Stefan Salger hat allen Grund zum Jubeln. Foto: Baumann

Handball-Bundesligist TVB Stuttgart hat einen neuen Hoffnungsträger. Stefan Salger kam vom Zweitliga-Absteiger Leutershausen und traf auf Anhieb fünfmal – auch gegen Erlangen?

Stuttgart - Erstes Spiel, erster Wurf – erstes Tor – das nennt man einen Einstand nach Maß. Und den hatte Stefan Salger am vergangenen Donnerstag ohne Frage. Der Junioren-Nationalspieler gab sein Debüt in der Handball Bundesliga – und traf für den TVB Stuttgart schon nach wenigen Sekunden. Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal.

Am Ende standen fünf Treffer auf dem Konto, womit er maßgeblichen Anteil am überraschenden 29:27-Sieg gegen den Geheimfavoriten MT Melsungen hatte. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, waren die ersten Worte, oder doch: „Ein tolles Gefühl.“ Auf das man zwar hoffen konnte, mit dem so aber nicht zu rechnen war, auch wenn zum Beispiel der Nationalspieler Manuel Späth schon nach der Vorbereitung gelobt hatte: „Von Stefan erwarte ich mir einiges.“ Der ließ Taten folgen – und war die Entdeckung des Spiels.

Dabei trug er eine schwere Last. Denn die etatmäßigen Linkshänder wie Felix Lobedank und Djibril M’Bengue waren zwar in der Halle, aber verletzt und deshalb allenfalls eine moralische Stütze. Die beiden fallen mehr (M’Bengue bis ins neue Jahr) oder weniger (Lobedank im besten Fall bis Ende November) lange aus, so dass in der Vorbereitung auf dieser nicht ganz unwichtigen Position viel experimentiert wurde.

191 Tore in der zweiten Liga

Auch mit den Außenspielern Bobby Schagen und Finn Kretschmer als Alternative. Die können zwar spielerisch durchaus mithalten, aber eben nicht von der Wurfkraft Salgers her, die gepaart mit seiner Sprungkraft bei einer Größe von 2,07 Meter noch so manchen Gegner vor Probleme stellen dürfte. Was er schon bewiesen hat. Die 191 Tore, die der 21-Jährige für seinen Ex-Verein SG Leutershausen vergangene Saison erzielte, muss man auch in der zweiten Liga erst einmal machen. „Wir haben unsere Ausbildungsverantwortung mehr als erfüllt — was sich auch daran festmacht, dass Stefan aus mehreren Angeboten auswählen konnte. Der Sprung in die erste Liga ist absolut gerechtfertigt“, sagte Leutershausens sportlicher Leiter Uli Roth zum Abschied.

Eigentlich hatte er noch ein Jahr Vertrag bei der SG. Doch nach dem Abstieg wollte ihm der Traditionsverein keine Steine in den Weg legen. Was dem Spieler entgegen kam. Er kennt TVB-Trainer Markus Baur noch aus dessen Zeit als Junioren-Bundestrainer, und der wiederum war von seinem Potenzial überzeugt. Also griff der TVB kurzentschlossen zu, als sich die Misere im rechten Rückraum abgezeichnet hatte – Salger kam als letzter Neuzugang.

Und musste gleich weiter zur U-21-Nationalmannschaft und der WM in Algerien, wo Platz vier heraussprang. Allerdings kam Salger dort relativ wenig zum Einsatz. „Es ist zwar schade, weil ich dadurch in der Vorbereitung hier gefehlt habe“, sagt er. „Andererseits ist es natürlich immer ein Erlebnis, mit der Nationalmannschaft unterwegs zu sein.“

Die ganze Familie in der Halle

Zudem ist er auch in Stuttgart super aufgenommen worden, das motiviert. „Man will etwas zurückgeben – da geht man schon mal über 100 Prozent.“ Zumal er volle Rückendeckung hatte. Nicht nur von Trainer und Mitspielern, die gesamte Familie und Verwandtschaft, die zum Teil extra aus dem heimischen Allgäu angereist war, saß auf der Tribüne in der fast ausverkauften Porsche-Arena: Von der Oma bis zum Onkel.

Nur einer bremste die Euphorie. „Jedes Mal wird er nicht so ein Spiel abliefern“, sagte Markus Baur. Und was kontert der Spieler darauf? „Ich werde versuchen, das Gegenteil zu beweisen.“ Schon am Sonntag (12.30 Uhr) gegen den HC Erlangen, dann in bereits ausverkauften Scharrena. Wobei Manuel Späth bei allem Optimismus zu Bedenken gibt: „Die wissen jetzt, was auf sie zukommt.“ Nicht nur wegen Stefan Salger.