Szene aus der Serie „Der Schwarm“ Foto: ZDF und Staudinger + Franke / [M/Staudinger + Franke / [M] Servic

Der Öko-Thriller „Der Schwarm“ hat mächtig für Aufregung gesorgt, hat aber auch mit sinkenden Quoten zu kämpfen. Jetzt gibt es das Finale zu sehen. Wann es im ZDF läuft, wo man es schon vorher sehen kann – und ob sich es überhaupt lohnt, die Serie zu schauen, erfahren Sie hier.

Die gute Nachricht: Am dritten Abend im ZDF hat die Ökothriller-Serie „Der Schwarm“ wieder den TV-Quotensieg geholt. Die schlechte: Die Serie nach dem Bestseller von Frank Schätzing hat erneut deutlich Zuschauer verloren. Im Schnitt schalteten am Mittwoch nur 4,56 Millionen die als Doppelfolge ausgestrahlten Teile fünf und sechs ein. Das entsprach zwar 17,0 Prozent Marktanteil ab 20.15 Uhr. Aber am Dienstag waren es noch 800 000 Zuschauer mehr gewesen und am Montag sogar fast 2,3 Millionen mehr.

„Der Schwarm“ geht zu Ende

Es könnte allerdings gut sein, dass sich an diesem Donnerstag die Quote wieder etwas erholt. Dann an diesem Donnerstag strahlt das ZDF um 20.15 Uhr die Teile sieben und acht – und damit das Finale der Serie – aus. Wer sich nicht so lange gedulden kann, kann schon vorher erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Seit Mittwoch sind die letzten beiden Episoden der Serie bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Der Achtteiler „Der Schwarm“ führt in einen Thriller verpackt vor, was die Menschen der Natur und damit sich selbst antun.

In den Kanälen Venedigs verdirbt eine Quallenplage Romantikern den Spaß. In der Küche eines südfranzösischen Gourmetrestaurants nehmen sterbende Hummer Gift speiend Rache. An der Küste von Vancouver Island greift ein Orca ein Touristenboot an, auf dem norwegischen Meeresboden spielen Eiswürmer verrückt. Vor den Shetlandinseln treibt Methaneis. Fischschwärme, Muscheln und Krabben werden zur tödlichen Gefahr – und eine Tsunamiwelle rollt auf Europas Atlantikküste zu.

Frank Schätzing schimpft

Es genügt ein Blick aufs aktuelle Weltgeschehen, um zu erkennen, dass „Der Schwarm“ die Serie der Stunde ist: Pünktlich zur Ausstrahlung dieses Seriengroßprojekts haben sich die UN auf ein Abkommen zum Schutz der Hochsee verständigt. Die Serie kommt also genau zur richtigen Zeit, und wenn Frank Schätzing, dessen Buchvorlage vor 19 Jahren erschien, über die TV-Adaption schimpft, behauptet, sie würde „pilchern“ und sei „ohne aktuelle Relevanz“, ist das wohl eher gekränkte Eitelkeit als eine ernst zu nehmende Kritik.

Der Bestseller, vor dem es kein Entkommen gab

Schätzing sollte lieber stolz darauf sein, wie die Serienmacher den kaum verfilmbaren Stoff in den Griff bekommen, von allerlei pseudowissenschaftlichem Ballast befreit und aktualisiert haben. Tatsächlich emanzipiert sich die Serie da von dem Buch, mit dem Schätzing im Sommer des Jahres 2004 seinen größten Erfolg feierte. Der damals 21-jährige Klaas Heufer-Umlauf, der kurz zuvor seinen ersten TV-Auftritt in der 2192. Folge der Soap „Verbotene Liebe“ hatte, machte das, was die meisten machten: „Ich habe das Buch, als es rauskam, als klassische Urlaubslektüre gelesen.“ Auch die damals 13-jährige Tübinger Waldorfschülerin Leonie Benesch verschlang es sofort: „Als ich damit durch war, war ich total begeistert, weil ich dachte: Jetzt verstehe ich Wissenschaft. Ich habe mich wahnsinnig schlau gefühlt.“

Leonie Benesch und Klaas Heufer-Umlauf

Nun spielt Benesch („Das weiße Band“, „Babylon Berlin“) in „Der Schwarm“ die Meeresbiologie-Studentin Charlie Wagner, und Klaas Heufer-Umlauf („Joko und Klaas“) ist der Tauchrobotik-Experte Luther Roscovitz – zwei Menschen, die zu einer Forschergruppe zählen, die das Geheimnis der verrücktspielenden Meereswelt ergründen. In „Der Schwarm“ geht es auch darum, wie es gelingen kann, dass ganz unterschiedliche Menschen aus allen Ecken der Welt gemeinsam an einem großen Projekt arbeiten.

Und letztlich ging es auch hinter den Kulissen genau darum: Tatsächlich hätte das 40 Millionen Euro teure Serienprojekt „Der Schwarm“ gründlich schiefgehen können, weil bei der ZDF-Produktion auch Sender aus Italien, Frankreich, Schweden, der Schweiz, Österreich und Japan beteiligt waren, EU-Fördergelder geflossen sind, ganz viele wichtige Menschen sich also einig werden mussten. Doch trotzdem serviert die Adaption von Schätzings Montageroman keinen europäischen Einheitsbrei, sondern ist ein in spektakulären Bildern erzählter, vielstimmiger Ökothriller.

Zu verdanken ist das den Drehbüchern, die virtuos die verschiedenen Handlungsstränge verknoten, dem großartigen Ensemble, zu dem auch Cécile de France, Oliver Masucci, Barbara Sukowa oder Franziska Weisz gehören, und dem Showrunner Frank Doelger („Game of Thrones“), der dafür gesorgt hat, dass die üblichen Auseinandersetzungen zwischen den Produzenten der Serie nicht geschadet haben.

Nicht wirklich Science-Fiction

In der Serie fühlt sich die Geschichte Schätzings jedenfalls überhaupt nicht mehr wie Science-Fiction an. „Wir leben in seltsamen, verrückten Zeiten, es passieren Dinge, die wir uns vor 15, 20 Jahren nicht hätten vorstellen können“, sagt Benesch. „Was hier erzählt wird, ist ganz, ganz nah dran an dem, was passieren könnte oder was tatsächlich passiert“, sagt Heufer-Umlauf .

Und das Monster in „Der Schwarm“ ist dann auch nicht wirklich die mysteriöse intelligente Lebensform, die in den Tiefen des Meeres lauert, sondern der Mensch selbst: „Es gibt zwar großartige, intelligente, kluge, empathische, liebevolle Menschen, die gute Sachen vorhaben und Dinge anders machen wollen“, sagt Benesch, „aber wenn man sich so ansieht, was wir alles kaputt machen, finde ich den Gedanken, dass wir das Monster sind, sehr naheliegend. Sowohl in der Serie als auch in der Realität.“

Die Serie
Das ZDF zeigt seit Montag in Episoden von „Der Schwarm“. An diesem Donnerstag werden um 20.15 Uhr die letzten beiden Doppelfolgen des Achtteilers ausgestrahlt. Alle acht Episoden sind bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Das Begleitprogramm
Ergänzend zeigt das ZDF (linear und in der Mediathek) ein umfangreiches Programm an Dokumentationen – zum Beispiel eine zweiteilige „Terra X“-Dokumentation, die fragt, wie gefährlich Wale sind und welche Bedrohungen im Meer lauern.