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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD- Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier treffen heute in ihrem einzigen Fernsehduell des Bundestagswahlkampfes aufeinander.

Berlin - Vor dem TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier haben sich die Sozialdemokraten demonstrativ siegesgewiss gezeigt.

"Er wird überzeugen und gewinnen", sagte der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Steinmeier werde es gelingen, die Menschen "von seinen Inhalten, seinen Zielen und seiner Person" zu überzeugen. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bescheinigte dem Vizekanzler und Außenminister ein "massives Glaubwürdigkeitsproblem".

Merkel und Steinmeier treffen am Sonntagabend in ihrem einzigen Fernsehduell des Bundestagswahlkampfes aufeinander. In der 90-minütigen Sendung wollen die Amtsinhaberin und ihr Herausforderer möglichst viele der noch unentschlossenen Wähler für sich gewinnen. Es wird mit einer hohen Einschaltquote des von vier Fernsehsendern (ARD, ZDF, RTL, SAT.1) übertragenen Schlagabtausches gerechnet. Vor allem die in den Meinungsumfragen deutlich hinter der CDU/CSU liegende SPD erhofft sich eine Wählermobilisierung zwei Wochen vor der Bundestagswahl am 27. September.

Das Fernseh-Duell verspricht ein Straßenfeger zu werden. Wie das Institut Emnid für "Bild am Sonntag" repräsentativ ermittelte (502 Personen), wollen sich 54 Prozent der Deutschen den Schlagabtausch mit hoher Wahrscheinlichkeit anschauen. 26 Prozent gaben sogar an, sich das Duell ganz sicher ansehen zu wollen. Nur 23 Prozent wollen die Sendung auf keinen Fall verfolgen. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender erwartet bis zu 20 Millionen Zuschauer. Die Sendung sollte von Maybrit Illner (ZDF), Frank Plasberg (ARD), Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (SAT.1) moderiert werden.

Pofalla hielt Steinmeier im "Hamburger Abendblatt" unter anderem vor: "In Sachen Linkspartei versucht er die Menschen einzulullen mit seinem Mantra: In den Ländern ja, im Bund nein. Dabei entscheiden die Länder über den Bundesrat in rund 40 Prozent aller Fälle über Bundesgesetze mit." Auch Ankündigungen wie das Schaffen von vier Millionen Arbeitsplätzen seien "Märchenstunde pur".

Steinmeier räumte im "Münchner Merkur" ein, vor der Sendung vermutlich ein wenig aufgeregt zu sein. Er sei "sicher, für die Zuschauer wird es eine spannende Diskussion". Der Mehrheit der Deutschen sei bewusst, dass SPD und Union in einer großen Koalition zusammengearbeitet haben "und weder die Kanzlerin noch ich die Möglichkeit haben, uns von diesen vier Jahren zu distanzieren". "Aber natürlich werden wir die Unterschiede deutlich machen - Unterschiede zwischen den Personen und den Programmen der Parteien. Und diese Unterschiede sind gravierend", sagte Steinmeier.

Die nach neuen Umfragen unsichere Mehrheit für eine schwarz-gelbe Bundesregierung steigerte die Spannung vor dem TV-Duell. Demoskopen und die Sender gingen davon aus, dass noch unentschlossene Wähler ihr Votum bei der Bundestagswahl vom Verlauf der Debatte am Sonntagabend abhängig machen könnten.

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle kritisierte erneut, dass die Oppositionsparteien nicht zu der "wichtigsten Fernsehsendung des Bundestagswahlkampfes" eingeladen wurden. "Das ist inakzeptabel, undemokratisch und unfair", sagte er der "Bild am Sonntag". Eine Regierung müsse sich im Wahlkampf der Opposition stellen.

Die Kanzlerin wird laut "Spiegel" keinen weiteren Fernseh-Auftritt haben, bei dem sie auf Politiker anderer Parteien trifft. In der vergangenen Woche sagte Merkel dem ZDF endgültig für eine "Berliner Runde" aller Spitzenkandidaten ab. Der Sender hatte seit März versucht, einen Termin zu koordinieren. Als letzten Termin nannte das ZDF schließlich den 16. September, 11 Uhr, und lud alle Parteien ein. Dem "Spiegel" zufolge zeigten sich alle anderen Parteivertreter von Linkspartei bis CSU entgegenkommend - nur Merkel nicht: Sie benannte als Vertreter für die nun für den 17. September anberaumte Sendung den stellvertretenden Parteivorsitzenden und niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff.