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Das deutsche Eishockey-Team hat Platz drei gegen Schweden verpasst.

Köln - Das deutsche Eishockey-Team hat Platz drei bei der Heim-WM mit 1:3 (0:1, 1:0, 0:2) gegen Schweden verpasst, doch mit dem besten Turnier seit Olympia-Bronze 1976 mächtig beeindruckt. Durch den Finalsieg über Russland krönte sich Tschechien anschließend zum neuen Weltmeister.

"In meinem Herzen haben sie die Goldmedaille gewonnen", sagte Eishockey-Idol Erich Kühnhackl, der 1976 zum deutschen Team gehörte. Nach dem stärksten WM-Abschneiden seit Platz zwei 1953 will der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) nun möglichst schnell versuchen, Bundestrainer Uwe Krupp zur Verlängerung seines Vertrages zu bewegen. Krupp ließ seine Zukunft nach dem Spiel weiter offen: "Ich glaube, es ist besser, das erstmal sacken zu lassen, mal paar ein paar Tage vergehen zu lassen und ein paar Mal darüber zu schlafen."

DEB-Generalsekretär Franz Reindl zeigte sich indes skeptisch: "Mein Gefühl ist eher negativ", sagte Reindl unmittelbar vor dem Finale im TV-Sender "Sport 1". Er habe den Eindruck, dass Krupp "vielleicht eher was anderes machen will." Reindl zeigte für diesen Fall Verständnis und betonte, es gebe "noch keinen Plan B".

Nur 20 Stunden nach dem grandiosen, am Ende aber erfolglosen Auftritt gegen Titelverteidiger und Rekordweltmeister Russland musste das deutsche Team früh einem Rückstand hinterherlaufen. Magnus Pääjärvi Svensson überwand nach drei Minuten den ins Tor zurückgekehrten Dennis Endras. Alexander Barta (37.) glich aus, doch Jonas Andersson (44.) traf aus spitzem Winkel gegen den unglücklichen Endras. Mit einem Schuss ins leere Tor (60.) verhalf erneut Andersson dem achtmaligen Weltmeister nach der Penalty-Pleite gegen Tschechien wie im Vorjahr zum dritten Platz. Schwedens Trainer Bengt-Ake Gustafsson verabschiedete sich so versöhnlich vom Drei-Kronen-Team.

Für die deutschen Spieler war die Niederlage eine herbe Enttäuschung. "Der Schock, dass wir hier verloren haben, sitzt tief. Wir wissen, dass die Chance, die wir hier hatten, vielleicht nicht wiederkommt", sagte Torhüter Endras. Kapitän Marcel Goc meinte auch noch mit Blick auf 1:2 im Halbfinale: "Wir waren beide Male so knapp dran. Darum ist es so bitter, dass wir es nicht geschafft haben." Routinier Sven Felski, der sein letztes Länderspiel bestritt, nannte den Kräfteverschleiß als wichtigen Faktor: "Ich denke, dass wir gestern viele Körner gelassen haben", meinte der Berliner.

Krupp sah neben den stärkeren Schweden auch die erneut magere Torausbeute als Ursache. Michael Wolf (10.) und Felix Schütz (11.) tauchten jeweils allein vor Jonas Gustavsson auf, schossen aber den schwedischen Schlussmann an. Dem Bundestrainer fehlte neben Patrick Hager, der im Viertelfinale einen Mittelhandbruch erlitten hatte, auch Korbinian Holzer. Krupp verzichtete wegen der leichten Gehirnerschütterung aus dem Russland-Spiel auf den Verteidiger.

Barta fand zwar eine Lücke zwischen Keeper Gustavsson und zwei Verteidigern und schoss zum 1:1 ein, doch die Schweden wollten die erste WM-Niederlage gegen die Deutschen seit 19 Jahren und die Revanche für das 0:2 des DEB-Teams bei Olympia unbedingt verhindern. Andersson hatte das nötige Glück, als Endras beim Flachschuss fast von der Bande die Sicht verdeckt war und der Puck durch seine Schoner den Weg ins Tor fand.

Die Hausherren warfen vor 15 873 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena danach alles nach vorn, doch der erhoffte Ausgleich gelang nicht mehr. Als Endras zugunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Tor gegangen war, fiel die Entscheidung.

Im anschließenden Finale hat Tschechien den Erzrivalen Russland vom Eishockey-Thron gestoßen und wie vor neun Jahren bei der Weltmeisterschaft in Deutschland den WM-Titel geholt. Das Team um Altstar Jaromir Jagr siegte im Endspiel 2:1 (1:0, 1:0, 0:1) gegen den Rekordchampion und Weltmeister der vergangenen beiden Jahre. Während die Russen ihren 26. Erfolg verpassten, holten die zuletzt vor fünf Jahren erfolgreichen Tschechen ihren zwölften Titel. Schon 2005 war Jagr in Wien dabei, Trainer Vladimir Ruzicka stand auch damals an der Bande und hört erneut als Weltmeister auf.