Voller Einsatz für den MTV: Fabian Hambüchen. Foto: Pressefoto Baumann

Der Turnstar führt den MTV Stuttgart zum Sieg gegen seinen Ex-Club MTV Obere Lahn – und schlägt nach dem Heimsieg in der Bundesliga für die WM Alarm. Hinter dem deutschen Team stecken einige Fragezeichen.

Stuttgart - Wer schon immer mal wissen wollte, was ein Star zum Anfassen ist, der war am Samstagabend in der Scharrena richtig. Die Umarmungen des Fabian Hambüchen (27) nahmen kein Ende, und wer auf die Idee gekommen ist, mitzuzählen, muss irgendwann am Rande des Nervenzusammenbruchs kapituliert haben.

Der Turnstar führte den Spitzenreiter MTV Stuttgart in der Bundesliga mit einem starken Auftritt zum souveränen 70:19-Erfolg gegen seinen Ex-Club KTV Obere Lahn – und war der Liebling in der Halle. Da nahm Fabian Hambüchen schon vor dem Wettkampf seine Fans für Fotos in den Arm, später mussten seine ehemaligen Teamkollegen aus Hessen gefühlt nach jeder Übung dran glauben, und hinterher gab’s einen wahren Autogramme- und Fotomarathon, weil ihm die meist junge Anhängerschaft mit Stift und Handykamera bewaffnet fast bis in den hintersten Winkel der Halle folgte.

Hambüchen tankt Selbstvertrauen

Hambüchen genoss das Bad in der Menge, er ist nach dem Abgang von Marcel Nguyen zum Liga-Konkurrenten KTV Straubenhardt das Zugpferd des MTV – auch in sportlicher Hinsicht. Der Wetzlarer überzeugte in der Bundesliga gegen die KTV Obere Lahn und tankte nach einem einwöchigen Trainingslager auf Mallorca Selbstvertrauen für die nächsten Wochen, in denen die Weichen in Richtung der Großereignisse gestellt werden. Vom 23. Oktober bis zum 1. November steigt die Weltmeisterschaft in Glasgow – vorher findet im Rahmen der deutschen Meisterschaft in Gießen (19. und 20. September) der erste Teil der Qualifikation statt, ehe am 3. Oktober in der Scharrena Teil zwei über die Bühne geht.

Hambüchen selbst liegt voll im Plan, er ist schon jetzt in guter Form, die DM und die WM können kommen. „Es ist alles gut“, sagte er am Samstag, „jetzt geht es darum, die Details in den Übungen zu verfeinern.“

Der Star blickt mit bangem Blick zur WM

Allerdings hat Hambüchen auch die deutsche Mannschaft bei der WM im Blick, und dabei beschleicht ihn ein mulmiges Gefühl. Beim Großereignis in Glasgow werden die Tickets für die Olympischen Spiele 2016 in Rio des Janeiro vergeben, und für den Mannschaftswettbewerb sind die Vorzeichen nicht die besten. Marcel Nguyen muss nach seinem Kreuzbandriss noch das Knie schonen, Andreas Bretschneider kämpft nach einem Achillessehnenabriss um den Anschluss, und obendrein sagte zuletzt Lukas Dauser die WM-Teilnahme aufgrund einer Verletzung ab. „Wir haben viele Fragezeichen“, sagte Hambüchen. Bundestrainer Andreas Hirsch fand deutlichere Worte: „Wir haben ein Riesenproblem“, meinte er.

Wer bei der WM fürs deutsche Team an welchen Geräten ins Rennen gehen wird, ist offen. Klar ist: Am Ehrgeiz des Fabian Hambüchen wird das Projekt Olympia-Qualifikation nicht scheitern. „Mein Reckfinale, mein Mehrkampf“, sagte er im derben Duktus, „das ist mir alles scheißegal. Wir müssen mit dem Team irgendwie unter die Top acht, damit wir bei Olympia dabei sind.“ Ob das Ende klappt oder nicht – Hambüchen hat angesichts der jüngsten Verletztenmisere ein Hauptproblem in der Entwicklung des deutschen Turnens ausgemacht. „Es kommen in der Spitze keine Talente nach“, sagte er, „da sollten sich alle Beteiligten mal um die Nachwuchsförderung Gedanken machen.“