Wieder auf dem Vormarsch: Elisabeth Seitz. Foto: dpa

Für die Turner geht es Schlag auf Schlag. Zuerst steigt an diesem Samstag die WM-Qualifikation in der Stuttgarter Scharrena, ehe drei Wochen später die WM in Glasgow beginnt. Mit dabei ist Elisabeth Seitz vom MTV Stuttgart, die nach einem Ermüdungsbruch im linken Fuß wieder auf dem Vormarsch ist.

Stuttgart - Wer ständig mehr will, als er darf, der hat es nicht leicht im Leben – bei Elisabeth Seitz (21) verhalten sich die Dinge ein bisschen anders. Die erfolgreichste deutsche Turnerin der vergangenen Jahre sprüht vor der WM-Qualifikation an diesem Samstag in der Scharrena zwar wieder vor Tatendrang, was nach der Operation am linken Fuß aufgrund eines Ermüdungsbruchs im November 2014 nicht das schlechteste Zeichen ist. Und manchmal, da muss sich Seitz auch noch ein bisschen bremsen in ihrem Ehrgeiz, stets die schwerste und vielleicht spektakulärste Übung turnen zu wollen. Aber genau das macht die gebürtige Heidelbergerin, die nun für den MTV Stuttgart in der Bundesliga startet, gern. Weil sie gelernt hat, dass sie nur Schritt für Schritt vorankommt. Und dass sie von dieser Marschroute in den Wettkämpfen profitieren kann.

Weniger ist manchmal mehr. Oder, wie es Elisabeth Seitz sagt: „Ich darf nicht zu früh zu viel wollen und muss vielleicht noch ein bisschen mehr auf meinen Körper achten und mit Bedacht turnen.“ Das ist manchmal schwer, aber sinnvoll,weshalb Seitz froh darüber ist, dass ihr Umfeld sie manchmal in ihrem Tatendrang bremst. „Es gibt zum Glück genügend Leute, die mich dann darauf hinweisen“, sagt sie und lacht.

Seitz hat bei der WM Großes vor

Zwei Schrauben hat Seitz noch immer im linken Fuß, doch schon bei den deutschen Meisterschaften in Gießen zeigte sie nach langer Verletzungspause eine starke Form – und bewies bei ihren Übungen, dass weniger mehr sein kann. Sie holte sich den Titel im Mehrkampf und hat nun auch bei der WM in Glasgow (23. Oktober bis 1. November) Großes vor. „Wir wollen mit dem Team unter die besten Acht, damit wir uns für die Olympischen Spiele 2016 qualifizieren“, sagt sie.

Wenn man so will, ist in Glasgow bereits alles auf Rio de Janeiro ausgelegt. Die Vorzeichen für das deutsche Frauenteam aber sind, ähnlich wie bei den Männern, nicht die besten. Es gibt aufgrund von Verletzungen viele Fragezeichen, die Spitzenkräfte Kim Bui und Kim Janas etwa fehlen aufgrund von Kreuzbandrissen. „Bei der WM kämpfen viele Nationen um die Plätze sechs, sieben und acht“, sagt Seitz, „es wird sicher auf die Tagesform ankommen.“

Nur ein WM-Ticket wird noch vergeben

Auf dem Weg zur erhofften starken Leistung bei der WM ist die Qualifikation an diesem Samstag eine wichtige Standortbestimmung für Seitz – zumal es nach dem Wechsel aus Mannheim ihr erster Heimwettkampf vor Stuttgarter Publikum ist. Für die WM qualifizieren muss sich Seitz aber nicht mehr. Es geht am Samstag nur noch um einen freien Platz in der Riege der deutschen Turnerinnen. Zwar sind bisher neben Elisabeth Seitz nur Sophie Scheder und Pauline Schäfer von Cheftrainerin Ulla Koch offiziell nominiert, doch auch Leah Grießer (Karlsruhe) und Lisa-Katharina Hill (Stuttgart) haben bereits eine Zusage für das WM-Ticket. Damit wird es nur noch einen Zweikampf zwischen Pauline Tratz (Karlsruhe) und Antonia Alicke (Böckingen) um den sechsten Platz im WM-Team geben.