Ein Paar für einen Abend: Daniel (Sebastian Ströbel) und Pauline (Anne Schäfer) Foto: ARD

Die Romanze „Der Wunschzettel“ ist eine zu Herzen gehende, aber nicht rundum gelungene weihnachtliche Tragikomödie.

Stuttgart - Es gehört zu den eigentümlichen Gesetzen des Filmwesens, dass es keine glücklichen Singles geben darf, erst recht keine weiblichen. Ist eine Frau allein, ist sie gewissermaßen unvollständig – und am besten sollte es zum passenden Mann auch noch Kinder geben. Die romantisch-dramatische Tragikomödie „Der Wunschzettel“ erzählt so eine Geschichte: Pauline (Anne Schäfer), Ende dreißig, hatte bislang nicht allzu viel Glück mit den Kerlen und sich daher in einem unbemannten Dasein eingerichtet. Sie selbst kommt damit bestens klar, aber ihre Familie fürchtet, sie werde als alte Jungfer enden.

Das Weihnachtsfest im Kreis der Lieben läuft daher regelmäßig auf die Frage hinaus, wie es um Paulines Beziehungsstatus stehe. Schwester Caro (Jasmin Schwiers), Mutter zweier Kinder von mutmaßlich unterschiedlichen Männern, macht es den Eltern allerdings auch nicht recht. Sie erscheint jedes Jahr in anderer Begleitung. Den Isländer Jon (Helgi Schmid) bringt sie allerdings schon zum zweiten Mal mit, was den Druck auf Pauline erhöht.

Wagemutiger Entschluss

Als sie kurz vor dem Fest an einer Ampel den Wunschzettel des kleinen Leo entdeckt, der zu Weihnachten gern eine neue Frau für seinen verwitweten Papa hätte, fasst Pauline einen wagemutigen Entschluss. Sie wird zwei Wünsche auf einmal erfüllen: Zumindest an Heiligabend soll Leos Vater, der brave Tischler Daniel (Sebastian Ströbel), seine Frau bekommen; und ihre Eltern sehen endlich einen potenziellen Schwiegersohn.

Die Handlung orientiert sich an gleich zwei bewährten Komödienrezepten: „Scheinehe mit Hindernissen“ trifft „Familie und andere Katastrophen“. Während der unverschuldet kurz vor der Pleite stehende Daniel seinen Kindern ein liebevolles und beschauliches Dasein bietet, erfüllt Paulines Sippe zunächst diverse Negativklischees, zumal fast alle Familienmitglieder ein Geheimnis hüten.

Giftpfeile fliegen

Angesichts der ständigen Giftpfeile, die zwischen Caro und Schwägerin Bettina (Annika Kuhl) hin und her fliegen, kann von Feststimmung ohnehin keine Rede sein. Aber auch die Eltern Birger und Wanda (Hans-Uwe Bauer und Lena Stolze) sparen nicht mit kleineren Spitzen und größeren Peinlichkeiten. Im Grunde sind Jon, Daniel und die Kinder die einzig Normalen in der Runde. Immerhin hat es seinen Grund, dass Birger und Wanda den neuen Freund ihrer Tochter ins Kreuzverhör nehmen. Pauline leidet nach Ansicht ihres Bruders (Patrick Güldenberg) unter einem Helfersyndrom. Sie lasse sich darum meist auf Männer ein, die Hilfe auch bitter nötig haben. Der vorige hat sie auf einem Schuldenberg sitzengelassen.

Das ist alles recht unterhaltsam und kurzweilig, zumal Drehbuchautorin Martina Mouchot ihre Figuren mit vielen witzigen Dialogen versorgt, aber mitunter wirkt die Handlung auch konstruiert und übertrieben. Gerade Bettina ist eine typische Filmfigur, selbst wenn die Gemeinheiten, die sie und Caro von sich geben, von erlesener Bosheit sind. Immerhin gehen die Schauspieler allesamt überzeugend in ihren Rollen auf. Sehenswert ist „Der Wunschzettel“ vor allem wegen Anne Schäfer, die selbst absurde Szenen wie ein Gespräch mit einem Ampelmast mit großer Souveränität spielt.

„Jingle Bells“ an der Ampel

Ähnlich beiläufig integriert Regisseur Marc Rensing die gelegentlichen zauberhaften Elemente, wenn beispielsweise die Ampelgeräusche, die sehbehinderte Passanten vor dem Rotlicht warnen, in der Melodie von „Jingle Bells“ erklingen. Diese Momente sind ungleich überzeugender als die etwas dick aufgetragenen Dramenelemente. Rensing hat 2010 mit dem rasanten Erstlingswerk „Parkour“ (2010) auf sich aufmerksam gemacht. Aber diese Freitagskomödie folgt nun bis hin zu den emotionalisierenden Popsongs allzu sehr den gängigen Mustern. Deshalb überschlagen sich die Ereignisse am Ende auch: Leo muss mit einem vermeintlichen allergischen Schock ins Krankenhaus, und die Eltern haben etwas mitzuteilen, das alles andere zur Kleinigkeit schrumpfen lässt.

Ausstrahlung: 7. Dezember 2018, 20.15 Uhr