hat.“