Kai Wiesinger und Anja Kling als Christian und Bettina Wulff. Foto: SAT.1/ Stefan Erhard

Spannend sind in „Der Rücktritt“ dokumentarische Montagen, in denen Schadt Phasen der Affäre nachzeichnet: Wulff macht Fehler, Harald Schmidt spottet, in Talk-Runden wird diskutiert, Bettina bekommt eine Rotlicht-Vergangenheit angehängt, die Stimmung kippt, von einer Medienkampagne ist die Rede.

Spannend sind in „Der Rücktritt“ dokumentarische Montagen, in denen Schadt Phasen der Affäre nachzeichnet: Wulff macht Fehler, Harald Schmidt spottet, in Talk-Runden wird diskutiert, Bettina bekommt eine Rotlicht-Vergangenheit angehängt, die Stimmung kippt, von einer Medienkampagne ist die Rede.

Stuttgart - Thomas Schadt hat sich schon mehrfach Politikern mit der Kamera genähert. Der kantige Gerhard Schröder gab als Wahlkämpfer und dann als Kanzler viel von sich preis, den weniger zugänglichen Helmut Kohl zeigte Schadt in eingestreuten Spiel-Szenen als einen, dem es nur um Macht ging. Bei Christian Wulff nun entsteht der Eindruck: Der Mann, der in der Rolle des perfekten Schwiegersohnes zum Ministerpräsidenten von Niedersachsen aufstieg, hat kein Geheimnis. Er hat keine Millionen ergaunert wie Uli Hoeneß, sondern nur ein bisschen mit Freunden gemauschelt, was seine selbstgerechte Haltung erklärt, die ihm als Bundespräsident letztlich zum Verhängnis wurde. „Wo käme ich hin, wenn ich mit jedem Journalisten selbst reden würde?“, fragt Kai Wiesinger als Wulff seinen Sprecher Olaf Glaeseker, und man glaubt das sofort – genau wie die Droh-Nachricht auf der Mailbox von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, die er überhastet im Auto aufspricht. Schadt zeigt einen, der im höfischen Getue und Geschwurbel auf Schloss Bellevue nicht das Format entwickelt, reinen Tisch zu machen. Viel Neues ist das nicht, auch nicht zu Bettina Wulff: „First Lady habe ich mir anders vorgestellt“, sagt die sie verkörpernde Anja Kling, und womöglich war die Innensicht genau so banal. Mehr Charakter entwickeln Holger Kunkel als Glaeseker („Das klingt nach Reue wider Willen!“) und Torsten Merten als „Bild“-Reporter Martin Heidemanns („Ich bin Journalist und kein Geheimniskrämer“), spannend sind dokumentarische Montagen, in denen Schadt Phasen der Affäre nachzeichnet: Wulff macht Fehler, Harald Schmidt spottet, in Talk-Runden wird diskutiert, Bettina bekommt eine Rotlicht-Vergangenheit angehängt, die Stimmung kippt, von einer Medienkampagne ist die Rede. Was bleibt? Wo nicht viel ist, kann man nicht viel zu zeigen – auch das ist eine Erkenntnis.