Im Sommer stört der Glimmstängel kaum. Wie hier am Hans-im-Glück-Brunnen wird in den Kneipen und Clubs dann vor allem draußen geraucht. Foto: Michele Danze

In vielen Stuttgarter Kneipen zählt der Aschenbecher nach wie vor zum festen Inventar. Nur vier von zehn hiesigen Rauchergaststätten halten sich an die gesetzlichen Vorschriften. Die Gäste scheint das kaum zu stören.

Stuttgart - Daniel und seine zwei Kumpels sitzen im Außenbereich einer Bar in der Innenstadt. Alle drei halten eine qualmende Zigarette in der Hand. Es ist Freitagabend, etwa 23 Uhr. Im Sommer suchen sich die meisten Nachtschwärmer einen Platz an der frischen Luft, manche ziehen aber auch drinnen genüsslich an ihren Glimmstängeln. Über der Theke wabert der blaue Dunst. „Ist doch super, dass es Nichtraucher- und Raucherkneipen gibt“, sagt Daniel. „Das Verbot in Restaurants ist aber eine gute Sache. Beim Essen stört es echt.“

Verrauchte Kneipen bilden in Stuttgart keine Besonderheit. Dem vor sechs Jahren verabschiedeten Landesnichtraucherschutzgesetz nach dürfen Gastwirte ihren Gästen das Qualmen nur noch dann gestatten, wenn die Gastfläche des Betriebs nicht größer als 75 Quadratmeter ist und keine warmen Speisen auf der Karte stehen. Andernfalls bleibt die Option, einen abgetrennten Raucherraum einzurichten.

Christopher Koch, Geschäftsführer des Ruben’s am Hans-im-Glück-Brunnen, hat zugunsten einer separaten Raucherlounge sein Lokal um das Obergeschoss erweitert. „Im Erdgeschoss wird bei uns nicht geraucht. Da befinden sich das Café und das Bistro“, so Koch. Obgleich er selbst Raucher ist, sagt er: „Im Bereich, wo gegessen wird, muss nicht geraucht werden.“ Die Entscheidung für oder gegen ein Raucherlokal sollte weiterhin Sache des Wirts sein, meint der Gaststättenbetreiber. Er finde die bestehende gesetzliche Regelung gut. Auch gegenüber im Restaurant Platzhirsch fühlen sich die Raucher wohl. Bei schlechtem Wetter und im Winter wird der obere Bereich des Lokals geöffnet, unten darf dann gequalmt werden.

Teils wird sogar auf der gesamten Fläche gequarzt, was das Zeug hält

Laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg sind 68 Prozent der Stuttgarter Gaststätten rauchfrei. Damit landete Stuttgart im Vergleich mit elf anderen Landeshauptstädten auf dem siebten, verglichen mit elf weiteren Städten in Baden-Württemberg auf dem achten Platz. Innerhalb des Landes schnitt Konstanz mit 80,7 Prozent rauchfreien Kneipen am besten ab, den letzten Rang belegte Göppingen mit 63,2 Prozent.

Nicht alle halten sich jedoch an die Vorschriften. So finden sich mühelos größere Clubs, Kneipen oder Discotheken, in denen die Raucherbereiche nicht klar abgetrennt sind. Teils wird sogar auf der gesamten Fläche gequarzt, was das Zeug hält. Nur vier von zehn Rauchergaststätten halten sich an die gesetzlichen Regelungen, so heißt es in der Studie. Kaum jemand scheint daran jedoch Anstoß zu nehmen. „Es gibt schon mal Beschwerden“, erklärt Timo Luppold von der Gaststättenbehörde. Im Verhältnis allerdings etwa zu Lärmbeschwerden seien diese Meldungen selten. Speziell kontrollieren diesbezüglich weder das Gaststättenamt noch die Polizei. „Das könnten wir gar nicht leisten“, so Luppold. „Es finden nur ganzheitliche Kontrollen statt, bei denen neben uns auch Polizei, Zoll, Lebensmittelüberwachung und Steuerfahndung mit dabei sind.“ Dieses Jahr rückten die Behörden nur viermal aus, um Stuttgarter Lokale unter die Lupe zu nehmen. Bei einem zur Anzeige gebrachten Verstoß gegen das Nichtraucherschutzgesetz haben die Wirte nicht allzu viel zu befürchten. Beim ersten Mal winkt ihnen ein Bußgeld in Höhe von 350 Euro, die maximale Geldbuße beträgt 5000 Euro. „Im schlimmsten Fall geht es um den Widerruf der Gaststättenerlaubnis“, sagt Luppold. Das sei aber in Verbindung mit dem Nichtraucherschutzgesetz noch nie passiert. Im vergangenen Jahr wurden immerhin rund 70 Verstöße zur Anzeige gebracht.

Um Defizite beim Vollzug der gesetzlichen Vorgaben aufzudecken und den Nichtraucherschutz im Land weiterzuentwickeln, hat Gesundheitsministerin Katrin Altpeter eine landesweite Untersuchung in Auftrag gegeben. Diese läuft noch bis Ende 2013. Vielleicht ist dann bald endgültig Schluss mit dem fröhlichen Qualmen in Gaststätten.