Perfekte Haltung: Marcel Nguyen vom KTV Straubenhardt will an diesem Samstag in der Stuttgarter Scharrena glänzen – aus guten Grund. Foto: AP

An diesem Samstag heißt es: Für einen hat es sich ausgeträumt. Der MTV Stuttgart kämpft gegen den KTV Straubenhardt um den Einzug ins Finale der Deutschen Turn-Liga. Für Marcel Nguyen ist es dabei eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte.

Stuttgart - Eigentlich sollte die Turn-Weltmeisterschaft für Marcel Nguyen der Höhepunkt des Jahres werden. Der Auftritt der deutschen Turnerriege in Glasgow ging vor knapp zwei Wochen aber in die Hose. Der anvisierte achte Platz, der zur Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio gereicht hätte, wurde knapp verpasst – am Ende landete das deutsche Team um Nguyen und Fabian Hambüchen auf Rang neun. „Wir hatten es selbst in der Hand“, sagt Nguyen rückblickend, „am Pferd haben wir es dann aber vergeigt.“

Für die deutschen Kunstturner bleibt nun noch das Olympia-Qualifikationsturnier im März in Rio de Janeiro. „Da muss es dann mit der Qualifikation klappen“, sagt Marcel Nguyen im Brustton der Überzeugung, dass wir uns nicht qualifizieren, steht nicht zur Debatte.“ Beim 28-Jährigen liegt der Fokus weiter voll auf Olympia. Deshalb hat er ans Aufhören noch keinen Gedanken verschwendet. Dass nach der Enttäuschung von Glasgow die Luft allerdings ein wenig raus ist, das kann auch Nguyen nicht verhehlen.

Kampf ums Finale der Deutschen Turn-Liga

Dabei steht bereits an diesem Samstag das nächste wichtige Ereignis an: In der Scharrena (18 Uhr) kämpfen der Tabellenführer MTV Stuttgart und der KTV Straubenhardt um den Einzug ins Finale der Deutschen Turn-Liga. Brisanz erhält das Duell wegen der knappen Ausgangslage: Mit 12:0 Punkten steht der MTV auf dem ersten Platz, der KTV rangiert direkt dahinter (10:2), punktgleich mit der TG Saar, die parallel gegen den SC Cottbus turnt. Ins große Finale (5. Dezember) in Karlsruhe kann nur ein Team einziehen – Stuttgart oder Straubenhardt. „Es ist schön, dass es so einen Wettkampf am Ende der Saison gibt“, sagt MTV-Kapitän Sebastian Krimmer, „in den vergangenen Jahren war das ja leider immer schon früher klar, wer im Finale turnt.“

Nguyen und Krimmer schieben sich vor dem Showdown die Favoritenrolle zu. „Der KTV ist viel besser aufgestellt als noch im letzten Jahr“, betont Krimmer. Marcel Nguyen sieht dagegen die Stuttgarter in der „Favoritenrolle“. Für ihn ist der Wettkampf in Stuttgart auch deshalb besonders, weil es gegen die alten Kameraden geht. Im vergangenen Jahr hatte Nguyen noch das Trikot des MTV getragen, war dann aber wegen besserer Aussichten zum KTV gewechselt. Unter anderem boten die Straubenhardter dem Kunstturner die Chance auf verschiedene Praktika und einen Job im Anschluss an seine Sportlerkarriere.

Aus den Nationalmannschaftskollegen Krimmer und Nguyen, die während der Saison im Nationaldress gemeinsam an den Geräten um Punkte kämpfen, werden in der Bundesliga also Konkurrenten. „Bei der WM gab es schon einige Sticheleien“, sagt Sebastian Krimmer, „wer verliert, darf sich das wahrscheinlich ein Jahr lang anhören.“ Die Turner kennen sich untereinander so gut, dass keiner dem anderen noch etwas vormachen kann. Deshalb wird es an diesem Samstag auch auf die Tagesform ankommen. MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald erwartet jedenfalls „Turnen auf Weltniveau“.

Klar ist: Besonders die Nationalmannschaftsturner wollen ins Finale – und so eine weitere Enttäuschung in diesem Jahr verhindern. „Nicht im Finale zu stehen wäre frustrierend“, gibt Marcel Nguyen zu. Denn nach der verpassten WM-Qualifikation wäre der Finaleinzug für ihn gegen das alte Team zumindest eine kleine Genugtuung.