Ein Arbeiter hängt nach der Entscheidung im Bundestag über die „Ehe für alle“ vor der Kulisse des Doms eine Regenbogenfahne auf. Nach den Äußerungen der vatikanischen Glaubenskongregation über die Segnung homosexueller Partnerschaften appellieren schwule und lesbische Katholiken an die deutschen Bischöfe Foto: dpa/Oliver Berg

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart will homosexuelle Paare trotz des Verbots aus Rom weiter segnen. Weihbischof Matthäus Karrer äußert sich dazu.

Stuttgart/Rottenburg - Die Diözese Rottenburg-Stuttgart will homosexuelle Paare trotz des Verbots aus Rom weiter segnen. Weihbischof Matthäus Karrer (52) sagte der „Schwäbischen Zeitung“ (Freitag): „Segnungen gehören in der Seelsorge zum pastoralen Alltag.“ Diese Praxis werde durch das Papier aus Rom zumindest in der württembergischen Diözese nicht infrage gestellt. Es gebe auch keine Strafen: „Wir sanktionieren keine Segnungen.“ Der Vatikan hatte Mitte März erklärt, dass homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürfen. Dies hat in der katholischen Kirche in Deutschland einen Proteststurm ausgelöst.

Bischof Gebhard Fürst äußert sich

Auch Karrer, der in der Diözese für Grundsatzfragen der Seelsorge zuständig ist, kritisierte das Verbot aus Rom: „Nicht nur hat die Glaubenskongregation für massiven Wirbel im Haupt- und Ehrenamt gesorgt, auch stellt das Papier zentrale Fundamente im pastoralen Handeln infrage, wie zum Beispiel die vorbehaltlose Annahme von Menschen mit ihrer je eigenen Lebensgeschichte.“ Gleichwohl stellte er auch klar: „Segnungen für homosexuelle Paare sind kein „Ja“ der Kirche zur Homo-Ehe.“ Es gehe um die Bitte, dass der Segen Gottes für sich liebende Menschen wirken möge: „Nicht weniger, aber auch nicht mehr.“

Bischof Gebhard Fürst sprach sich in der Zeitung für eine „versöhnliche Lösung“ aus. Auch homosexuellen Paaren gebühre die Achtung und Zuwendung der Kirche. „Ich wende mich entschieden gegen jegliche Diskriminierung“, erklärte Fürst. Die Kirchengemeinden sollten Frauen und Männer in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in ihren Reihen „ohne Diskriminierung“ aufnehmen. Zudem kündigte Fürst an, demnächst eine diözesane Stelle „in diesem sensiblen seelsorgerischen Bereich“ einzurichten.