Teamarbeit zählt: Die Ameisen demonstrieren, worauf es Firmen bei der Mitarbeiterauswahl ankommt – das Schulzeugnis ist dabei nicht immer ausschlaggebend. Foto: Fotolia

Bei Trumpf sieht man Kluft zwischen Bildungssystem und den Anforderungen des Berufslebens.

Ditzingen – Der Ditzinger Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf braucht ständig qualifi- zierte Mitarbeiter, um im Wettbewerb vorn zu bleiben. Doch erfüllen die Schulabgänger seine Erwartungen?

Herr Schneider, Trumpf ist Weltmarktführer bei Lasermaschinen und darauf angewiesen, der Konkurrenz immer ein Stück voraus zu sein. Wie schlägt sich dieses Ziel in der Berufsausbildung Ihres Unternehmens nieder?
Wir achten bei unserem Einstellungsverfahren vor allem darauf, ob die Bewerber von ihrer Persönlichkeit her zu uns passen. Haben sie eigene Ideen? Sind sie innovationsfähig? Sind sie in der Lage, ihr Wissen mit anderen zu teilen? Solche Eigenschaften sind für uns sehr wichtig, denn die Persönlichkeit lässt sich später kaum noch ändern. Einige Wissenslücken lassen sich dagegen auch im Nachhinein noch schließen.

Wie ermitteln Sie die persönlichen Eigenschaften?
Wir bekommen im Jahr fast 1900 Bewerbungen um 66 Ausbildungsplätze. Da läge es nahe, einen Großteil der Bewerber zunächst nach der Schulnote auszusortieren. Doch genau das tun wir nicht. Jeder, der sich bewirbt, bekommt die Chance, an einem 20-minütigen Online-Test teilzunehmen, bei dem wir uns ein erstes Bild von den persönlichen Eigenschaften machen. Nach diesem Verfahren bleiben noch rund 250 Bewerber übrig, die wir dann bei uns einem weiteren Testverfahren unterziehen. Mit den 150 Bewerbern, die dann noch im Rennen sind, führen wir ausführliche Vorstellungsgespräche.

Für viele Betriebe ist die Schulnote das Maß aller Dinge. Warum hat sie bei Ihnen ein so geringes Gewicht?
Das System Schule und das System Arbeitswelt entwickeln sich immer weiter auseinander. Persönliche Eigenschaften, die uns wichtig sind, sind in der Schule nicht von Bedeutung oder sogar hinderlich. In der Schule ist meist jeder auf sich allein gestellt. Bei einer Klassenarbeit schreibt jeder vor sich hin, und die Lehrer achten genau darauf, dass niemand abschreibt. Im Berufsleben kommt es aber gerade nicht auf die beste Einzelleistung an, sondern darauf, als Team erfolgreich zu sein. Es braucht dafür Mitarbeiter, die in der Lage sind, herauszufinden, was ein anderer besser kann als sie, und ihr eigenes Wissen mit möglichst vielen Menschen zu teilen. Wenn ich dagegen – wie bei den Klassenarbeiten – dazu erzogen werde, mein Wissen für mich zu behalten, werde ich im Team keinen Erfolg haben.

Die Schule bereitet junge Menschen also nur unzureichend auf die späteren Anforderungen vor.
Sie konzentriert sich zunächst auf die Vermittlung von Wissen. Was meinem Eindruck nach aber zu kurz kommt, ist die Entwicklung von Kompetenzen, die für den späteren Berufserfolg mindestens ebenso wichtig sind. Ich kann natürlich verstehen, dass ein Lehrer, der vor 30 Schülern steht, lieber eine Klasse hat, in der keiner auffällt und den Unterricht stört. Wenn aber Menschen zu stark zur Passivität erzogen werden, dann haben sie es später schwer in Berufen, in denen es auf Kreativität und Innovationskraft ankommt. Im Beruf braucht man auch ein gesundes Maß an Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein, um aus gewohnten Bahnen und Denkweisen auszubrechen. Junge Menschen, die so ticken, sind normalerweise nicht die, die im Unterricht unauffällig mitschwimmen. Für uns heißt das: Würden wir einseitig auf die Schulnoten schauen, wäre die Gefahr groß, dass wir Schülern, die gut zu uns passen, Absagen schicken.

Sind die Noten für Sie bedeutungslos?
Es ist nicht so, dass wir überhaupt nicht auf die Noten schauen. Passt jemand gut zu uns und hat außerdem in der Schule Erfolg, ist dies natürlich umso besser. Aber unsere Erfahrung zeigt: Die Schulnoten sagen nur wenig über den späteren Berufserfolg aus.