Herr der Ringe: Marc Plieninger Foto: Baumann

Marc Plieninger zählt mit seinen acht Jahren zu den größten Turn-Talenten in Württemberg – sein Ziel ist der Nationalkader.

Stuttgart - Eine kurze Drehung, ein satter Schuss – der Ball zappelt in der Kiste. „Ja“, brüllt Marc Plieninger und ballt vor Freude die Faust. Im Übungsraum des Stuttgarter Kunstturnforums geht es ordentlich zur Sache. Eine knappe halbe Stunde lässt Landestrainer Jörg Schwaiger seine Nachwuchsturner kicken. Und die Jungs – acht bis elf Jahre alt – geben dabei alles. Sie grätschen, hechten, tunneln und schießen aus allen Lagen. Aufwärmrunde mit Spaßeffekt.

Danach wird es ernst. Coach Schwaiger beginnt die Trainingseinheit mit knappen Anweisungen. Erst Dehnübungen, dann im Handstand durch die Halle, weiter geht’s mit Flugrollen und anderen Turnelementen, Bewegungsabläufe werden einstudiert. Zum Abschluss geht es an die Geräte wie Ringe, Reck, Barren und Pauschenpferd.

Konzentriert dabei: Marc Plieninger. Acht Jahre ist der blonde Knirps mit den stahlblauen Augen erst alt, aber schon ein richtiger Überflieger. Im Juli bei den Württembergischen Nachwuchsmeisterschaften im Kunstturnen in Fellbach-Schmiden überraschte der kleiner Turner des MTV Stuttgart und holte sich überlegen den Titel. „Das war schon cool“, sagt Marc Plieninger und lacht so verschmitzt wie es nur ein junger Bursche mit acht Jahren tun kann.

An diesem Samstag hat er beim Schülerpokal des Schwäbischen Turnerbundes (STB) in Ulm den nächsten großen Auftritt. Sein Ziel bei einem der wichtigsten Nachwuchswettbewerbe Württembergs: die Qualifikation für den Deutschlandpokal, der am ersten Novemberwochenende in Schwäbisch Gmünd-Wetzgau stattfindet. Unter den Augen von Nachwuchs-Bundestrainer Jens Milbradt will er das Sprungbrett nutzen, um in den nationalen Kader zu gelangen. „Da will ich unbedingt hin. Und wenn ich meine Übungen gut turne, schaffe ich das“, sagt Marc Plieninger. Auch Trainer Schwaiger ist zuversichtlich, dass sein Schützling seine Chance nutzt: „Er ist sehr ehrgeizig, konzentriert und diszipliniert. Ich traue ihm durchaus den Sprung zu.“

Ein Bewegungstalent ist Marc Plieninger schon von klein auf. Seine erste Übungsfläche war das elterliche Wohnzimmer, wo er immer wieder versuchte ein Rad zu schlagen und Purzelbäume zu machen. Fünf Jahre alt war er, als Mutter Anja Plieninger mit ihm zum Kinderturnen in die Stuttgarter Tivoli-Halle ging. Dort wurde er alsbald von dem STB-Nachwuchssichter Rainer Schrempf entdeckt und ans Kunstturnforum gelotst.

„Salto, Überschläge, Flickflack, das hat mir riesigen Spaß gemacht“, erzählt der Blondschopf. Fußballspielen auch, aber im Gegensatz zu seinem Bruder Jan (11), der in einer Nachwuchsmannschaft des VfB Stuttgart kickt, hat sich der Achtjährige fürs Turnen entschieden. Viermal die Woche bis zu drei Stunden trainiert Marc Plieninger im Kunstturnforum und hat dabei seine Vorbilder oftmals direkt vor Augen. Idole wie Olympia-Silbermedaillengewinner Marcel Nguyen, die MTV-Bundesligaturner Sebastian Krimmer und Thomas Andergassen. Der Bub schwärmt: „Es ist super, wenn man ihnen beim Training zuschauen kann. Das sind ganz große Turner.“ Und so einer will er auch einmal werden.