Durch die geöffneten Fenster der Stadtbibliothek flattern Tauben. Foto: Peter-Michael Petsch

Türen und Taubenkot machen Probleme - Skandalös, so die CDU im Gemeinderat.

Stuttgart - Das Kunst- und Kultur-Blog Flavorewire aus New York hat die Stadtbibliothek auf Platz 7 der 25 schönsten Bibliotheken der Welt gewählt. Dass gravierende technische Mängel seit der Eröffnung bis heute nicht behoben sind, ist bei allem Stolz auf die gelobte Architektur laut CDU im Gemeinderat skandalös.

Am Freitag fiel morgens in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz der Strom im ganzen Haus aus. Diesmal war die Panne rasch behoben. Allerdings hat sie ihre Ursache in gravierenden Baumängeln: Zwei der vier automatischen Eingänge wurden am Freitag auf manuellen Betrieb umgestellt, weil die Automatik bei allen vier Türen seit Monaten versagt. Sie gingen nicht oder nur mit Verzögerung auf und zu. Im Mai quetschte sich sogar eine Besucherin die Hand böse ein und musste zum Arzt. Als am Freitag auf manuellen Betrieb umgeschaltet wurde, kam es zu einem Kurzschluss und dem Stromausfall. „Die Tür an der West- und die an der Nordseite müssen jetzt per Hand geöffnet werden, eine geht als Brandschutztüre bei Feuer automatisch auf, und die andere öffnet sich nach wie vor auf Tastendruck für Behinderte“, sagt Ulrich Klenk, Leiter des Hochbauamts.

Probleme mit den Türen gab es schon bei der Eröffnung des Hauses. Weil die Brandschutztüren nicht funktionierten, wäre die Einweihung beinahe ins Wasser gefallen. Seither reißt die Pannenserie vor allem mit Türen nicht ab: So kommt man durch eine Tür vom Café der Stadtbibliothek zwar auf die Dachterrasse. Wird die Tür zugemacht, kommt man nicht mehr ins Gebäude. „Es handelt sich um eine Brandschutztür. Da fehlt nur außen der Knauf“, stellt Klenk fest und verweist darauf, dass der reguläre Zu- und Abgang zur Terrasse über den Aufzug erfolgt, und der funktioniere, die Terrasse sei jetzt zugänglich. Allerdings mussten vorher fehlende Blitzableiter installiert werden.

Dritter Aufzug: Nachrüstung ist mit 400.000 Euro etwa 150.000 Euro teurer als der sofortige Einbau

Eine weitere Panne war, dass die Besucher in das Wasserbecken in der Halle gestolpert sind. Damit das nicht mehr passiert, wurde es blau angemalt und ist oft abgedeckt. Aus Kostengründen wurde auf einen dritten Aufzug verzichtet. Wegen unzähliger Beschwerden bewilligte der Gemeinderat den dritten Aufzug. Die Nachrüstung ist mit 400.000 Euro etwa 150.000 Euro teurer als der sofortige Einbau. Seit einer Woche ist der Fahrstuhl eingebaut und funktioniert bisher reibungslos. Einen reibungslosen Betrieb erwartet Bibliothekschefin Ingrid Bussmann von der Umstellung der Türen auf manuellen Betrieb nicht. Die schweren, drei Meter hohen Glastüren bekomme man bei Wind kaum auf, fürchtet sie. Die Probezeit dauert zwei Monate. Klappt es nicht, müsse eine andere Technik eingebaut werden. Dass die Türen acht Monate nach der Eröffnung noch nicht funktionieren, kann die Bibliothekschefin nicht nachvollziehen. Immerhin habe sie das Hochbauamt am 7. Dezember vergangenes Jahr über den Defekt informiert.

„Keiner weiß, was zu tun ist“, kritisiert Susanne Eisenmann (CDU), Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, das zuständige Hochbauamt. Als weiteres Problem nennt sie die Fensterfassade. Bei geöffneten Fenstern flattern die Tauben in die Büros und verkoten die Schreibtische. „Wenn wir das nicht ändern, bekommen wir ein massives arbeitsrechtliches Problem“, sagt sie und denkt daran, auf der Dachterrasse einen Taubenturm zu bauen oder einen Falkner mit seinen Raubvögeln zu Hilfe zu holen.

Die CDU im Gemeinderat fordert nun, dass die Mängel schleunigst behoben werden, und hat den Antrag gestellt, sämtliche Defekte zu benennen und Termine für die Lösung der Probleme festzulegen. Es könne doch nicht sein, dass bei einem knapp 80 Millionen Euro teuren Bau die Fehler nicht behoben werden“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jürgen Bauer. Er fürchtet, dass die verantwortlichen Firmen nicht mehr haftbar gemacht werden können, wenn zu viel Zeit verstreicht.

Hochbauamtschef Klenk versichert, dass die Firmen haften. „Wir haben die Türen noch nicht abgenommen und die Rechnungen nicht voll bezahlt. Die Situation bezeichnet auch er als „Katastrophe“. Gerade bei den Türen seien so viele Firmen beteiligt, „dass geklärt werden muss, wer verantwortlich ist“, sagt er und weist darauf hin, dass die Firmen nach Bauende „nur ungern“ zur Mängelbeseitigung vor Ort kommen.