Aggressive Rhetorik: Donald Trumps Lieblingsfeinde sind die Medien. Foto: AP

US-Präsident Trump ruft in einer Reaktion auf die versuchten Briefbomben-Anschläge auf Medien und Politiker der Demokraten zur Einigkeit auf. Dabei trägt er am meisten zur Radikalisierung des innenpolitischen Klimas bei, kommentiert Karl Doemens.

Washington - Die Szene gehört zum Standardrepertoire jeder Trump-Kundgebung. „Wisst Ihr, wie schlimm die dahinten sind?“, fragt der Präsident der USA die aufgepeitschten Zuhörer und zeigt auf Kameraleute und Reporter im abgesperrten Pressebereich. „Total korrupt“, stößt er angewidert aus: „Fake News!“ Die Menge buht lautstark, zeigt den Journalisten den gesenkten Daumen oder den ausgestreckten Mittelfinger und skandiert: „CNN sucks!“ („CNN ist zum Kotzen“).   Angesichts der aggressiven Stimmung bei diesen Veranstaltungen schien es nur eine Frage der Zeit, wann sich die aufgepeitschten Emotionen auf andere Art entladen würde.

Noch liegen die Hintergründe der vereitelten Briefbomben-Attentate im Dunkeln. Offensichtlich aber ist, dass sich der Täter Ziele ausgesucht hat, die der Präsident als „Feinde des Volkes“, „Verbrecher“ und „Mob“ diffamiert hat.   Trump hat die Spaltung der Gesellschaft in den USA nicht begründet. Aber er hat die Kluft vergrößert und mit Hass aufgefüllt. Das ist der Boden, auf dem Anschläge auf politische Gegner gedeihen. Mit seiner hetzerischen Rhetorik hat Donald Trump den Boden einer zivilisierten Gesellschaft verlassen. Die nun eingenommene Pose des Versöhners steht ihm nicht: Er ist der Totengräber der freiheitlichen, toleranten Grundwerte der USA.