Theresa May und Donald Trump gehen zum Abendessen. Foto: dpa

Verglichen mit dem, was sich Theresa May von Donald Trump anhören muss, ist Angela Merkel noch gut weggekommen. Der US-Präsident wird seine Meinung in London noch einmal ändern, kommentiert Christian Gottschalk.

Stutttgart - In Deutschland kämpft man noch mit den Nachwirkungen des Trumpschen Orkans, die der in Brüssel irrlichternde US-Präsident hinterlassen hat. In Talkshows und Kommentaren wird noch beleuchtet, wie sehr die Nato und die Kanzlerin beschädigt sind und was geschähe, wenn denn Berlin all die finanziellen Wünsche erfüllte, die Trump so ausgesprochen hat. Der so im Mittelpunkt stehende ist freilich schon lange weitergezogen und bereitet am nächsten Ort seines Aufschlags nicht minder starken Wind. Wenn man den betrachtet, ist Angela Merkel noch vergleichsweise gut weggekommen.

Rabatz schon vor der Ankunft

Trump ist nun also in London, und dort hat er schon vor seiner Ankunft ziemlich Rabatz gemacht. Der soeben zurückgetretene Außenminister sei sicher ein super Premier, die aktuelle Amtsinhaberin Theresa May hätte nur auf ihn hören müssen, in Sachen Brexit. Er, Trump, habe ihr erklärt wie es ginge. Sie, May, habe nur Chaos veranstaltet. Ach ja, und das für Großbritannien so wichtige Freihandelsabkommen stehe auf der Kippe.

Das ist ein wenig so, als ob der US-Präsident Markus Söder als den besseren Kanzler vorschlägt, die AfD ob ihrer Flüchtlingspolitik lobpreist und deutschen Autos mit einem Verkaufsstopp in den USA droht. Die Prognose sei gewagt: Am Ende seines Besuches wird der wankelmütige Trump die innige Freundschaft zu Theresa May lobpreisen und auf den Weg nach Helsinki machen. Dort trifft er in erster Linie Wladimir Putin, was den Finnen eine gewisse Chance bietet, im Vorfeld ungestreift von präsidialen Verbalorkanen zu bleiben.