Tim Wiese wird in der kommenden Saison den Kasten von 1899 Hoffenheim sauber halten. Foto: dpa

Der 30-jährige Wiese kommt ablösefrei in den Kraichgau und erhält dort einen Vertrag bis 2016.

Frankfurt/Main - 1899 Hoffenheim hat den bei den Fans unerwünschten Transfer von Nationaltorwart Tim Wiese perfekt gemacht. Der 30-Jährige von Werder Bremen kommt zur neuen Saison ablösefrei in den Kraichgau und erhält dort einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016. „Die Chance, einen so erfahrenen, erfolgreichen und ehrgeizigen Profi verpflichten zu können, mussten wir nutzen. Dass es jetzt geklappt hat, freut uns sehr“, sagte Fußball-Trainer Markus Babbel am Mittwochabend. Zudem verpflichtete Hoffenheim den Leverkusener Stürmer Eren Derdiyok.

Stammkeeper Tom Starke muss sich arrangieren - oder gehen

„Tim Wiese hat es bis in die Nationalelf geschafft. Das sagt eigentlich alles“, erklärte Babbel weiter. „Ich bin überzeugt, dass er ein wesentlicher Faktor für die Erreichung unserer Ziele sein wird.“ Leidtragender ist der bisherige Stammkeeper Tom Starke (Vertrag bis 2013), der sich entweder als Nummer Zwei hinter Wiese einordnen oder einen neuen Verein suchen muss. Bei der 2:3-Niederlage am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg hatten die 1899-Anhänger immer wieder Starke gefeiert und den Nationalkeeper verhöhnt mit Plakaten wie „Scheiß auf Wiese“ oder „Wiese - Betreten verboten.“

Der sechsmalige DFB-Auswahlspieler hatte bis zuletzt mit einem angeblichen Interesse von Real Madrid kokettiert. „Wenn so eine Nachricht in Umlauf gerät, ist auch meistens etwas dran“, sagte der 30-Jährige der „Kreiszeitung Syke“ (Mittwoch) und erklärte weiter: „Es gibt Kontakt zwischen Real und meinem Berater.“

Wiese zeigte sich angesichts seines Wechsels vor allem vom neuen Coach Babbel beeindruckt. „Ich habe mich für Hoffenheim entschieden, weil mir Markus Babbel ein Super-Konzept vorgelegt hat und Hoffenheim ein toller Klub ist“, sagte der Torwart zu „Sport Bild online“. Er sei mit sich im Reinen. Werder wollte und konnte Wiese keinen neuen Vertrag mit angemessener Bezahlung anbieten. Daher ergriff er Anfang April die Flucht nach vorne und erklärte, dass er den Bundesligisten nach sieben Jahren verlassen werde. Der Schlussmann sprach über „verschiedene Anfragen aus dem Ausland“. Vor drei Wochen erklärte Wiese zu seinem neuen Arbeitgeber: „Es ist ein Club, der dauerhaft um Titel mitspielen wird und finanziell nicht am Hungertuch nagt.“

Hoffenheimer Fans gespalten

In Hoffenheimer Fankreisen wird der Transfer nicht nur wegen Publikumsliebling Starke kritisch gesehen. Wiese wird wie einige anderen 1899-Profis von Roger Wittmannn beraten, dem wiederum ein vertrauensvolles Verhältnis zu Mäzen Dietmar Hopp nachgesagt wird. Der Milliardär ist nicht nur mit dem Engagement von Großverdiener Wiese deutlich von seinem angekündigten Sparkurs abgekommen.

Denn für Derdiyok dürfte eine Ablöse zwischen fünf und sechs Millionen Euro fällig sein. Er hat in Leverkusen noch eine Vertrag bis 2013. Der Schweizer Nationalspieler erhält einen Kontrakt ebenfalls bis 2016. Über die Höhe der Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart.

„Eren Derdiyok ist ein kompletter, spielstarker Stürmer, er passt hervorragend in unser sportliches Konzept. Ich freue mich, dass wir ihn von uns überzeugen konnten“, sagte Babbel.

Hoffenheim hat nach dem Abgang von Torjäger Vedad Ibisevic zum VfB Stuttgart Probleme im Sturm: Weder der niederländische Nationalspieler Ryan Babel noch der deutsche U 21-Auswahlakteur Peniel Mlapa oder der Ex-Stuttgarter Sven Schipplock konnten in den letzten Monaten überzeugen.