Hat Großes vor: Turnstar Fabian Hambüchen. Foto: dpa

Beim Mannschaftsfinale der Turn-WM war Fabian Hambüchen erstmals seit zwölf Jahren nur Zuschauer. Im Mehrkampf an diesem Freitag und im Reckfinale am Sonntag will er in Glasgow angreifen.

Stuttgart/Glasgow - Fabian Hambüchen (28) ist ein Turner, für den die Bedingungen der Athleten über allem stehen. Wenn wie zuletzt bei den deutschen Meisterschaften keine Getränke für die Sportler bereitstehen, schlägt der Star des MTV Stuttgart Alarm und kritisiert den Verband ohne Rücksicht auf Verluste scharf. Nun, bei der Weltmeisterschaft in Glasgow, gibt Hambüchen mal wieder den Poltergeist.

Vor dem Mehrkampffinale an diesem Freitag und dem Reckfinale am Sonntag beklagt der Wetzlarer, dass die Athleten unmittelbar vor dem Wettkampf keine Möglichkeit zum Einturnen in der WM-Arena bekommen. „Es ist echt beschissen. Wir haben das schon im vorigen Jahr bei Athletensprecher Jani Tanskanen kritisiert. Aber geändert hat sich nichts“, sagt Hambüchen, der zum Abschluss der WM am Sonntag als letzter Turner an sein Königsgerät muss.

Für ihn bedeutet das, dass er mindestens 20 Minuten in der SSE Hydro Arena warten muss. „Ich kann auch nicht in die Trainingshalle zurück gehen, der Weg ist einfach zu weit. Für mich eine schwierige Situation, weil man schnell kalt wird. Aber ich habe das ja schon x-mal erlebt“, sagt Hambüchen. Er werde sich „Musik auf die Ohren knallen“ und den Wettkampf beobachten. Mit Dehnübungen wolle er verhindern, dass die Muskulatur kalt werde.

Duell mit Bretschneider

Wie auch immer: Fest steht, dass Hambüchen am Ende ordentlich heiß laufen wird, und das auch im übertragenen Sinn. Der MTV-Turner bestreitet am Sonntag sein 17. Reckfinale bei Internationalen Meisterschaften oder Olympischen Spielen – und er gilt neben dem Chemnitzer Andreas Bretschneider als deutsche Medaillen-Hoffnung. Der Weltmeister von 2007 wird am Sonntag als letzter Starter genau wissen, welche Note er erturnen muss. Es ist ein Gefühl, das er liebt: „Ich mag es, wenn ich da taktisch vorgehen kann.“ Im Mehrkampf-Finale an diesem Freitag (ab 19.15 Uhr) hat Hambüchen dagegen nur das Ziel, „das Feld von hinten aufzurollen“ und die Top 10 zu erreichen. „Da teste ich noch mal meine Finalübung – mit vollem Risiko“, sagt er.

Nach zwölf Jahren in der Weltspitze hat Hambüchen ohne jede Bitterkeit realisiert, dass es im Mehrkampf, anders als noch vor zwei Jahren bei der WM in Antwerpen, wo es Bronze gab, nicht mehr zur absoluten Spitze reicht: „Das ist nicht mehr wirklich drin. Da gibt es jetzt eine neue Generation, die in einer absoluten Hochphase ist. Mit meinem Alter ist jetzt der Punkt gekommen, wo da nicht mehr viel geht“, sagt er.

Hambüchen lässt die Zukunft offen

Doch mindestens bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wird er noch als Mehrkämpfer gebraucht. Was nach Rio kommt, das lässt er weiterhin offen. Viele sähen Hambüchen gern noch bis zur WM 2019 in Stuttgart im Nationaltrikot, doch das kann sich der Spitzenturner, der dann 32 Jahre alt ist, nur schwer vorstellen. „Eine Heim-WM in Stuttgart hatte ich ja schon 2007“, sagt er dazu nur. Hambüchen will nach den Spielen in Rio sein Studium zu Ende bringen und danach wohl in den Trainerjob wechseln – ein Start bei der WM 2019 ist deshalb extrem unwahrscheinlich.