Torhüter Johannes Bitter bleibt dem TVB Stuttgart in der nächsten Saison erhalten. Foto: Baumann

Der TVB 1898 Stuttgart verliert gegen die SG Flensburg-Handewitt mit 18:28 (13:16), bleibt aber in der Handball-Bundesliga – weil sich der HSV Hamburg im Winter vom Spielbetrieb abgemeldet hat. Nun will sich der Club im Oberhaus etablieren.

Stuttgart - Der TVB Stuttgart hat sich mit einer Niederlage von seinem Publikum aus der Saison verabschiedet – aber nicht aus der Handball-Bundesliga. Das 18:28 (13:16) gegen die SG Flensburg-Handewitt vor 2251 Zuschauern in der wieder ausverkauften Scharrena war das letzte Heimspiel der Saison, die mit dem Klassenverbleib enden wird. Ein Fazit:

Die Saison Gerettet – und das zwei Spieltage vor Schluss. Wer hätte das zu Saisonbeginn gedacht? Wohl nur die kühnsten Optimisten. Denn in der Handball-Bundesliga gilt jeder Aufsteiger als potenzieller Absteiger, als Team auf Gastbesuch sozusagen. In den vergangenen Jahren haben sich 13 der 15 Zweitligisten postwendend wieder aus dem Oberhaus verabschiedet, so gesehen verdient der 15. Tabellenplatz Respekt. Der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt sagt: „Als dritter Aufsteiger waren wir von der Papierform her der erste Absteiger.“

Was allerdings nur durch die Insolvenz des HSV Hamburg verhindert wurde, sonst hätte es wohl auch den tapferen TVB erwischt, das sollte man nicht vergessen. Tun die Verantwortlichen auch nicht. „Wir werden die Saison genau analysieren“, sagt Schweikardt, „aber der Klassenerhalt gibt die Möglichkeit, uns auch nächste Saison in der Liga zu etablieren.“ Und das ist ja das primäre Ziel des Vereins.

Der Kader Im Gegensatz zur vergangene Saison mit dem späten Aufstieg steht der Kader. Nur die Torhüterposition war bisher noch vakant, aber gerade die hat es im Handball ja in sich. Die Nachverpflichtung von Weltmeister Johannes Bitterin der Winterpause jedenfalls war nicht nur ein Transfercoup, er zahlte sich auch aus. Denn ohne den 33-Jährigen wären selbst die mageren fünf Punkte im Jahr 2016 kaum zustande gekommen. Nun hat der Weltmeister seinen Vertrag in Stuttgart verlängert, der Verein kann weiter mit Bitter planen. Klar ist zudem, dass Dragan Jerkovic noch einen Kontrakt hat und somit die Nummer zwei bleibt, während Yunus Özmusuls Vertrag ausläuft und seine Zukunft somit kaum in Stuttgart liegen dürfte.

Ansonsten schmerzt vor allem der Abgang von Rechtsaußen Michael Spatz, dessen 171 Tore erst einmal geworfen werden müssen, zumal er ja auch der zweitbeste Siebenmeterschütze der Liga war. Die Rolle fällt dem Niederländer Bobby Schagen zu, der vom Absteiger Lübbecke kommt. Lars Friedrich (Balingen) wird durch den Göppinger Felix Lobedank ersetzt, hinzu kommt noch Marian Orlowski (ASV Hamm) für die halblinke Rückraumposition, auf der auch Michael Kraus eingesetzt werden könnte.

Michael Kraus Der Weltmeister von 2007 ist der Königstransfer. „Wir erwarten nicht, dass er uns in den Europacup schieß“, sagt Schweikardt, aber doch für den einen oder anderen Punkt in den engen Spielen sorgt, der diese Saison bei sechs Unentschieden auf der Strecke blieb. Außerdem gilt er mit seiner Erfahrung auch als Führungsspieler für junge Spieler wie Dominik Weiß oder Djibril M’Bengue, die ihre Bundesligatauglichkeit durchaus bewiesen haben, zuletzt allerdings in einem Leistungstief steckten. „Insgesamt werden wir mehr Varianten haben und schwerer ausrechenbar sein“, hofft Schweikardt.

Trainer Nach dem letzten Spieltag kommt alles auf den Prüfstand – auch der Trainer? Thomas König hat noch einen Vertrag bis 2017 und auch das Nötigstes aus dem Team herausgeholt, nur: „Wenn man zehn Spiele nacheinander nicht gewinnt, kommt natürlich Kritik auf“, sagt Schweikardt. „Aber ich gehe davon aus, dass Thomas König auch nächste Saison unser Trainer ist.“ Und wenn nicht, dann gibt es durchaus Alternativen: Rolf Brack, Markus Gaugisch oder auch Markus Baur.

Ausblick Das zweite Jahr ist das schwerste, heißt es im Fußball gerne. Das gilt auch für den TVB. „Der Klassenerhalt wird sicher schwieriger“, weiß Schweikardt, allein schon, weil es nächste Saison drei Absteiger geben wird. Und zumindest Zweitligameister Erlangen gilt nicht als potenzieller Abstiegskandidat. Wie lautet also das Ziel? „Wir müssen schauen, dass wir von 14 Punkten in Richtung der 20er-Marke kommen“, sagt Schweikardt. Wobei es aussieht, als ob die neue Saison so anfängt wie die alte am Samstag aufhören wird. Mit einem Spiel gegen Kiel, dann aber zu Hause in der Porsche-Arena (Karten gibt es noch nicht).