Die Videoplattform Twitch blutet gerade Daten: Geschäftsgeheimnisse und Nutzerdaten stehen online. Twitch-User sollten dringend reagieren.
Seattle - Erfolgsbotschaften verkündet in der Netzwelt jeder gerne, genaue Zahlen bleiben aber meist im Tresor der Internet-Giganten und Start-ups. Der digitale Tresor der Streaming-Plattform Twitch ist jetzt geknackt worden. Ein rund 125 GB großes Datenpaket mit brisanten Inhalten – von harten Geschäftszahlen bis hin zu Nutzerkennwörtern – ist von einem Unbekannten ins Netz gestellt worden. Das ganze Ausmaß des Schadens ist noch nicht abzusehen.
Aus seiner Absicht, Twitch zu schaden, machen der oder die Daten-Leaker kein Geheimnis. Es ginge darum, den Betrieb zu stören und „die Konkurrenz im Online-Streaming-Markt zu fördern“, verkünden sie. Die 2011 gestartete Video-Streaming-Plattform Twitch ist nämlich längst kein kleines Start-up mehr. Seit 2014 gehört Twitch zum Amazon-Konzern von Jeff Bezos, der sich den Erwerb etwas kosten ließ: 970 Millionen US-Dollar.
Schon damals war klar: Livestreams von Videospielen sind kein seltsames Hobby von ein paar Freaks, sondern eine der Boom-Zonen im Internet. Der Markt ist seitdem noch gewachsen. Neben Netflix, der Google-Suchmaschine und Youtube ist Twitch eine der großen Traffic-Pumpen im Netz – auch wenn Menschen jenseits der Spiele-Community und oberhalb einer bestimmten Altersgrenze den Dienst vielleicht noch nie wahrgenommen haben.
Großverdiener und Abgehängte
Für etliche jüngere Menschen aber ist die Selbstständigkeit als Twitch-Streamer ein Karrieretraum. Der Datenleak zeigt nun das dramatische Gefälle zwischen den Einkommen der Stars der Streamerszene und den kleinen Lichtern. Wer ganz oben ist, verdient sechsstellig im Jahr. Ganz unten hat die Anschaffung einer High-End-Webcam kaum gelohnt. Gewiss wird nun jeder Betroffene nachprüfen, ob die Amazon-Tochter fair und nach gleichen Regeln mit allen arbeitet – oder ob manche von vornherein weniger gut behandelt werden als andere.
Das ist aber nicht das größte Problem des Datenleaks für Twitch. Der gesamte Quellcode der Plattform steht online, Cyberkriminellen und ambitionierten Juxhackern bieten sich damit leichte Angriffsflächen. Immerhin wissen nun die Betreiber der Online-Spieleplattform Steam, dem absoluten Marktführer, ganz genau, dass man bei Twitch an einem Konkurrenzmodell für Steam herumplant.
Nutzer sollten Passwörter ändern
Twitchs Sicherheitsvorrichtungen zumindest gegenüber internem Datendiebstahl dürften, vermuten Cybersecurity-Experten nun, dürften eher nicht den aktuellen Standards entsprochen haben. Für einen Konzern wie Amazon, der unter anderem Profi-Cloud-Lösungen für Industrie und Handel anbietet, ist das allerdings erstaunlich.
Betroffen ist allerdings auch jeder kleine Nutzer mit einem Twitch-Konto. Eine Änderung des eigenen Passworts ist dringend zu empfehlen, das auf Twitch nun verbannte Passwort sollte keinesfalls anderswo genutzt werden.