Der Geist Egon (Nikolaus Paryla, li.) braucht Hilfe vom frustrierten Musiklehrer Franz (Simon Schwarz). Foto: Allegro Film/BR/ORF/Stefanie Leo

In der österreichischen TV-Komödie „Das Glück ist ein Vogerl“ muss ein frustrierter Musiklehrer einem Geist bei einer letzten Erledigung helfen. Simon Schwarz und Nikolaus Paryla spielen wieder mal großartig.

Stuttgart - Der Österreicher ist schon an sich wenig geneigt, das Leben als unverdientes Geschenk zu sehen, über dessen kleine Fehler man bescheiden schweigen sollte. Er weist gern auf alles hin, was ihn stört. Der Musiklehrer Franz (Simon Schwarz) aber ist übers freudige Granteln hinaus. Er ist authentisch frustriert und steht an der Grenze zur isolierenden Verbitterung. Seine Schüler gehen ihm auf die Nerven, deren Eltern erst recht, die Kollegen sowieso, und seine Ehe hat er an den Bruchpunkt gebracht – was ihm aber noch gar nicht aufgegangen ist. Als wir den Endvierziger zu Beginn der Komödie „Das Glück ist ein Vogerl“ kennenlernen, ist der Crash eher eine Frage von Stunden als von Tagen.

Der Crash kommt dann tatsächlich als Autounfall. Der hätte, glaubt man an planende, aber nicht fehlerfrei arbeitende Schicksalsgewalten, möglicherweise Franz treffen sollen. So aber wird Egon (Nikolaus Paryla), ein älterer Herr auf dem Weg zur letzten Korrekturchance seiner verfehlten Glückssuche, von einem Lastwagen aus dem Leben gerissen. Nur nicht ganz bis ins Jenseits. Egon bleibt als Geist noch ein wenig hienieden.

Konditorengebäck mit Geist

Mit einer Mischung aus Hänflingsbescheidenheit und Gespensterwucht bittet und drängt Egon den Franz, seine letzte Mission, das Aufsuchen der verpassten großen Liebe, für ihn zu Ende zu bringen. Franz wankt sowieso schon an der Kante. Jetzt spricht er auch noch mit jemandem, den niemand außer ihm sehen oder hören kann.

Das Gespenst, das die eigenen Fehler auf Erden korrigieren will und dabei Lebende zur Umkehr von Irrwegen bringt – das ist ein oft durchgespieltes Motiv. Die Autorin Ingrid Kaltenegger hat hier aus ihrem eigenen Roman „Das Glück ist ein Vogerl“ ein Drehbuch gemacht, Catalina Molina (die unter anderem für die „Landkrimi“-Reihe und den österreichischen „Tatort“ arbeitet) hat es sorgfältig inszeniert. Ja, man merkt dem Film an, dass er auf ein Happy End zuläuft, er ist Weihnachtsgebäck, aber solches der Konditoren-, nicht der Discountersorte. Außerdem bekommen in einer Nebenhandlung um Franz’ Ehefrau ölige Sinnfinder-Coaches und deren Klientel eines übergebügelt: Was will man mehr?

Ein Film für die Feiertagsliste

Der ungemein fleißige Simon Schwarz muss zwar oft brave Typen mit ein wenig Pickeln spielen. Er tut das dann auch bestens. Aber wenn er wie hier mal ein bisschen mehr Gas geben darf, kann man nur staunen über das Gebrodele unterdrückter Wut im netten Kerl. Und über den mittlerweile 81-jährigen Nikolaus Paryla mit seiner langen Theater-, TV- und Kinogeschichte kann man kaum etwas sagen, ohne das Gefühl zu bekommen, ihn zu klein dargestellt zu haben. Paryla gehört zu den Leuten, denen man einen Abend lang beim Hin- und Herschieben eines Bierdeckels auf einem Wirtshaustisch zuschauen und sich dabei bestens unterhalten und tief angerührt fühlen könnte. „Das Glück ist ein Vogerl“ sollte man sich auf die Feiertagsliste setzen, für jene Momente, in denen man kurz mal ans Gute in der Welt glauben möchte, aber doch ein wenig Hilfe dabei braucht.

Ausstrahlung: Im Ersten, 16. Dezember 2020, 20.30 Uhr; danach 30 Tage lang in der Mediathek des Senders.