Der Uber-Chef Dara Khosrowshahi beim Börsengang in New York im Mai. Foto: dpa

Die USA führen vor, dass eine freie Bahn für Taxidienstleister wie Uber oder Lyft nicht das richtige Rezept für die Städte ist. Deutschland sollte daraus seine Schlussfolgerungen ziehen, sagt Andreas Geldner.

Stuttgart - Wer das erste Mal die Apps von Uber, Lyft oder anderen innovativen Taxianbietern benutzt, hat ein Aha-Erlebnis. So schnell, so reibungslos und kundenfreundlich kann Taxifahren also sein? Insofern sind diese Angebote ein echter Fortschritt. Dass die Konzerne andererseits höchst egoistisch sind, braucht niemanden zu verwundern. Schon gar nicht bei Uber, einem Unternehmen, das auch wegen seiner Rücksichtslosigkeit und seiner Bereitschaft, Regeln zu brechen, schnell nach oben gekommen ist. Verkehrsplanung ist solchen Konzernen egal – und beim Thema gesellschaftliche Verantwortung agieren sie sogar oft ausgesprochen zynisch. Diese Verantwortung bleibt Aufgabe der Politik. Die USA führen heute schon vor, was passiert, wenn sie sich vor dieser Aufgabe drückt.

 

Die dortigen Erfahrungen lassen sich nicht eins zu eins übertragen. Bisher hat die Regulierung des Taximarkts dazu geführt, dass sich die entsprechenden Angebote in Deutschland nur langsam entwickeln. Das ist kein Schaden: Wir haben noch etwas Zeit, um uns die Erfahrungen andernorts aufmerksam anzuschauen. Doch spätestens mit dem verstärkten Aufkommen autonomer Fahrzeuge werden auch in unseren Städten die Karten neu gemischt. Es braucht also jetzt schon Weichenstellungen, um es besser zu machen als die US-Amerikaner.

Bequemlichkeit und Flexibilität sind nicht der einzige Maßstab

Bequemlichkeit und Flexibilität für eine zahlungskräftige Gruppe kann nicht der alleinige Maßstab für ein Verkehrsangebot sein. Der Verkehr ist einer der wichtigsten Faktoren, der über die Lebensqualität in unseren Städten bestimmt. Quoten für die Zahl der Fahrzeuge, soziale Mindeststandards für die Fahrer, Regeln gegen Rosinenpickerei, Kooperationen mit Verkehrsunternehmen und Taxifirmen sowie möglicherweise eine City-Maut für diese Anbieter sind deshalb zwingend.

Denn bei der Fähigkeit, eine Vielzahl von Menschen auf relativ geringem Raum klimafreundlich und relativ preisgünstig zu befördern, kann kein Auto-Fahrdienst den Bussen und Bahnen das Wasser reichen. Den Platz für ein Auto kann man in der Stadt nur einmal vergeben. Das mag unsexy klingen, aber das ist die Realität.