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Der Plan der SSB: Vom Jahr 2013 an vorerst nur Stadtbahnen der U 12 im Nordbahnhofviertel.

Stuttgart - Die Verzögerungen bei Stuttgart21 bringen auch den Fahrplan der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) durcheinander. Da die jetzigen Gleisflächen der Deutschen Bahn frühestens in 15 Jahren aufgesiedelt sein werden, begnügen sich die SSB auf Jahre hinaus mit einer statt zwei Stadtbahnlinien im Nordbahnhofviertel.

Die SSB sind drauf und dran, ihren Streckenplan für das Stadtbahnnetz zu ändern. Die gute Nachricht für die Fahrgäste ist: Nach der angepeilten Umstellung werden sie auf der Strecke zwischen Zuffenhausen/Feuerbach und der Innenstadt mit den Stadtbahnen der U15 etwa vier bis fünf Minuten schneller ans Ziel kommen. Die schlechte Nachricht ist: Die U15 wird dann vom Jahr 2013 an voraussichtlich für mindestens 15 Jahre entlang der Heilbronner Straße fahren und zwischen dem Pragsattel und dem Hauptbahnhof nicht mehr durch das Nordbahnhofviertel verkehren.

Das dürfte bei so manchem Fahrgast Kritik hervorrufen, weil er künftig umsteigen muss. SSB-Chefplaner Volker Christiani ist aber überzeugt, dass "mehr als dreimal so viele Personen einen Vorteil haben".

Eine Verkürzung der Fahrtzeit von vier bis fünf Minuten sei ein Wort - und eine Größenordnung, die manchen vom Auto auf die Stadtbahn umsteigen lasse. Daher könnten für die U15 wahrscheinlich rund 1100 Fahrgäste pro Tag hinzugewonnen werden. So legte Christiani die Umplanung am Dienstag auch dem Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik ans Herz. Die Stadträte beurteilten sie denn auch als vernünftig und nachvollziehbar.

Dabei gibt es durchaus ein paar Wermutstropfen. Die Bahnen der U15 werden künftig nämlich auch nicht mehr durch die Friedhofstraße rollen, wo manche Fahrgäste gern aussteigen, um auf kürzestem Weg zum Grabbesuch auf den Pragfriedhof zu gelangen. Wenn die U15 im Jahr 2013 hier abschwenkt, wird zwar vorübergehend die U12 einspringen, die dann vom Hauptbahnhof nicht mehr zum Killesberg führen wird, sondern durch die Friedhofstraße und das Nordbahnhofviertel zum Stadtteil Hallschlag. Doch 2015 soll es nach dem Willen der SSB auch damit vorbei sein. Dann wird die U12 ebenfalls die Friedhofstraße aussparen und auf direktem Weg zwischen dem neuen Budapester Platz bei der Bibliothek21 und dem Nordbahnhofviertel verkehren. Das ist der Zeitpunkt, an dem die U12 endgültig ihrer künftige Funktion als Verkehrsachse durch die neuen S-21-Viertel hindurch gefunden haben wird.

Bisher sah das Konzept der SSB vor, dass die U12 von Anfang an durch die U15 ergänzt wird. Doch die neuen Wohnviertel, so heißt es bei den SSB jetzt, werden aus heutiger Sicht nicht vor dem Zeitraum 2025-2030 komplett aufgesiedelt sein. "Bis dahin wäre das Nordbahnhofviertel übererschlossen, während die Fahrgäste der U15 einen unnötigen Umweg zurücklegen müssten und Zeit verlieren würden", so die SSB.

Dass die Friedhofbesucher dann künftig von den Haltestellen Eckhartshaldenweg (U15/U6/U7) oder Milchhof (U12) etwas längere Fußwege haben werden, hält Christiani für zumutbar. Ebenso die Änderung, dass die Bahnen im Nordbahnhofviertel nicht im Fünf-Minuten-Takt fahren werden, sondern alle zehn Minuten.

Die Stadträte bedauern das zwar, sehen darin aber keinen Hinderungsgrund. "Hier geht es um eine Abwägung", stellten die Fraktionen am Dienstag fest. Beruhigen ließen sie sich auch, was die künftige Erreichbarkeit der Neubaugebiete auf dem ehemaligen Messe-Areal am Killesberg angeht.

Die Problematik: Wenn der Nordast der U-12-Trasse 2013 in Richtung Hallschlag "weggeklappt" wird, wie es SSB-Betriebsleiter Klaus-Dieter Lohrmann nannte, werden nur noch Bahnen der U5 in die Station Killesberg einfahren. Die Anbindung an die Hauptschlagader der Stadtbahn in der Heilbronner Straße wird damit ausgedünnt. "Wir werden das Fahrgastaufkommen aber beobachten. Wenn die Nachfrage da ist, können wir auch mit einer Linie die alte Taktzahl wieder herstellen", sagte Lohrmann.