Die DKMS hat es sich zur Aufgabe gemacht, die richtigen Spender für Menschen zu finden, die an Leukämie erkrankt sind. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die 17-Jährige ist an Leukämie erkrankt. Ein Stammzellspender könnte ihr das Leben retten. Bei einer Typisierungsaktion der DKMS im Waldheim in Stuttgart-Möhringen soll der richtige Spender gefunden werden.

Möhringen - In der Halle des Waldheims Möhringen im Weidachtal sitzen am Sonntagmorgen Dutzende Besucher und lassen Wattestäbchen in ihren Mündern kreisen. Was für Unbeteiligte merkwürdig wirken könnte, hat einen sehr ernsten Hintergrund: Die Gäste reiben Stammzellen von ihrer Mundschleimhaut und können damit womöglich Leben retten – vielleicht sogar das von Flore.

Die 17-jährige Schülerin hat bis 2017 in Möhringen gelebt. Dann ist sie mit ihrer Familie nach Paris gezogen. Im November 2017 erfuhr sie, dass sie an akuter myeloischer Leukämie erkrankt ist. „Flore war in der Apotheke und wollte sich eine Salbe gegen ihre geschwollenen Füße geben lassen. Die Apothekerin schickte sie gleich ins Krankenhaus“, berichtet deren Tante Susanne Auwärter-Brodbeck. Sie und ihre Schwestern haben diese Typisierungsaktion organisiert, um möglichst einen Stammzellspender zu finden. Zuvor hat Flore vier Chemotherapien mitgemacht, die nicht alle Krebszellen abgetötet haben.

Flores Blutbild hat sich verbessert

Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, bei dieser Aktion jemanden zu finden, schwer vorauszusagen. „Es gibt auf Zellen sogenannte HLA-Markmale, von denen alle acht gleich sein müssen, damit es zu einem Patienten passt“, erklärt Sebastian Hehl. Der Student arbeitet ehrenamtlich für die DKMS gGmbH, die früher Deutsche Knochenmarkspenderdatei hieß. Das Problem: „Es gibt pro Oberflächenprotein 16 000 Möglichkeiten. Daraus ergeben sich 50 Millionen Kombinationsmöglichkeiten“, berichtet Hehl. Bisher sind weltweit mehr als acht Millionen mögliche Spender registriert. Doch für die 17-jährige Flore war bisher noch nicht der Passende dabei (wir berichteten).

Susanne Auwärter-Brodbeck ist vorsichtig optimistisch. „Flores Blutbild hat sich verbessert. Darum haben die Ärzte die fünfte Chemotherapie, die jetzt sein sollte, aufgeschoben.“ Auwärter-Brodbeck hofft, dass sich die Gesundheit ihrer Nichte nun stabilisiert. „Vielleicht braucht sie doch keinen Stammzellspender“, sagt sie. Weil das aber nicht klar ist, und auch für einen anderen Patienten ein Spender gefunden werden könnte, hat die Tante an der Aktion festgehalten. Flore selbst ist nicht gekommen. Die Solidarität mit ihr ist groß. Immer wieder kommen Leute vorbei, die abklären wollen, ob sie als Spender in Frage kommen.

Sebastian Hehl hat bereits einem Kranken geholfen

Eine von ihnen ist die 53-jährige Iris Schröter. „Ich kenne Flore und bin mit ihrer Familie befreundet“, sagt sie. Schröter wollte sich schon lange typisieren lassen. „Wenn man jemanden kennt, der betroffen ist, wird man aktiver“, sagt sie. Auch der 28-jährige Michel Bauer kennt Flore und hat sich typisieren lassen. „Das ging mit den Wattestäbchen schnell und einfach.“

Sebastian Hehl hat bereits einem Kranken geholfen und Stammzellen gespendet. „Bei mir ging die periphere Entnahme, wie in 80 Prozent der Fälle.“ Dabei fließt Blut von einem Arm durch einen Zellseparator in den anderen Arm. „Es dauerte fünf Stunden und ich war danach etwas müde“, sagt Hehl. In den nächsten 48 Stunden muss der Kranke die Stammzellen bekommen. Beim Spender bilden sie sich bald wieder neu.