Zum dritten Mal trafen sich Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet (von links) zur Debatte im TV-Studio – diesmal auf Einladung von SAT1 und Pro7. Foto: dpa/Willi Weber

Auch im dritten Triell gelingt es Armin Laschet und Annalena Baerbock nicht, dem in Umfragen führenden Olaf Scholz gefährlich zu werden, kommentiert Rainer Pörtner.

Stuttgart - Seit den großen amerikanischen Präsidentschaftsdebatten in den 1960er Jahren umweht auch TV-Diskussionen von deutschen Kanzlerkandidaten der Mythos, hier würden Wahlen gewonnen oder verloren. Das hat so in Deutschland noch nie funktioniert. Auch die drei Trielle, die sich Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz im aktuellen Wahlkampf lieferten, werden keinen entscheidenden Einfluss auf die Wahl am 26. September haben.

Dazu fehlten die großen Fehltritte, die mega-peinlichen Versprecher und das alles überragende Argument, das den politischen Mitstreiter erstarren lässt.

Das dritte TV-Triell, diesmal veranstaltet von SAT1 und Pro7, zeigte die drei Kanzlerkandidaten in der inzwischen eingeübten Rollenverteilung: Laschet präsentierte sich als Versöhner von Markt und Staat, als Bollwerk gegen ein rot-grünes Übermaß an Verboten und Vorschriften. Olaf Scholz mimte wieder den erfahrenen, sozial bewussten Staatsmann und einzig legitimen Merkel-Nachfolger. Baerbock versuchte sich als ökologisch-soziale Modernisiererin zu empfehlen.

In der Sozial- und Steuerpolitik ist Laschet eine klare Alternative

Stärker als in den ersten zwei Triellen ging es diesmal um Steuer- und Sozialthemen. Noch stärker als vorher zeigte sich, wie nahe sich Rote und Grüne sind und wie fremd ihnen beiden die Unionsparteien. Ob Steuererhöhungen, Hartz IV oder Mindestlohn-Anhebung – zwischen die Positionen von Scholz und Baerbock passt kaum ein Blatt Papier. Das immerhin eröffnete Laschet die Chance, einmal als wahre Alternative zu erscheinen.

In Wahrheit kein Dreikampf

Ein echter Dreikampf von Kanzlerkandidaten, die mit gleicher Berechtigung den Anspruch erheben können, mit ihren Parteien nach der Wahl die Führungsrolle und damit den Zugriff auf die Kanzlerschaft erreichen zu können, waren diese Trielle von Anfang an nicht.

Nach einem frühsommerlichen Höhenflug in den Umfragen war Annalena Baerbock bereits zum Start der Fernsehdebatten auf ein so niedriges Umfrage-Niveau abgestürzt, dass von einer „Kanzlerkandidatur“ eigentlich nicht mehr die Rede sein konnte. In Wahrheit geht es schon länger nur noch um die Frage, ob am Ende die Unionsparteien oder die Sozialdemokraten die Nase vorn haben.

Vielleicht war dies ein Grund, warum Baerbock im Verlauf der drei Fernsehdebatten zunehmend locker und souverän erschien. Befreit von der Last, am Ende Erste sein zu müssen, legte sie an Aggressivität und Schlagfertigkeit zu. Der Grünen-Spitzenkandidatin dürften die Trielle genützt haben, um sich und ihre Partei zu stabilisieren.

Kampf gegen das Loser-Image

Armin Laschet hat sich vor einigen Monaten sicherlich ausgemalt, dass er als Spitzenreiter durch die heiße Phase des Wahlkampfs gehen würde. Nun musste er in den TV-Duellen gegen ein Loser-Image ankämpfen, das an ihm klebte wie frisch aufgekochter Teer. Die unerwartete Rolle des Attackierenden liegt ihm offensichtlich nicht. Der CDU-Politiker, obwohl Vorsitzender der aktuellen Kanzlerin-Partei, wirkte weiter wie ein Oppositionspolitiker, der sich redlich müht, aber einfach nicht durchdringt.

Olaf Scholz ließ sich in keiner der drei TV-Debatten aus der Ruhe bringen – nicht einmal da, wo es um seine wenig ruhmreichen Taten bei der Bekämpfung von Geldwäsche und großen Finanzbetrügereien ging. Wobei gar nicht so einfach zu sagen ist, was einen Olaf Scholz überhaupt aus seiner hanseatischen Reserviertheit locken könnte. Laschet, Baerbock und die fragenden Journalisten waren es jedenfalls nicht.