Dagmar Ziegler (Mitte) bewirtet seit zehn Jahren die Vereinsgaststätte. Foto: Fatma Tetik

Seit zehn Jahren ist Dagmar Ziegler die Wirtin in der Vereinsgaststätte des Turnerbund Gaisburg auf der Waldebene Ost. Vor allem im Winterhalbjahr tun sich die Gastronomen in dem Naherholungsgebiet schwer. Im Sommer dagegen ist es ein Paradies.

S-Ost - Eines der beliebtesten Naherholungsgebiete in Stuttgart liegt inmitten einer dicht bewaldeten Ebene: die Waldebene Ost und die angrenzende Wangener Höhe. Wer die Anreise zur sogenannten „grünen Insel“ des Stadtbezirks Ost zu Fuß auf sich nimmt, erlebt nicht nur idyllische Waldwege, sondern begegnet auf seiner Wanderroute auch zahlreichen Gaststätten, die sich entlang der Waldebene Ost angesiedelt haben. Eine davon ist die Vereinsgaststätte des Turnerbundes Gaisburg, welche etwas versteckt am linksseitigen Ende der Waldstraße beheimatet ist.

„Von der Straße aus sieht man zunächst überhaupt nicht, welch ein Paradies sich hier verbirgt“, sagt die Pächterin der dortigen Gaststätte, Dagmar Ziegler. „Es ist ein großer Glücksfall für uns, hier sein zu können“, so die Wirtin, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Pächterjubiläum im Vereinsheim des Turnerbundes feiert. Zuvor bewirtete die Gastronomin knapp zehn Jahre lang das mit knapp tausend Plätzen ausgestattete Schützenhaus in Korb. Anschließend gönnte sich die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin gemeinsam mit ihrem Mann Hans eine Auszeit an der Costa Blanca im sonnigen Spanien. „Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich wieder ein Lokal betreiben möchte. Das war schon immer mein Traum“, sagt sie.

Zurück in der schwäbischen Heimat machte sich das Gastronomenpaar auf die Suche und verliebte sich auf Anhieb in den Standort zwischen Wald und Wiesen auf der Waldebene Ost. „Die große Fensterfront und die weitläufige Terrasse mitten im Grünen haben mich sofort begeistert“, sagt Ziegler.

„Mit den vorherigen Pächtern hatten wir leider kein großes Glück“, sagt Frieder Seidel, der beim TB Gaisburg für das Vereinsheim verantwortlich ist und regelmäßig auf ein Bier im Vereinslokal vorbeischaut. Mit Dagmar Ziegler habe man einen wahren Glücksgriff gelandet. Das Verhältnis zueinander sei sehr harmonisch, schildert der Vereinsverantwortliche. Einfach gestaltete sich die Übernahme der Pacht für Dagmar Ziegler jedoch nicht. Nach vielen Pächterwechseln stand die Vereinsgaststätte schließlich ein halbes Jahr lang leer, bevor sie das Lokal übernahm. Viele ehemalige Stammkunden hatten in der Zwischenzeit eine neue Bleibe gefunden. „Wir mussten bei Null anfangen und uns erst einmal einen Namen machen“, erinnert sich die Pächterin. Gelungen sei dies nicht nur mit eisernem Willen, sondern auch durch die Unterstützung ihres ehemaligen Teams aus Korb: sowohl ihr einstiger Koch „Ferry“ als auch zahlreiche Servicekräfte folgten ihrer Chefin in die Landeshauptstadt, um gemeinsam anzupacken.

„Nach ersten Anlaufschwierigkeiten haben wir dann schnell Fuß gefasst“, sagt Ziegler. Mit der Zeit sei ein neuer Kundenstamm aufgebaut worden. Bei gutem Wetter finden auf der Südterrasse rund 120 Gäste Platz, auf der überdachten Terrasse daneben weitere 60. Ein großer Bolzplatz mit Naturrasen und ein Spielplatz ergänzen das Angebot im Außenbereich. Zusätzlich steht ein großer Gastraum im Innenbereich zur Verfügung, der nach Wunsch mit Faltwänden getrennt werden kann.

Schwierigkeiten bereitet der Wirtin der alljährliche Winter. „Der Winter auf der Waldebene Ost ist lang und hart“, sagt Ziegler. Während im Frühjahr und Sommer Hochbetrieb herrsche, kehre zwischen Oktober und März kaum jemand in der Gaststätte ein. Das liege mitunter an der beschwerlichen Anfahrt zu den Gastronomiebetrieben. „Damit haben fast alle Lokale hier zu kämpfen“, so Ziegler. Die Lokale erreicht man ausgehend von der Haltestelle Geroksruhe entweder mit dem Auto oder nach einem knapp halbstündigen Fußmarsch.

Zumindest das soll sich nun ändern: von heute an fährt die bestehende Buslinie 64 bis zur Waldebene Ost. Von der Buslinienverlängerung erhofft sich Dagmar Ziegler Verbesserungen. Allerdings handelt es sich um einen zunächst befristeten Probebetrieb seitens der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Ziegler zeigt sich optimistisch: „Für unseren Sauerbraten nehmen die Gäste auch weitere Wege in Kauf.“ Und schließe man bei schönem Wetter die Augen auf der Sonnenterrasse und lausche dem Rascheln der Bäume, fühle sich das an, wie das Rauschen des Meeres an der Costa Blanca.