Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine winken am Wahlabend zu Anhängern in der Parteizentrale in Ankara. Foto: AP/dpa/Ali Unal

Das Rennen um das Präsidentenamt zwischen Amtsinhaber Erdogan und seinem Herausforderer Kilicdaroglu war knapp – und geht wohl in eine zweite Runde in eine Stichwahl.

Nach 20 Jahren an der Macht muss sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan voraussichtlich erstmals einer Stichwahl stellen. Beim Stand von rund 95 Prozent der ausgezählten Wahlurnen im Inland und rund 37 Prozent im Ausland liege Erdogan bei 49,49 Prozent der Stimmen, sagte der Chef Wahlbehörde, Ahmet Yener, in Ankara.

Wann findet die Stichwahl statt?

Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kam demnach auf 44,79 Prozent. Beide verfehlten damit die absolute Mehrheit von 50 Prozent. Die Endergebnisse wurden noch nicht verkündet. Es war unklar, wann damit zu rechnen ist.

Der Termin für eine Stichwahl ist Sonntag, der 28. Mai. Wähler mit türkischem Pass in Deutschland und anderen Ländern würden bereits zwischen dem 20. und 24. Mai ihre Stimme abgeben können.

Auch vor der Stichwahl wird Erdogan auf die meisten Medien und die Regierungsmehrheit im Parlament in Ankara bauen können.

Was meint der Begriff Stichwahl?

Mit dem Begriff Stichwahl wird der entscheidende Wahlgang nach dem Mehrheitswahlrecht bezeichnet, wenn die Kandidaten im vorangegangenen Wahlgang nicht die erforderliche (sogenannte qualifizierte) Mehrheit bekommen haben.

Beim Mehrheitswahlrecht wird derjenige Kandidat gewählt, der die erforderliche Mehrheit der Stimmen erhalten hat. Beim Mehrheitswahlrecht kann immer nur einer gewinnen. Alle Stimmen, die nicht für den Sieger abgegeben wurden, haben demzufolge keine Bedeutung.

Wer tritt in einer Stichwahl an?

Im ersten Wahlgang ist immer die absolute Mehrheit von mehr als die Hälfte der Stimmen erforderlich. Wird diese nicht erreicht, treten bei der Stichwahl im zweiten Wahlgang nur noch die beiden erfolgreichsten Bewerber gegeneinander an.

In Ländern, in denen der Präsident direkt vom Volk gewählt wird – wie zum Beispiel Frankreich oder die Türkei – gibt es eine Stichwahl zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten.

Was ist ein „Königsmacher“?

Außenseitern kommt bei Stichwahlen wichtige Rolle zu, auch wenn sie selbst nicht mehr antreten dürfen.

So könnte dem Drittplatzierten Sinan Ogan von der ultranationalistischen Ata-Allianz bei der türkischen Präsidentschaftswahl die Rolle des „Königsmachers“ zukommen, sollte er eine Wahlempfehlung für Erdogan oder Kilicdaroglu abgeben.