Jede Menge Mitmach-Stationen gibt es in der Schorndorfer Forscherfabrik. Foto: Eva Herschmann

Mehrere Hundert Besucher kommen zur Eröffnung der landesweiten „Code Week“ in die Forscherfabrik Schorndorf – dort wird getüftelt und programmiert.

 

Das kleine Faultier hangelte sich behände am Seil entlang. Seine kleine Erbauerin – und ihre Mutter, die ihr tatkräftig geholfen hat – strahlen. „Wir haben uns schon überlegt, ob wir es statt Faultier Fleißigtier nennen sollen“, sagt Nora Hieronymus von der Kreativwerkstatt Tinkertank, die die sechste Code Week in Baden-Württemberg federführend koordiniert hat.

 

Bei der Auftaktveranstaltung am Samstag in der Forscherfabrik in Schorndorf bauten die neugierigen Besucherinnen und Besucher ab fünf Jahren unter anderem mit Lötkolben, Batterien, Heißkleber und ein wenig Fantasie kleine bewegliche Faultierchen.

Kinder probieren sich in der Forscherfabrik. Foto: Eva Herschmann

Die Code Week ist eine Initiative, die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das Programmieren und Tüfteln zu begeistern und durch praxisorientierte Lernangebote das Verständnis für eine zunehmend digitalisierte Welt zu fördern. Nach dem Auftakt in Schorndorf gibt es bis zum 26. Oktober viele Angebote in ganz Baden-Württemberg und einen Aktionstag „Coding4Society“ am 19. Oktober im Technoseum in Mannheim.

Die Chance, die Welt der Bits, Bites und Bots zu erkunden

„Komm machen!“ war das Motto der diesjährigen Eröffnungsveranstaltung, und die Kinder und ihre Eltern nahmen das wörtlich. „Als wir um 11 Uhr aufgemacht haben, stand eine riesige Schlange vor der Tür, die haben uns regelrecht überrollt“, sagte Andrea Bergler, die Leiterin der Schorndorfer Forscherfabrik, der „Science-Erlebniswelt“ für Kinder. Am Abend seien die Anbieter ziemlich geschafft gewesen, aber auch sehr zufrieden mit dem Verlauf.

Insgesamt 430 kleine und große Forscher und Tüftler nutzten die Gelegenheit, die Welt der Bits, Bites und Bots zu erkunden. In der Forscherfabrik konnten sich die Mädchen und Jungen, aber auch ihre Eltern, den ganzen Tag spielerisch mit IT beschäftigen. Sie lösten kniffelige Denkaufgaben, programmierten eigene Controller, bauten und steuerten Roboter, modellierten kleine Autos mit Hilfe von 3-D-Drucker, griffen sich mit einem computergesteuerten Arm kleine Gegenstände oder traten gegen eine Künstliche Intelligenz in einem Spiel an. Das Angebot sei sehr breit und bunt gewesen, weil sich viele Initiativen aus der Region beteiligt hätten, so Andrea Bergler. „Und die Kinder waren voll bei der Sache.“

Computerfreaks vom Chaostreff haben ein Pacman-Spiel aufgebaut

Im Raum der Jugendmusikschule tanzte Nora, die zu den Stars in Schorndorf zählte. Das Team der Hochschule Esslingen hatte die humanoide Roboterfrau mitgebracht, die die Kinder programmieren und steuern konnten. Und Nora folgte allen Befehlen brav: Sie lief, winkte, legte sich hin oder sprach.

Gleich daneben hatten die Computerfreaks vom Chaostreff Backnang und Hackwerk Aalen ein großes Pacman-Spiel aufgebaut. Bis kurz vor Beginn hatten sie daran programmiert und getüftelt, und als die Show begann, funktionierte alles perfekt und zog kleine und große Spielernaturen magisch an.

Dass ein Getriebe das Herzstück jedes mechanischen Gerätes ist, wusste schon Gottlieb Daimler, dessen Geburtshaus nur wenige hundert Meter Luftlinie von der Forscherfabrik entfernt steht. Die Volkshochschule bot einen Selbstbau-Workshop für Getriebe mit drei Stufen an, das nach dem Zusammenbau getestet, geschmiert und mit nach Hause genommen werden konnte.

„Ein Computer ist halt eine Maschine“

Die Forscherfabrik beteiligte sich auch, und zwar mit einem spielerischen Programmierangebot, bei dem kleine Roboter, blockbasiert, durch das Zusammenfügen grafischer Blöcke, programmiert wurden. Es gehe zum einen, um das Verständnis für die Funktion, erläuterte Andrea Bergler, zum anderen aber auch darum, zu zeigen, dass ein Computer nichts von alleine könne, sondern dass Menschen dahinterstehen. „Ein Computer ist halt einfach eine Maschine.“

Ob Computer intelligent sind und wenn ja, warum, demonstrierte das Team von Explorhino Aalen und Mintfluencer Ostwürttemberg mit kleinen analogen Denk- und Informatikspielen, wie „Turm von Hanoi“, einem mathematischen Knobelspiel mit Holzscheiben und Stäben, oder dem NIM-Spiel, einem klassischen Strategiespiel, gegen eine analoge KI.

Und bei allen Angeboten hatten nicht nur die Kinder ihren Spaß – und Erfolgserlebnisse –, sondern ganz offensichtlich auch Mütter und Väter. „Ich hatte schon den Eindruck, dass viele neue Gäste da waren, die ganz gezielt zu dieser Veranstaltung gekommen sind“, sagte Andrea Bergler.