MTV-Turnerin Emelie Petz ist erst 14 – und lässt sich trotzdem nicht aus der Ruhe bringen. Foto: Baumann

Die Frauen des MTV Stuttgart haben zum sechsten Mal in Folge den Titel in der Deutschen Turnliga (DTL) gewonnen. Davon können die Männer nur träumen.

Ludwigsburg - Emelie Petz war nur einen ganz kurzen Moment irritiert, als in der MHP-Arena in Ludwigsburg die falsche Musik zu ihrer Kür am Boden eingespielt wurde. Der erst 14-jährige Teenager aus dem Team des MTV Stuttgart war die letzte Starterin beim Finale der Deutschen Turnliga (DTL), spulte trotz des Fehlers ihre Übung fehlerfrei ab und bekam mit 13,05 Punkten auch noch die beste Wertung an diesem Gerät. Es war der krönende Abschluss einer reifen Mannschaftsleistung, die den Frauen des MTV Stuttgart den sechsten Titel in Folge bescherte. 3,25 Punkte lagen die Stuttgarterinnen am Ende vor dem großen Dauerrivalen TG Karlsruhe-Söllingen (204,40), Dritter wurde die TGS Steglitz vor der TG Mannheim.

Es passt ins Bild, dass sich Emelie Petz nicht hat aus dem Konzept bringen lassen. Denn egal, mit welchen Schwierigkeiten das Ensemble in den schwarz-rot-silbernen Turnanzügen in der Bundesliga auch zu kämpfen hatte – am Ende war das MTV-Team mal wieder eine Klasse für sich. Das war für Trainer Robert Mai nicht selbstverständlich. „Die Frauen haben eine große Belastung wegstecken müssen“, sagt Mai, „umso schöner ist es, dass wir das wieder hinbekommen haben.“

Elisabeth Seitz brilliert trotz Trainingsrückstand am Barren

Und Routine in Sachen Titelsammlung kommt bei den Turnerinnen auch nicht auf. „Jeder Titel ist was Besonderes, weil es immer wieder eine andere Vorgeschichte gibt“, sagt Elisabeth Seitz. Mannschaftskapitänin Kim Bui ist in einer Regenerationsphase und feuerte ihr Team nur von außen an. Elisabeth Seitz konnte vor dem Endkampf eine Woche gar nicht trainieren, weil sie einen Lehrgang bei der Bundeswehr hatte. Das hielt die 24-Jährige aber nicht davon ab, an ihrem Paradegerät, dem Barren, federleicht und quirlig um die Holme zu wirbeln und sich mit 14,50 Punkten die Tagesbestwertung zu sichern. Aber auch die anderen MTV-Athletinnen zeigten sich als mutige Fliegerinnen und hatten nach dem Barren 4,10 Punkte Vorsprung auf das Team aus Karlsruhe.

Tabea Alt lässt sich bei ihrem Heimspiel nicht nervös machen

Beste an allen vier Geräten war Tabea Alt (53,75), die wegen des Ausfalls von Seitz spontan am Sprung, am Barren, am Schwebebalken und am Boden ranmusste. Es ist beeindruckend, wie die erst 17-Jährige mit dieser Verantwortung umgeht. Die Ludwigsburgerin zeigt bei ihrem Heimspiel eine erstaunliche Reife und wurde neben den 4000 Zuschauern auch vom Selbstbewusstsein getragen, bei den Weltmeisterschaften in Montreal die Bronzemedaille am Schwebebalken gewonnen zu haben.

Am Zittergerät konnte sie diesmal den schweren Aufgang nicht halten und musste runter – den Rest des Programms bewältigte sie dann souverän und lieferte dem Team entscheidende Punkte. Doch wie macht sie das eigentlich? „Natürlich übe ich viel, aber ich habe vor allem gelernt, in den entscheidenden Momenten ganz bei mir zu bleiben.“

Die Heim-WM 2019 in Stuttgart ist zusätzliche Motivation

Die Bundesliga ist jedoch keine One-Woman-Show. Auch die Kolleginnen Carina Kröll, Kim Ruoff, Lisa Katharina Hill und die belgische Nationalturnerin Dorien Motten machten zum Jahresausklang einen ausbalancierten Eindruck. Bis auf Motten trainieren alle im Kunstturnforum in Stuttgart. „Wir sind damit gleichzeitig die wohl erfolgreichste Trainingsgruppe Deutschlands“, sagt Seitz. Wie Kim Bui verschwendet sie keinen Gedanken daran, vor den Olympischen Spielen 2020 aufhören zu wollen. „Und die Heim-WM in Stuttgart, meine erste in Deutschland, ist eine zusätzliche Motivation“, sagt Seitz.

Ein bisschen Trost benötigt hingegen die Männerriege des MTV Stuttgart, die es in Ludwigsburg nicht aufs Treppchen schaffte und mit 19:34 gegen die KTV Obere Lahn unterlegen war. Der Titel ging erwartungsgemäß an die KTV Straubenhardt, die 54:28 gegen die TG Saar gewann und der damit das Triple gelang.