Karl-Georg Martin Foto: Claudia Barner

Die dringlichsten Sanierungen am Stadion sind abgeschlossen, doch beim TSV Waldenbuch sind die Sorgen dadurch nicht kleiner geworden, sagt Vorstandsmitglied Karl-Georg Martin im Interview.

Waldenbuch - Der frische Rasen leuchtet grün in der Sonne. Die rote Laufbahn setzt den Rahmen um das Spielfeld im Waldenbucher Stadion und präsentiert sich nach gründlicher Sanierung endlich wieder ohne Stolperfallen. Für die Freiluftsportler in der Schönbuchstadt ist die Zwangspause durch das Coronavirus doppelt bitter. Denn nach der Hängepartie durch den gescheiterten Stadion-Neubau auf dem Hasenhof sind die betagten Sportanlagen an der Echterdinger Straße jetzt wieder in einem passablen Zustand. Doch zeitgemäß oder gar wettkampffähig sind sie nicht. Warum man sich auf die nötigsten Reparaturen beschränkt hat und wie sich der größte Waldenbucher Verein für die Zukunft aufstellen möchte, erklärt das TSV-Vorstandsmitglied Karl-Georg Martin im Interview.

Herr Martin, vor drei Jahren ist der Traum des TSV vom neuen Stadion auf dem Hasenhof geplatzt. Die Stadt konnte nicht alle benötigten Grundstücke kaufen. Der TSV-Vorstand hatte viel Energie und Herzblut in das Projekt investiert. Wie schwer war es, sich danach wieder zu motivieren?

Die Enttäuschung war natürlich groß. Doch das ist nicht das Ende. Wir haben unser Ziel, mittelfristig doch noch moderne Sportanlagen auf dem Hasenhof zu schaffen, ja nicht aufgegeben. Tatsächlich bleibt uns auch gar keine andere Wahl. Die bestehende Stadionhalle mit Nebengebäuden ist Baujahr 1961. Sie war damals als Versammlungs- und Sporthalle ausgelegt worden und bietet nur einen Raum, der sich nicht für ein kleinformatiges Kursangebot eignet. Das Gebäude belastet uns finanziell und bietet keinen sportlichen Mehrwert. Die einzige Chance, etwas grundlegend zu verändern, ist der Verkauf des Stadionareals an die Stadt und der Bau von neuen Sportanlagen auf dem Hasenhof. Das bleibt unser Plan.

An welchen Zeitraum denken Sie?

Beim TSV haben wir uns auf eine Perspektive von zehn Jahren geeinigt. Die Stadt steht hinter uns und geht bei ihren Entscheidungen als Pächterin des Stadions vom gleichen Zeitrahmen aus. Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, die Stadt und den Gemeinderat dauerhaft bei der Stange zu halten. Deshalb wäre es wichtig, wenn die Kommune entsprechende Signale setzt und weiterhin zum Beispiel Grundstücke auf dem Hasenhof kauft.

Das kostet Geld, und davon hat Waldenbuch im Moment nicht allzu viel. Wie groß ist die Gefahr, dass das Projekt an den Finanzen scheitert?

Wir sehen ja aktuell, dass es auch am bestehenden Standort nicht ohne Investitionen geht. Allerdings ohne, dass im Gegenzug durch die Vermarktung von Grundstücken Geld an die Stadt zurückfließt. Weil wir an den Plänen für den Neubau festhalten, haben wir uns in unserem Sanierungsplan auf die allernötigsten Maßnahmen beschränkt. Wir haben alle Fenster der Halle ausgetauscht und für die große Glasfront Rollos bestellt. Die Umkleiden wurden saniert und die Duschen ausgetauscht. Im Foyer gibt es nun einen abgetrennten Bewirtungsbereich, und wir haben jetzt die Temperaturregelung mit Mühe so hinbekommen, dass sie erträglich ist. Doch alles in allem ist das eine Sparversion.

Also hohe Kosten und wenig Nutzen?

Der Verein hat für diese Sanierungsmaßnahmen einen Kreditrahmen von 320 000 Euro bewilligt bekommen. Die Stadt und der Württembergischen Landessportbund haben Zuschüsse zugesagt. Doch die finanzielle Last ist hoch. Wir haben deshalb vor einem Jahr die Mitgliedsbeiträge angehoben und versuchen nun konsequent, eine bessere Auslastung durch zusätzliche Kurse am Nachmittag hinzubekommen. Die Investitionen der Stadt in die Außenanlagen sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten.

Der Gemeinderat hat sich lange geziert, Geld in ein Stadion zu investieren, das nur gepachtet ist. Die von den Leichtathleten gewünschte Kunststoffbahn blieb ein schöner Traum. Wie zufrieden sind Sie mit dem aktuellen Stand der Sanierungen?

Wir haben einen guten Draht zwischen der Stadt und dem TSV. Die Sanierung lief zügig und ist jetzt abgeschlossen. Der Rasenplatz wurde abgetragen und neu aufgebaut. Die Korbbogenbahn hat eine neue Drainage und einen neuen Belag. Die Zuschauertribünen sind neu gepflastert und die Geländer erneuert. Obwohl wir bereits eine gebrauchte Flutlichtanlage organisiert hatten, hat die Stadt in eine neue LED-Anlage investiert. Das war eine sehr erfreuliche Überraschung. Unter dem Strich haben all diese Maßnahmen etwa 420 000 Euro gekostet. Aber auch hier gilt: Das waren nur die nötigsten Unterhaltungsmaßnahmen. Zukunftsfähig sind wir damit nicht. Wir rechnen deshalb damit, dass es weiterhin Ausweichbewegungen von Mitgliedern zu Fitnessstudios oder anderen Vereinen geben wird.

Was wäre nötig, um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben?

Die Ansprüche an den Sportverein vor Ort haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Flexible Angebote sind gefragt. Unsere Kurse sind der absolute Renner. Diese kleinteiligen Strukturen können wir in den vorhandenen Räumen aber nicht bieten. Wir werden dadurch ausgebremst. Eine Weiterentwicklung ist so nicht möglich. Wir kommen jedes Jahr weiter in die Bredouille. Die einzige Chance ist und bleibt deshalb der Umzug auf den Hasenhof.