Heißes Wetter bedeutet volle Freibäder. Das kann mitunter dazu führen, dass das Konfliktpotenzial steigt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Bäderbetriebe Stuttgart wollen in allen fünf städtischen Freibädern externes Sicherheitspersonal beschäftigen. Im Fildorado in Filderstadt gibt es das bereits seit 2016. Warum ist das überhaupt nötig? Und wie sicher kann man sich als Badegast fühlen?

Filder - Tumulte und Angriffe auf das Badpersonal im Inselbad Untertürkheim, sexuelle Belästigung in Möhringen, in einem Freibad in Kehl drohte ein Streit zwischen etwa 200 jungen Männern zu eskalieren. Gefühlt häufen sich die Meldungen von Vorkommnissen in Freibädern, die ein Eingreifen von Sicherheitspersonal oder gar der Polizei zur Folge haben. Im Fildorado gibt es seit 2016 einen externen Sicherheitsdienst. Auch die Bäderbetriebe Stuttgart reagieren nun mit verschiedenen Maßnahmen auf die Vorfälle der letzten Wochen.

Wie sicher ist ein Freibadbesuch?

Generell nicht unsicherer als der Besuch jeder anderen öffentlichen Einrichtung, sagen die Badbetreiber. „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass man sich in unseren Bädern nicht fürchten muss“, sagt Jens Böhm, der Sprecher der Bäderbetriebe Stuttgart. Man müsse die Relation sehen zwischen der hohen Zahl der Badegäste und den Vorfälle. „Wir tun alles für die Sicherheit unserer Badegäste“, sagt Felix Schneider, Geschäftsführer des Fildorado. Pro Schicht sind in dem Spaßbad in Bonlanden zwei Sicherheitsdienstmitarbeiter tätig, an „Schwerlasttagen“ sind es vier, erklärt Schneider. Ihm ist es zudem wichtig, zu betonen, dass auch die Sicherheit seines Personals weit oben steht. Kein Verständnis hat er für die Geringschätzung, mit der manch ein Badegast den Mitarbeitern begegne. „So etwas prallt nicht einfach an einem ab. Und es trägt nicht zur Attraktivität des Berufs bei“, sagt der Geschäftsführer.

Warum ist dann zusätzliches Sicherheitspersonal nötig?

Nach den jüngsten Ereignissen ist im Inselbad Untertürkheim zusätzliches Sicherheitspersonal im Einsatz. „Sie sollen unser Stammpersonal entlasten und den Bereich außerhalb des Schwimmbeckens abdecken“, sagt Böhm. So soll gewährleistet sein, dass das Badpersonal seine Hauptaufgabe erfüllt, nämlich für die Sicherheit der Badenden zu sorgen und zu schauen, dass niemand im Becken ertrinkt. Das war auch der Grund für das Fildorado, vor drei Jahren einen Sicherheitsdienst zu beauftragen. „Dadurch können sich unsere Mitarbeiter auf die Aufsicht der Schwimmbecken konzentrieren“, sagt Schneider. Einen konkreten Vorfall, der den Einsatz der Security notwendig machte, habe es in Bonlanden nicht gegeben.

In Stuttgart hingegen schon: Im Inselbad hatten Jugendliche am vergangenen Samstag auf einer Liegewiese verbotenerweise Fußball gespielt. Badbedienstete hatten sie auf das Verbot hingewiesen, was die Jugendlichen aber offenbar nicht störte. Als sie des Bades verwiesen werden sollten, kam es zu tumultartigen Szenen, das Badpersonal rief die Polizei zur Unterstützung. Auch in anderen Stuttgarter Freibädern gibt es hin und wieder Vorkommnisse dieser und ähnlicher Natur. In dieser Saison gab es im Freibad Rosental in Vaihingen zwei Vorfälle, die ein Haus- und Badeverbot nach sich zogen, informiert Jens Böhm. Nähere Angaben zum Tatbestand kann er aus Datenschutzgründen nicht machen.

Die Bäderbetriebe reagieren nun auf diese Entwicklung: „Unser Ziel ist es, in allen Stuttgarter Freibädern Sicherheitspersonal zu beschäftigen“, sagt Böhm. Auch, wenn Möhringen und das Freibad Sillenbuch keinen „kriminellen Schwerpunkt“ haben. Priorität haben für die Stadt die Bäder in Untertürkheim und auf dem Killesberg. Wann Vaihingen, Möhringen und Sillenbuch dran sind, kann Böhm nicht sagen. Die Schwierigkeit liege darin, einen Dienstleister zu finden, der auf die Schnelle die Kapazitäten hat, in allen Freibädern Sicherheitspersonal abzustellen.

Wie erklären sich die Badbetreiber die steigende Zahl an Vorfällen?

„Zunehmend respektloses Verhalten“ und eine „steigende Grundaggressivität“ nennen die Bäderbetriebe Stuttgart als einen der Gründe für die steigende Zahl an Pöbeleien und Übergriffen. Allerdings sei das nicht nur in Freibädern zu beobachten, sondern beispielsweise auch im öffentlichen Nahverkehr, sagt Böhm. „Und es wäre falsch, nur Jugendliche zu beschuldigen“, sagt der Sprecher der Bäderbetriebe. Konflikte, bei denen das Bäderpersonal oder gar die Polizei eingreifen müssen, seien in allen Altersklassen zu beobachten. „Hohe Temperaturen und Alkoholkonsum können verstärkt dazu führen, dass bei manchem die Sicherung durchbrennt“, sagt Böhm. Felix Schneider schätzt die Situation ähnlich ein. „Wir führen keine Statistik, aber seit Freibadöffnung im Fildorado beobachten wir eine erhöhte Zahl vor allem beim Alkoholkonsum und der Widersetzung von Anweisungen.“

Viele Badegäste auf engem Raum verstärkten das Potenzial für Konflikte, sagt Böhm. Im Fildorado kann man das hingegen nicht beobachten. „Wir hatten am Sonntag einen Rekord von 6800 Besuchern, aber keinen negativen Vorfall“, sagt Schneider.

Was tun die Bäderbetriebe sonst, um Übergriffe zu unterbinden?

Die Mitarbeiter im Fildorado seien speziell geschult, sie könnten auch Kurse in Selbstbehauptung belegen, sagt Schneider. In Stuttgart arbeite man enger mit der Polizei zusammen, heißt es von den Bäderbetrieben. Beamte sollen häufiger in den Freibädern Streife gehen, sowohl in Uniform als auch in zivil. „Außerdem möchten wir zusätzliche Schulungen für unser Personal in Sachen Deeskalation anbieten“, sagt der Sprecher der Stuttgarter Bäderbetriebe. Man könne sich auch vorstellen, Streetworker aus der Jugendarbeit in die Freibäder zu schicken. „Wir arbeiten an verschiedenen Fronten. Wir wollen solche Zwischenfälle wie in Untertürkheim nicht mehr in unseren Bädern haben“, sagt Böhm.