Sookie Stackhouse ist in Vampir Bill verliebt - das ist aber keineswegs so romantisch wie in der "Twighlight"-Serie. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: RTL II

"True Blood": Die coolste Vampir-Serie seit "Buffy" startet auf RTL II - Ein Gespräch.

 
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München - Mit schwachen Quoten gestartet, entwickelte sich die recht heftige, deftige Serie "True Blood" in den USA zum Hit. Heute Abend startet sie auch im deutschen Free TV. Das Publikum scheint nun mal fasziniert von den Untoten. Ein Gespräch mit dem Vampirexperten Friedhelm Schneidewind.

Herr Schneidewind, hängen bei Ihnen zu Hause Knoblauchzehen an der Wand?

Nein, es liegen nur Requisiten herum, wenn ich schauspielere etwa ein kleiner Sarg.

Wie kann man sich denn die Arbeit eines Vampirexperten vorstellen?

Ich arbeite nicht hauptberuflich als Experte, davon kann man nicht leben. Ich beschäftige mich mit dem Mythos Vampir, schaue, dass ich auf dem Laufenden bleibe und wie sich Vampire in Literatur und Film entwickeln.

Wie entwickeln sie sich?

Der klassische Vampirtyp wurde sehr verändert. Das Spektrum ist sehr weit geworden. In den vergangenen 20 Jahren ist zu beobachten, dass Vampirromane erotisch sind, teilweise fast Softpornos. Da hat sich eine Szene entwickelt. In Serien ist das nicht ganz so stark, außer in "True Blood".

Die "Twilight"-Filme, die Serie "Vampire Diaries" und jetzt "True Blood". Gibt es nicht genug Vampire im Fernsehen und Kino?

"True Blood" ist extremer. Erotik spielt eine große Rolle. Und die Vampire agieren nicht im Geheimen, sondern als soziale Wesen. Sie sind eine Minderheit, werden auch diskriminiert. Es gibt in der Serie kein Gut-Böse-Schema.

Die Vampire stehen also als Symbol für diskriminierte Minderheiten?

In erster Linie ist die Serie Unterhaltung, aber sie greift echte Probleme auf. In der Serie steht in einer Szene "Wir hassen Fangzähne" an einer Kirche. In den USA gibt es tatsächlich eine Kirche, die mit "Wir hassen Schwule" wirbt. Es gibt also Parallelen.

Glauben Sie, dass Vampire existieren?

Nur beim Finanzamt.

Wieso sind wir so fasziniert von diesen Wesen?

Der Vampir ist ein Archetyp. Er saugt Blut. In einer Beziehung heißt das, dass einer den anderen aussaugt, auch finanziell, etwa bei einer Scheidung. In Europa kommt seit den vergangenen 80 Jahren die Erotik hinzu. Vampire sind melancholisch - und sie strotzen gleichzeitig vor Kraft. Das reizt heute.

Wenn es diesen Archetyp schon so lange gibt, warum sind die Blutsauger dann seit ein paar Jahren wieder besonders beliebt?

Etwa alle 20 Jahre kommt ein Hype, bis sich die Vampirfigur wieder abgenutzt hat. Wie alle Horrorwesen taucht die Figur auf, wenn es Ängste und Umbrüche in der Gesellschaft gibt. Die Leute flüchten in dieses Genre aus der Realität. Der jetzige Hype wurde aber auch durch das Internet gemacht. So etwas wie "Twilight" konnte sich auch durch Facebook in einer bestimmten Altersgruppe schnell herrumsprechen.

Edward aus der "Twilight"-Saga oder Dracula - wer ist mehr Vampir?

In "Twilight" überwiegt die Romantik, Edward ist nur nebenher Vampir. Dracula und Eric aus "True Blood" sind eher am klassischen Vampirtyp ausgerichtet.

RTL 2, Mittwoch, 22.05 Uhr