Holliday Grainger und Richard Madden in der „Philip K. Dick’s Electric Dreams“-Episode „Der Haubenmacher“ Foto: Amazon Prime

Zum Start der TV-Serie „Philip K. Dick’s Electric Dreams“, die seit diesem Freitag bei Amazon Prime verfügbar ist, küren wir unsere Lieblingsstorys des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick, dem wir die Vorlagen für Filme wie „Blade Runner“, „Minority Report“ oder „Total Recall“ verdanken.

Stuttgart - Eine Science-Fiction-Serie, die die Möglichkeiten der schönen neuen digitalen Welt immer neu bis zur schlimmsten Konsequenz zu Ende denkt? Dieses Konzept hat „Black Mirror“ auf Netflix bereits zum Kritikerliebling gemacht. Amazon Prime hält nun bei „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ mit Geschichten dagegen, die zwar schon über ein halbes Jahrhundert alt, aber trotzdem verstörend aktuell sind. Der US-Schriftsteller Philip K. Dick (1928–1982), der rund 120 Kurzgeschichten und über vierzig Romane geschrieben hat, ist nicht nur einer in seinen Ideen wagemutiger Sci-Fi-Autor, er hat auch mit seinen gerne philosophische Themen verarbeitenden Storys dem Kino jede Menge Klassiker beschert.

Ridley Scotts „Blade Runner“ basiert beispielsweise auf Dicks Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“. Zudem stammen von ihm die Vorlagen für „Total Recall“, „Screamers“, „Impostor“, „Minority Report“, „Paycheck“ oder „A Scanner Darkly“. Und „The Man in the High Castle“, basierend auf einem Roman, der 1963 den von Fans und Lesern vergebenen Science-Fiction-Preis Hugo erhielt, ist derzeit die weltweit meistgesehene Serie beim Streaming-Dienst Amazon Prime.

Kein Wunder also, dass Amazon Prime jetzt versucht, das Gesamtwerk Philip K. Dicks auszuschlachten. „Philip K. Dick’s Electric Dreams“, ist eine britische Anthologieserie, ist von sofort an sowohl in der englischsprachigen Original- wie der deutschen Synchronfassung bei Amazon Prime Video verfügbar. Jede der zehn Episoden ist die Verfilmung einer Geschichte von Philip K. Dick. Zum Beispiel Adaptionen der Kurzgeschichten „Der Haubenmacher“ (1955), „Ausstellungsstück“ (1954) oder „Der unmögliche Planet“ (1953“).

Zur Besetzung von „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ zählen einige Stars: Bryan Cranston, Anna Paquin, Steve Buscemi, Greg Kinnear, Terrence Howard und Maura Tierney zum Beispiel. „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ wurde von amerikanischen und britischen Autoren und Regisseuren umgesetzt, darunter Ronald D. Moore („Outlander“), Michael Dinner („Justified, Sneaky Pete“), Dee Rees („Mudbound“) und Jack Thorne („Harry Potter und das verwunschene Kind“). Die Geschichten spielen mal fünf, mal 5000 Jahre in der Zukunft. Wir nehmen die Serie zum Anlass, unsere vier Lieblingsgeschichten von Philip K. Dick vorzustellen.

Der König der Elfen (1953)

Die Tankstelle von Shadrach Jones läuft mies, seit der Highway die Autofahrer anderswo entlangführt. Aber der alte Mann fügt sich in sein Schicksal, bis in einer fiesen Regennacht ein paar jämmerlich zerzauste kleine Kerle vor der Tür stehen. Die machen Jones zum König der Elfen – und wir werden nie erfahren, ob der Tankwart wahnsinnig geworden oder tatsächlich auf eine bislang verborgene Seite der Welt gestoßen ist. Dick erzählt da auch von sich selbst, vom Sonderling, dessen Visionen die Mitmenschen keinen Glauben schenken. (tkl)

Nanny (1955)

Die Familie Fields liebt ihre Roboter-Nanny abgöttisch. Bis sich die vom Hersteller auf Krawall programmierte Maschine mit Konkurrenz-Robotern duelliert und unterliegt. Mr. Fields will mithalten und tauscht die alte Blechbüchse gegen die hochgetunte Luxusausführung. Eine bitter lustige Kapitalismus- und Fortschrittskritik. Nach der Lektüre kommt man ins Grübeln, ob die Anschaffung des neuesten Smartphones wirklich eine gute Idee ist. (kah)

Das Orakel vom Berge (1962)

Die Geschichte steht kopf in Dicks Roman von 1962: Die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen, Nazi-Deutschland besetzt die US-Ostküste, Japan die Westküste. Überwachung und drohende Folter säen Misstrauen im schwachen Widerstand, dem nur ein entlarvender, illegaler Film Hoffnung gibt. Ridley Scott, der Regisseur von „Blade Runner“ (1982), hat den historischen Schrecken in „The Man in the High Castle“ (so der Originaltitel) in brillante Serienbilder gefasst: Eine Hakenkreuz-Fahne am Times Square, die Freiheitsstatue zeigt den Hitlergruß – gespenstisch glaubwürdig. (ha)

Die endgültig allerletzte Geschichte (1968)

In nur 117 Worten lässt Philip K. Dick ein gewaltiges postapokalyptisches Epos entstehen – ein Wimmelbild mit Cyborgs, Aliens und im Käfig gehaltenen Menschen. Es wird von Sex und Gewalt erzählt, und am Ende wird Gott aufgegessen: eine verstörend-bizarre Science-Fiction-Miniatur – ganz und gar unverfilmbar. (gun)

Ausstrahlung ab sofort bei Amazon Prime