Donald Trump gibt in Sachen Einwanderung den Hardliner. Foto: dpa

Der amerikanische Präsident hätte sich an eine echte Reform des Einwanderungsgesetzes machen können – doch er bedient nur die Ressentiments seiner Anhänger, meint unser Korrespondent Karl Doemens.

Washington - Nicht alles, was Donald Trump macht, muss falsch sein. Ein modernes Einwanderungsgesetz wäre Anlass, den amerikanischen Präsidenten einmal zu loben. Tatsächlich ist nicht einzusehen, weshalb ein arbeitsloser Deutscher ohne Englischkenntnisse leichter eine Aufenthaltsgenehmigung in den USA erhält als ein indischer Computerexperte, bloß weil sein Bruder in Texas lebt. In einer globalisierten Welt ist es sinnvoll, neben dem Asylrecht für Verfolgte ein Regelwerk zu schaffen, das die legale Einwanderung an Kriterien wie Ausbildung, Sprache oder Jobchancen bindet. Kanada macht das mit seinem Punktesystem vor.

Doch darum geht es Trump nicht. Ansonsten könnte er zu einer Zeit, in der die US-Wirtschaft boomt und Experten bald das Fehlen von Millionen Arbeitskräften voraussagen, nicht die Halbierung der Greencard-Zuteilungen propagieren. Zudem müsste er bei einer echten Reform des Aufenthaltsrechts den acht Millionen Migranten, die seit langem illegal im Land leben, endlich den Weg zur Staatsbürgerschaft eröffnen. Nichts davon hat Trump auf dem Schirm. Nach dem Desaster seiner Gesundheitsreform braucht er kurzfristig ein Thema, um die Basis bei Laune zu halten. Mit Ressentiments gegen böse Ausländer, die angeblich die guten amerikanischen Jobs wegnehmen, geht das immer.