Die Stadtbahnbrücke soll vor Ort gebaut und in einer einzigen Nacht zwischen die Widerlager geschoben werden. Foto: Schlaich, Bergermann und Partner

Der SSB-Chefplaner Volker Christiani hat dem Bezirksbeirat die Pläne für die Verlängerung der U 6 zum Flughafen Stuttgart vorgestellt. Kernstück ist dabei auch eine besondere Brücke, die vor Ort gebaut wird.

Möhringen - Es soll ein wahres Schmuckstück werden, ein Portal für die Stadt und den Stadtbezirk Möhringen und ein Aushängeschild für die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Voraussichtlich in gut vier Jahren werden die ersten Wagen der Linie U 6 über eine integrale Netzwerk-Bogenbrücke über die Autobahn fahren. Das Bauwerk mit seinen zwei großen parallelen Bögen aus Stahl und einer Fahrbahnplatte aus Beton wird eine Strecke von rund 130 Metern überspannen. Die Brückenplatte selbst hat eine Stärke von lediglich 60 Zentimetern und ist mit netzartig verspannten Stahlseilen in den Bögen aufgehängt.

Das Ingenieurbüro Schlaich, Bergmann und Partner hat die Brücke entworfen. Doch nicht nur das Bauwerk selbst ist beeindruckend. Auch dessen Montage verspricht spannend zu werden. Denn der Bogenteil wird vor Ort neben der Autobahn gebaut und dann zwischen die Brückenwiderlager geschoben. Dies wird sozusagen in einer Nacht- und Nebelaktion geschehen, denn dazu muss die A 8 gesperrt werden. Volker Christiani riet den Möhringer Lokalpolitikern dazu, in dieser Nacht wach zu bleiben sofern sie an solcher Ingenieurskunst interessiert seien. Denn die Montage werde sicher ein einmaliges Ereignis, so der SSB-Chefplaner. Am Mittwochabend stellte er den Bezirksbeiräten die Pläne für die Verlängerung der U 6 vom Fasanenhof bis zum Airport vor. Die Brücke ist das Herzstück.

Von 2015 bi2 2018 solle gebaut werden

Die SSB wollen mit der Trasse die „Verkehrsdrehscheibe“ Flughafen/Messe erschließen, wie es Christiani formulierte. Mit dem im Rahmen von Stuttgart 21 geplanten Filderbahnhof und dem neuen Fernomnibusbahnhof werde der Flughafen zu einer Art „Hauptbahnhof Süd“. Die Kosten für die Verlängerung der Stadtbahnlinie betragen rund 70 Millionen Euro. Der Landkreis Esslingen beteiligt sich mit 8,25 Millionen Euro an den Baukosten, die Stadt Leinfelden-Echterdingen mit einer Million. Nach der Erschließung des interkommunalen Gewerbegebiets LE-Süd, schießt die Stuttgarter Nachbarkommune noch einmal 2,65 Millionen Euro zu. Die SSB zahlen 19,4 Millionen Euro. Den Rest übernimmt der Bund im Rahmen des Gemeinde-Verkehrsfinanzierungsgesetzes.

Die SSB wollen die Pläne für den Bau der neuen Trasse im Sommer 2014 beim Regierungspräsidium einreichen. Von 2015 bis 2018 sollen die rund 3,2 Kilometer lange Trasse und die drei neuen Haltestellen auf Echterdinger Gemarkung dann gebaut werden. In etwa vom Streitgraben bis zur B-27-Anschlussstelle Flughafen werden die Gleise parallel zur Bundesstraße verlaufen und anschließend südlich an den Messehallen vorbei geführt. Die Endhaltestelle soll sich in unmittelbarer Nähe der Messe-Piazza befinden.

Einhellige Zustimmung der Lokalpolitiker

Die Bezirksbeiräte begrüßten die Pläne einstimmig, hatten jedoch auch noch einige Anmerkungen. Mehrere Fraktionen hakten nach, ob die Brücke nicht „ein wenig breiter gebaut“ und dann zusätzlich ein Geh- und Radweg drübergeführt werden könne. „Das liegt nahe und wir haben das auch intensiv diskutiert“, sagte Christiani. Doch eine Verbreiterung der Brücke gebe es nicht umsonst. Zudem würde dies im Bereich der Rampen einen deutlich größeren Flächenverbrauch bedeuten. Im Gegensatz dazu seien die Vorteile recht überschaubar, da es auf Höhe des Bliensäckerwegs bereits einen Durchlass für Radler und Fußgänger gebe. Tanja Bachmann (FDP) wollte wissen, ob man nicht Interimsweise die Buslinie 72 vom Fasanenhof bis zum Flughafen fahren lassen könne. Christiani antwortete, dass es dafür kein Potenzial gebe. Die vor 2012 ins Leben gerufene Buslinie von Plieningen zum Flughafen sei jedenfalls alles andere als ausgelastet (wir berichteten).

Rüdiger Reinboth (Grüne) bemängelte, dass die begrünten Gleise und Böschungen als Ausgleich dafür angerechnet werden, dass wertvoller Ackerboden versiegelt werde. Zudem wollte er wissen, wie sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis verändert, falls der neue Filderbahnhof doch nicht gebaut werde. „Wie gehen davon aus, dass S 21 kommt“, antwortete Christiani kurz. Petra Leitenberger (Grüne) fragte nach, ob ein Lärmgutachten erstellt werde. Christiani bejahte das, merkte aber gleich an, dass der Stadtbahnlärm im Umfeld der Autobahn sicher eine sehr untergeordnete Rolle spiele. Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann regte an, dass auf den Flächen von Flughafen und Messe Park- und-Ride-Plätze eingerichtet werden. Diesbezüglich habe es bereits Gespräche gegeben, so Christiani. „Doch am Airport haben wir ein gewisses Preisniveau. Das macht die Sache schwierig.“