Über die Jahre lässt der Schmerz nach, ganz weg geht er nie: Helga Bertele hat in Sri Lanka an Weihnachten 2004 den Tsunami überlebt. Ihr Sohn Manuel starb, ihre Tochter Nathalie kam im Sommer darauf gesund zur Welt. Mit der 14-Jährigen wohnt sie in einem umgebauten Bauernhof im Allgäu und hat jede Menge Pläne. Foto: Gottfried Stoppel

Beim Tsunami vor 15 Jahren hat Helga Bertele ihren kleinen Sohn verloren. Sie wohnte mit ihrem singhalesischen Mann im Süden Sri Lankas und war dort, wo sie immer sein wollte: mitten im Leben.

Sulzberg - Mit dem Wasser, das ihr Leben geschenkt und genommen hat, hat sie sich wieder versöhnt. „Ich gehe supergerne schwimmen“, sagt Helga Bertele und schlingt in ihrer Wohnküche ein Wickeltuch mit Fransen übers Wollkleid, es ist schwarz mit weißen Sonnen. An einer Stelle ist es eingerissen, mit sorgfältigen Stichen hat sie es genäht. Den Sommer über hat sie das Tuch im Kofferraum bei den Badesachen verstaut, damit sie jederzeit in einen Allgäuer See springen kann. Von Sulzberg bei Kempten aus, wo sie wohnt, ist das nicht weit. Im Winter liegt das Tuch bereit fürs Hallenbad. „Schwimmen ist Verarbeiten, ich mache das ganz bewusst“, sagt die 54-Jährige mit dem dunklen Kajalstrich unter den Augen und den langen schwarzen Haaren. Die Allgäuerin ist im Herzen immer ein bisschen Hippie geblieben ist, wild, offen, bereit zum Aufbruch, jederzeit.