Marc Sanwald gibt die Richtung für die Radrennfahrer vor. Foto: Michael Käfer

An den Hängen des Fellbacher Kappelbergs ermitteln die Rennradfahrer am Sonntag bei den offenen baden-württembergischen Bergmeisterschaften in drei von der Radsportabteilung des TSV Schmiden organisierten Rennen ihre Besten.

Ein starkes Starterfeld hat sich für die offenen baden-württembergischen Bergmeisterschaften am Sonntag (Beginn des ersten Rennens um 10.45 Uhr) auf dem Kappelberg angekündigt. Das gilt zumindest für die Qualität der Rennradler. Rein quantitativ hätten sich die Hauptorganisatoren Marc Sanwald und Christian Schröder mehr als die angemeldeten 118 Starterinnen und Starter gewünscht. „Das werde ich definitiv nicht mehr machen“, sagt Marc Sanwald über den wegen des Deutschen Wandertags in die dritte Ferienwoche verlegten Termin.

Bis vor wenigen Tagen stand die 17. Auflage des Rennens gar kurz vor der Absage, zumal am Sonntag in Bellheim auch noch die 69. Auflage des Silberpilspreises ausgetragen wird. „Da gehen alle Bundesliga-Teams hin“, sagt Marc Sanwald über die sportliche Konkurrenz. Der Leiter der Radsportabteilung beim TSV Schmiden und sein Stellvertreter mussten deswegen den Ablaufplan von vier auf drei Rennen kürzen. Immerhin haben so die zusammen mit den Jedermännern startenden Frauen und Juniorinnen mehr Zeit zum Ausschlafen.

Bis vor wenigen Tagen stand das Rennen in Fellbach kurz vor der Absage

Ausgeschlafen präsentierte sich vor drei Wochen unter anderen Simon Betz. Der Lizenzfahrer vom MRSC Ottenbach, also jenem Verein, der die legendäre Radtourenfahrt Alb-Extrem organisiert, gewann zuletzt den Württemberg-König. Bei dem knapp zwei Kilometer langen Einzel-Bergzeitfahren waren von Stuttgart-Untertürkheim aus 147 Höhenmeter hinauf zur Egelseer Heide zu überwinden. Auch bei den Mitte Juni ausgetragenen Race Days Stuttgart blieb der Mann aus Schwäbisch Gmünd unbesiegt. Für Marc Sanwald ist Simon Betz deswegen im Rennen der Amateure und Eliteamateure (Start: 14.15 Uhr) neben dem international erfolgreichen Mountainbike-Profi Sascha Weber der Favorit.“

Vor dem Duo und seinen 58 Mitbewerbern um den Sieg im Hauptrennen liegen 25 Runden zu je 3,15 Kilometer und jeweils 70 Höhenmeter. Insgesamt müssen die Pedaleure also 78,8 Kilometer und 1750 Höhenmeter bewältigen. Dass die Besten dies in rund zwei Stunden schaffen werden, liegt auch an der nicht allzu anspruchsvollen Topografie. Zwar geht es vom Start an der Gabelung von Gotthilf-Volzer-Weg und Altem Bergweg direkt mit einer satt im zweistelligen Prozentbereich liegenden Steigung los, insgesamt dominieren aber sanfte Gefällstrecken. Außer kurz vor und nach dem Start geht es lediglich noch bei der Panorama-Terrasse der Fellbacher Wengerter steil bergauf. Ihre technischen Fertigkeiten müssen die Rennfahrer und Rennfahrerinnen kurz danach bei einer abfallenden 170-Grad-Kehre beweisen, bevor es einen Querweg oberhalb der neuen Kelter zurück zum Start geht.

Auch der deutsche Vizemeister Jannik Steimle kommt nach Fellbach

Neben dem Sieger des Männerrennens beim Württemberg-König ist in Pia Kummer auch die beste Frau der Bergprüfung in Fellbach am Start. Als einzige Teilnehmerin schaffte sie in Untertürkheim einen Durchschnitt von 20 Kilometern pro Stunde und ließ damit auch mehr als 150 Männer hinter sich. Aus Sicht von Marc Sanwald ist sie neben der mehrfachen deutschen Bahnmeisterin Lea Waldhoff (Talent Cycling) die Favoritin im Rennen der 13 Frauen, die zusammen mit drei Juniorinnen (jeweils 13 Runden) und neun Jedermännern (15 Runden) um 12.30 Uhr an den Start gehen.

Den Auftakt bilden die um 10.45 Uhr startenden Junioren und Senioren, die ebenfalls 15 Runden absolvieren müssen. Favorit der Seniorenklasse ist Markus Westhäuser, der im Vorjahr in Fellbach den zweiten Platz belegte und in diesem Jahr bereits drei Siege erringen konnte. Zudem belegte er 2022 Platz drei bei den deutschen Straßenmeisterschaften der Senioren. Dass er auch mit dem Mountainbike versiert ist, bewies er 2020, als er bei den deutschen Meisterschaften im Mountainbike-Marathon Gold gewann.

Nicht in den Sattel steigen wird am Sonntag dagegen Jannik Steimle. Der 26-Jährige wäre als Fahrer des belgischen World-Teams Quick-Step Alpha Vinyl, also einer der 18 weltweit stärksten Profimannschaften, auch gar nicht startberechtigt bei den auf nicht-professionelle Rennrad-Fahrer beschränkten Bergmeisterschaften. Den in Weilheim an der Teck geborenen Gesamtsieger der Slowenien-Rundfahrt 2020 hatte Marc Sanwald zuletzt vor drei Wochen getroffen. Beim Württemberg-König war der 49-Jährige Wettkampfsprecher und interviewte den amtierenden deutschen Vizemeister im Einzelzeitfahren am Mikrofon, als plötzlich mitten im Dialog der Stromerzeuger seinen Dienst versagte. So kommen die Fellbacher Radsportfans nun in den Genuss einer Fortsetzung des Plauschs mit Jannik Steimle.