So war es 2018: Sicherheitsmaßnahmen vor einem Wahllokal in Zuffenhausen. Foto: Lichtgut/Leif-Hendrik Piechowsk/i

Der Wahlausgang in der Türkei kann am Sonntag auch Folgen für die Landeshauptstadt haben. Die Einsatzkräfte sind vorbereitet. 2018 konnten sie Konflikte eindämmen.

Gut 70 Autos mit 180 Teilnehmern fahren hupend im Triumphzug durch die Stadt, auf dem Schlossplatz protestieren Hunderte Menschen, es gibt Provokationen, mal fliegen Steine – so ist es bei der letzten Wahl in der Türkei gewesen, im Juni 2018, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gewann. Letztlich hat der Tag in Stuttgart glimpflich geendet. Doch wie wird es diesmal am Sonntagabend aussehen?

„Wir sind vorbereitet“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann, „und wir rechnen natürlich mit möglichen spontanen Versammlungen.“ Diesmal könnten es weniger die Erdogan-Anhänger sein, die Grund zum Jubelkorso haben. Der Herausforderer, der Sozialdemokrat Kemal Kilicdaroglu, liegt in den Umfragen vorn. Für die Polizei bedeutet das dennoch das übliche Programm: Auf mögliche Verkehrseinsätze reagieren, auf brisante Begegnungen von türkischen und kurdischen Gruppierungen achten, die gefährdeten Objekte intensiv überwachen. Also das Generalkonsulat am Kernerplatz, das Viertel um die Mauserstraße in Feuerbach, die Lorenzstraße in Zuffenhausen.

Erste Demo zur Wahl ist angemeldet

„Bisher gibt es keine Erkenntnisse, dass ein unfriedlicher Verlauf droht“, sagt Widmann. Meist passiert es ja auch spontan – etwa wenn an einer Demo von Anhängern der kurdischen Sache ein Auto mit flatternder türkischer Fahne vorbeifährt. Ob es wieder einen Umzug vom Kernerplatz durch die Stadt in Richtung Feuerbach geben wird – die Polizei sei bereit, so Widmann. Der Verkehr sei ohnehin wegen des Frühlingsfests auf dem Wasen und des VfB-Heimspiels gegen Leverkusen im Blickpunkt.

Eine offizielle Demonstration zur Türkei-Wahl ist bereits angemeldet. Etwa 100 Personen sollen an einer Kundgebung auf dem Schlossplatz teilnehmen, von 18.30 bis 22.30 Uhr, die Teilnehmer sind eher der kurdischen Sache verbunden.

Der Schatten eines Tötungsdelikts

Doch welche Rolle könnten die Gerüchte um die tödlichen Schüsse unter türkischen Landsleuten im Mercedes-Werk in Sindelfingen spielen? In sozialen Netzwerken wird spekuliert, der 53-jährige Schütze habe seine beiden 44-jährigen Arbeitskollegen letztlich wegen eines Streits um den richtigen türkischen Präsidenten erschossen. Die Stuttgarter Polizei nimmt das zur Kenntnis. Sprecher Widmann stellt hierzu fest: „Wir beziehen solche Geschehnisse natürlich in unsere Überlegungen bei der Vorbereitung des Polizeieinsatzes ein.“

Gökay Sofuoglu, der Vorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland, sagt, es kursierten viele unterschiedliche Informationen, und warnt vor „Desinformation“. Sindelfingen sei ein tragischer Vorfall. Ob die Schüsse in Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahl stünden, könne man nicht sagen. Das sei Spekulation. „Und zu Spekulationen äußere ich mich nicht“. Er vertraue auf die Ermittlungen der Polizei. Auch in den türkischen Medien würde der Vorfall bisher zurückhaltend behandelt.