Das Studio von „The Grand Tour“ im Schlosshof Ludwigsburg Foto:Schlossverwaltung Foto:  

Jeremy Clarkson, Moderator der Auto-Show „The Grand Tour“, macht für Dreharbeiten Station im Ludwigsburger Schloss - und kontert dabei die Kritik der Grünen an der ihrer Ansicht nach Verherrlichung schneller Autos. Die Ludwigsburg-Episode des Formats soll Anfang Januar kostenpflichtig bei Amazon Prime video zu sehen sein.

Ludwigsburg - Nur wenige Auserwählte, genauer gesagt 400 plus das Produktionsteam, bekommen den Mann am Montag zu Gesicht. 400 Zuschauer fasst das Zelt, auf dem das Logo von „The Grand Tour“ prangt und in dem der bekannte britische Moderator Jeremy Clarkson von meist exotischen Orten der Welt seine Show präsentiert. Am Montagnachmittag wird im Hof des Ludwigsburger Residenzschlosses gedreht.

Adrian Bergfeld (22) und dessen Vater Armin (51) aus Freiburg bibbern vor dem Schlosshof in der Kälte. Noch lässt sie der Sicherheitsmann nicht durchs Tor. Sie haben sich im Internet um Tickets beworben und können den „groben Unfug“ kaum erwarten, wie Adrian Bergfeld es formuliert. Grober Unfug – nichts anderes sei das TV-Magazin um schnelle Autos. Männerfernsehen wie „Top Gear“, das die englische BBC bis zum Rauswurf Clarksons 2015 produziert hat. An die 350 Millionen Zuschauer saßen bei „Top Gear“ weltweit Folge für Folge vor der Glotze. Clarksons neuer Arbeitgeber, der Internetkonzern Amazon, hofft für das neue Format in ähnlichem Kleid auf ähnliche Resonanz.

Keine Kostprobe der derben Späße

Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung, hat nicht ohne Stolz Medienvertreter ans Set in den Innenhof gebeten. Doch keine Spur von Clarkson und seinen Co-Moderatoren James May und Richard Hammond. „Jeremy hat Pause und trinkt gerade einen Kaffee“, sagt eine Dame aus dem Produktionsteam. Also auch keine Kostprobe der derben Späße, für die Clarksons Moderationen berühmt-berüchtigt sind. Der Drehplan ist eng, zwischen den Stationen Lappland und Nashville hält sich Jeremy Clarkson für 24 Stunden in Ludwigsburg auf. Den hiesigen Grünen – so viel Zeit muss sein – liest er dennoch die Leviten. Mit einem unmissverständlichen „Fuck them!“ konterte der Provokateur auf „Spiegel online“ deren jüngste Kritik. Die Ökopartei hatte moniert, dass Ludwigsburg als nachhaltige Stadt nicht zur Verherrlichung schneller Autos tauge. An keinem Drehort sonst hätten sich Umweltschützer zu Wort gemeldet, weiß dazu noch Chris Clark, der sich Senior International Producer des PS-Magazins nennt.

Einer Handvoll Journalisten gewährt er für zehn Minuten Zugang zum mobilen Studio. Eine Seite des Zelts besteht aus einer Panoramascheibe mit Blick auf den ältesten Teil des Schlosses, den Anfang des 18. Jahrhunderts entstandenen alten Hauptbau. Auf der Suche nach einem Postkartenmotiv, wie es an jedem Drehort durch die Glasfront zu sehen sein soll, „war das Schloss wie ein Geschenk für uns“, sagt Chris Hale. Gesucht habe man etwas Passendes in und um Stuttgart, die Stadt von Porsche und Mercedes. Von den elf Stationen ist Ludwigsburg die einzige in Deutschland. Für „The Grand Tour“ war Ludwigsburg offenbar attraktiver als Hamburg, das auch als Drehort zur Debatte gestanden hatte. Ludwigsburg schlägt Hamburg. Kommt selten vor.

Das TV-Team zahlt Miete für den Schlosshof

Daher bezeichnet Schlossherr Hurst den Besuch des weltweit ausgestrahlten britischen PS-Fernsehens als Chance, „die so schnell nicht wieder kommt“. Veranstaltungen wie diese – so hofft er – tragen dazu bei, dass der barocke Prachtbau bald einen größeren Stellenwert erfährt als nur den „eines Geheimtipps unter Deutschlands Schlössern“. Kosten seien keine entstanden, im Gegenteil. Die TV-Leute hätten für den Schlosshof Platzmiete bezahlt. Der Betrag ist Vertragsgeheimnis.

Ob die TV-Macher Ludwigsburg ins rechte Licht rücken, lässt sich am 6. Januar 2017 überprüfen. Gegen Mitternacht soll die am Montag produzierte Folge von „The Grand Tour“ auf dem Online-TV-Kanal Amazon Prime Video zu sehen sein.