James Comey sei nicht in der Lage, das FBI effektiv zu führen, schreibt US-Präsident Donald Trump in dem Entlassungsbrief. Der Geschasste selbst soll zunächst aus dem Fernsehen von seinem Rauswurf erfahren haben. Foto: AFP

Trotz gegenteiliger Behauptungen Trumps werden hinter der plötzlichen Entlassung von James Comey vor allem persönliche Gründe des US-Präsidenten vermutet. Schließlich recherchierte der Chef der Bundespolizei zu den umstrittenen Russland-Einflüssen.

Washington - In seinen fast vier Monaten im Amt hat US-Präsident Donald Trump das Establishment in Washington schon so manches Mal geschockt. Aber nichts reicht an die Druckwelle der politischen Bombe heran, die Trump mit der überraschenden Entlassung von FBI-Chef James Comey gezündet hat. Einige Politiker in der US-Hauptstadt sprechen von einer Verfassungskrise. Die Frage, ob Trump mit diesem Rauswurf peinliche Enthüllungen über Kontakte zu Russland vertuschen will, stellt sich auch für Parteifreunde des Präsidenten immer dringender, das Wort vom Amtsenthebungsverfahren macht die Runde.

Die Suche nach einem neuen Leiter der Bundespolizei dürfte in dieser vergifteten Atmosphäre schwierig sein. „Hiermit sind Sie mit sofortiger Gültigkeit entlassen und des Amtes enthoben“, hatte Trump am Dienstag in einem Brief an Comey geschrieben, der den Geschassten erst erreichte, nachdem das ganze Land längst von seiner Kündigung wusste. Er zeigt sich überzeugt, dass seine Kritiker die Entlassung nachträglich gutheißen werden. Comey habe „das Vertrauen von fast allen in Washington verloren, sowohl von Republikanern als auch Demokraten“, twitterte Trump im Anschluss: „Wenn sich die Dinge beruhigt haben, werden sie mir danken!“

Der Kreml soll versucht haben, den Wahlkampf zu beeinflussen

Offiziell begründet die Regierung den Rausschmiss mit Comeys Verhalten bei Nachforschungen wegen der Nutzung eines privaten E-Mail-Servers durch die frühere Außenministerin und Trump-Rivalin Hillary Clinton. Erst vor wenigen Tagen hatte Trump dem FBI-Chef vorgeworfen, Cinton mit dem Verzicht auf strafrechtliche Ermittlungen einen Freibrief ausgestellt zu haben. Tatsächlich war der Republikaner Comey, der 2013 vom demokratischen Präsidenten Barack Obama berufen worden war und noch fast sieben Jahre im Amt vor sich hatte, heftig umstritten. Vorige Woche hatte er vor dem Kongress ausgesagt, eine Clinton-Mitarbeiterin habe Hunderte, wenn nicht Tausende E-Mails an den Laptop ihres Mannes geschickt. Kurz darauf stellte sich heraus, dass es nur um eine Handvoll von Mails ging.

Dass es bei der Entlassung tatsächlich um Comeys Vorgehen im Fall Clinton ging, glaubt aber keiner. Skeptiker verweisen unter anderem darauf, dass Trump den FBI-Chef vor ein paar Monaten noch wegen der Haltung bei Clinton gelobt hatte. Die Blicke richten sich auf die FBI-Ermittlungen wegen möglicher Verbindungen zwischen Trumps Team im Präsidentschaftswahlkampf und Russland. Das FBI, das zugleich auch Inlandsgeheimdienst ist, sowie andere Geheimdienste sind zu dem Schluss gekommen, dass russische Hacker im Auftrag des Kremls versuchten, den Wahlkampf zugunsten von Trump zu beeinflussen. Deshalb seien E-Mails aus dem Lager Clintons an die Öffentlichkeit gebracht worden. Die Frage, ob Trumps Helfer von diesen Versuchen wussten oder sogar mithalfen, soll in den laufenden Ermittlungen geklärt werden.