Roger Waters bei einer Pink-Floyd-Ausstellung in Rom 2018. Ob er, wie angekündigt, 2023 nach München kommen wird, ist noch unklar. Foto: Getty Images/Ernesto S. Ruscio

Die Stadt München müht sich, ein Konzert der Pink-Floyd-Legende zu verhindern. Der Musiker steht nicht nur unter Antisemitismus-Verdacht, sondern bekennt sich beim Krieg in der Ukraine als Russland-Anhänger.

Roger Waters wird häufig wegen seiner politischen Äußerungen und Aktionen kritisiert. Wie Israel die Palästinenser behandelt, vergleicht er etwa mit den Nazis und ihren jüdischen Opfern. Der 78-jährige Musiker, der einst die Mega-Band Pink Floyd mit formte, ist für die BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions) aktiv. Diese ruft dazu auf, Israel wirtschaftlich, politisch und kulturell zu boykottieren. Zum Krieg in der Ukraine meint er: US-Präsident Joe Biden sei ein „Kriegsverbrecher“. Die Nato sei schuld an dem Konflikt, sagte er kürzlich.

 

Die Münchner Stadtspitze hatte sich vor vier Jahren mit Waters angelegt, weil sie seinen Auftritt in der Olympiahalle ablehnte - er spielte dennoch. Umso schockierter waren nun Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und seine zwei Bürgermeisterinnen, als sie erfuhren, dass die städtische Betreibergesellschaft des Olympiageländes die Halle im Mai 2023 erneut an ihn vermietet hat.

Stadtspitze habe keine Kenntnis gehabt

„Ich hatte davon keine Kenntnis“, sagt Reiter in einem Statement. Dass das Konzert auf städtischem Grund stattfinden soll, „irritiert mich sehr“. Ähnlich äußern sich die Bürgermeisterinnen Katrin Habenschaden (Grüne) sowie Verena Dietl (SPD). Letztere meint: „Es hat keiner gewusst, es wurde nicht thematisiert“. Intern kracht es nun heftigst. Nils Hoch, Vize-Geschäftsführer der Olympiapark-Gesellschaft, sagt gegenüber dieser Zeitung, das Thema werde „weiter besprochen“. Die Rechtsabteilung der Gesellschaft sei zu dem Ergebnis gekommen, dass man sich der Anfrage der Waters-Konzertveranstalters nicht verweigern könne. Denn das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat Anfang dieses Jahres in einem Rechtsstreit zwischen einem BDS-Vertreter und der Stadt München entschieden, dass die Kommune einen Saal für eine BDS-Veranstaltung zur Verfügung stellen muss.

Gilt das auch für ein Konzert vor 15 000 Menschen, auf dem vermutlich auch BDS-Propaganda betrieben wird? Dazu will derzeit niemand eine Einschätzung geben.

Für die die Wissenschaftlerin Miriam Heigl ist der Fall klar. Sie leitet in München die „Fachstelle für Demokratie“. „Roger Waters bespielt immer wieder die Klaviatur antisemitischer Stereotype,“ sagt sie. Seine Äußerungen zum russischen Krieg seien „durchzogen von Verschwörungsmythen“.

Konzertveranstalter äußert sich kritisch

Roger Waters’ Konzertveranstalter, der alle fünf Auftritte in Deutschland organisiert, gibt sich nachdenklich. Ein Sprecher von FKP Scorpio Konzertproduktionen teilt mit: „Wir verurteilen die BDS sowie den schrecklichen Angriffskrieg Russlands klar.“ Darüber stehe man „im engen Dialog mit dem Management, das über den berechtigten Diskurs informiert“ sei.

In München wird weiter daran gearbeitet, Waters irgendwie doch noch fernzuhalten.