Timo Eder hat bei der Turn-EM Gold und Bronze geholt. „Es war emotional“, sagt der Ludwigsburger nach der Rückkehr aus Leipzig. Welche Ziele hat er nun?
Einen Tag Pause gönnte sich Timo Eder, ehe er am Montagnachmittag schon wieder in die Trainingshalle zurückkehrte. Als Europameister und Gewinner einer EM-Bronzemedaille. Wie hat er die Tage der so erfolgreichen Heim-EM in Leipzig erlebt?
Timo Eder, mit welchen Zielen und Erwartungen sind Sie denn vor einigen Tagen in die Heim-EM in Leipzig gestartet?
Mit Medaillen hatten meine Ziele nichts zu tun. Ich wollte gut turnen, mich für das Mehrkampffinale qualifizieren und für den Mixed-Wettkampf nominiert werden.
Dahinter konnten Sie schnell einen Haken machen.
Weshalb ich nach der Qualifikation auch freier turnen konnte. Und auch in Sachen Nervosität wurde es dann immer besser.
Sogar so gut, dass Sie mit zwei Medaillen aus Leipzig zurückgekommen sind.
Das kam wirklich sehr überraschend. Und war entsprechend überwältigend. Das Gefühl, als im Mixed-Wettkampf feststand, dass Karina Schönmaier und ich eine Medaille sicher haben – das war schon krass. In dem Moment wäre ich auch mit dieser Silbermedaille schon total glücklich gewesen. Und als wir dann da saßen und auf die letzten Wertungen gewartet haben, dachte ich auch, dass gleich durchgesagt wird, dass es für uns nicht ganz gereicht hat.
Aber es kam anders, Sie beide haben Gold gewonnen. Im Barren-Finale folgte dann noch Bronze.
Mit solch einem Erfolg hatte ich vorher wirklich nicht gerechnet. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut. Zumal gerade der Mixed-Wettkampf ein richtig cooles Format ist – auch für die Zuschauer.
Haben Sie schon realisiert, was da in den Tagen von Leipzig geschehen ist?
Da in Leipzig ja auch das Deutsche Turnfest stattgefunden hat, haben mich dort natürlich gleich viele Menschen erkannt und mir gratuliert. Da gab es also viele Momente, in denen ich noch einmal realisieren konnte, dass in den vergangenen Tagen sehr viel sehr gut funktioniert hat. Daher würde ich sagen: Ja, es ist alles angekommen.
Medaillen und Abschiede
Stichwort Turnfest: Welche Rolle hat denn der Heimvorteil gespielt?
Ich würde behaupten, dass es sich auf meine Leistungen selten auswirkt, ob viele oder eher weniger Zuschauer in der Halle sind. Meine Nervosität ist eigentlich immer gleich. Dennoch war es schön, diese Atmosphäre mit den vielen deutschen Zuschauern zu erleben.
Für alle zusammen waren es sehr emotionale Tage in Leipzig. Das Frauen-Team hat Silber gewonnen, danach verletzte sich Helen Kevric. Dann gab es neben Ihren beiden Medaillen noch die Titel von Karina Schönmaier am Sprung und Nils Dunkel am Barren. Zudem Silber für Andreas Toba am Reck und den Abschied von Elisabeth Seitz.
Ja, es war immer wieder emotional, aber gerade deswegen habe ich diese Tage von Leipzig auch so sehr genossen. Für Nils, mit dem ich im Barren-Finale stand, habe ich mich sehr gefreut. Und Andy Toba habe ich diesen schönen Abschluss seiner Karriere absolut gegönnt.
Er hat nun seine Laufbahn beendet, im vergangenen Jahr hat schon Lukas Dauser aufgehört. Wie sehr werden die beiden dem deutschen Turnteam fehlen?
Zunächst einmal kann ich mir vorstellen, wie schwer es ist, solche eine Entscheidung für ein Karriereende zu treffen – und sie dann auch allen mitzuteilen. Daher war es ein krasses Erlebnis, das bei Andy so hautnah miterlebt zu haben. Er war seit 2012 immer dabei im Nationalteam, auch Lukas war lange in der Mannschaft. Natürlich werden die beiden fehlen. Ich bin aber guter Dinge, dass junge Turner nachkommen, die sie auf lange Sicht ersetzen können.
Wie sehr haben Sie selbst denn von den beiden profitiert?
Sie haben mich beide sehr gut aufgenommen, als ich ins Team der Erwachsenen gekommen bin. Und es tut einfach gut, wenn man im Training und in den Wettkämpfen Kollegen um sich hat, die einen anfeuern und einem auch mal Tipps geben.
Auf dem Weg zu den Erfolgen in Leipzig gab es erst einmal seit vielen Jahren keine Doppelbelastung mehr, da Sie 2024 nicht nur an den Olympischen Spielen teilgenommen haben, sondern auch Ihr Abitur geschrieben haben. Was hat sich seitdem verändert?
Ich habe auf jeden Fall mehr trainiert, seit ich mit der Schule fertig bin. Und nun kann ich sagen, dass sich dieses harte Programm ausgezahlt hat. Ich habe bei der EM 16 Übungen geturnt – und bin durch alle ohne großen Fehler durchgekommen.
Das klingt nach einer guten Basis. Was steht denn noch an in diesem Jahr?
Nachdem ich am Sonntag einen Tag frei hatte, stand am Montagnachmittag zunächst mal wieder eine Trainingseinheit an.
Fernziel sind die Olympischen Spiele 2028
Kein Urlaub für den Europameister?
Doch, aber am kommenden Wochenende findet noch ein Wettkampf in der Deutschen Turn-Liga an. Danach ist dann aber Urlaub angesagt. Im Herbst findet dann noch die WM statt.
Für die Sie welche Ziele haben?
Überhaupt dabei zu sein. Bezüglich eines WM-Starts ist aktuell noch gar nichts sicher, die Qualifikationen stehen in den nächsten Monaten erst noch an. Im Training wird es nun aber erst einmal darum gehen, neue Elemente zu trainieren. Bis zu den nächsten großen Wettkämpfen möchte ich meine Übungen noch schwieriger machen.
Fernziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles?
Ja, aber eher noch die WM 2027. Denn dort wollen wir uns als Team für Olympia qualifizieren. Das wäre sehr wichtig.