Der Nationalpark im Schwarzwald soll nicht gefährdet sein. Foto: dpa

Obwohl 2016 eine Landtagswahl ansteht, soll der Nationalpark im Schwarzwald nicht in Gefahr sein. Davon geht der CDU-Landrat Michael Rückert aus.

Stuttgart - Die Proteste sind verstummt, die Besucher strömen - zum ersten Geburtstag des Nationalparks Schwarzwald hatte Forstminister Alexander Bonde (Grüne) am Donnerstag eine ganze Reihe guter Nachrichten parat. Und der Freudenstädter Landrat Michael Rückert (CDU) setzte sogar noch eine drauf: Trotz aller Proteste werde sich die Freude am Nationalpark auch in seiner Partei durchsetzen. Man erkenne, wie wertvoll der Park sei und welch gute Arbeit dort geleistet werde.

Die Landtagswahl 2016 und ein möglicher Regierungswechsel zur CDU sei aus seiner Sicht keine Gefahr für den Park, versicherte Rückert als Vorsitzender des bundesweit einmaligen Nationalparkrates. Aus Stuttgart kam später jedoch eine andere Einschätzung: Zwar werde der Nationalpark bleiben, seine Fläche und Ausdehnung müsse sich aber ändern, sagte CDU-Fraktionschef Peter Hauk. „Ein Nationalpark gegen den Willen der Bevölkerung vor Ort ist ein falscher Ansatz.“

Die Besucher strömen: Das große Interesse am Nationalpark ist laut Bonde schon jetzt an den Besucherzahlen abzulesen. Kamen 2013 etwas mehr als 12 000 Menschen zum Naturschutzzentrum Ruhestein, waren es in diesem Jahr bis Ende Oktober 22.000.

Schulklassen machen Unterricht im Wald

Knapp 300 Touren etwa auf dem Luchspfad oder auf den Spuren von Eulen gab es im ersten Jahr. 200 Schulklassen machten Unterricht im Wald. Der Ruhestein soll bis 2018 zum Besucherzentrum ausgebaut werden. Das Land will rund 22 Millionen Euro investieren, der Architektenwettstreit läuft.

Irgendwann soll der Nationalpark mit seiner einmaligen Natur und 600 bis 700 Veranstaltungen pro Jahr zwischen 200.000 und 400 000 Besucher pro Jahr anziehen.

Das Versprechen steht: Das Borkenkäfermanagement hat sich nach Auskunft der Nationalparkleiter Wolfgang Schlund und Thomas Waldenspuhl im ersten Jahr bewährt. In einem 500 Meter breiten Puffergürtel um den Nationalpark gebe es regelmäßig Käferkontrollen. Es sei ein „klares Versprechen“, sagte Bonde, alles zu tun, dass der Borkenkäfer diese Sperre nicht überwindet. Die berechtigte Sorge der Waldbesitzer rund um den Park werde sehr ernst genommen.

Die nächste Aufgabe: Jetzt gehe es daran, hieß es, den rund 10.000 Hektar großen Nationalpark in drei Zonen zu unterteilen. In der Kernzone greift der Mensch gar nicht mehr ein, die Entwicklungszone soll innerhalb von 30 Jahren ebenfalls dazu werden. Rund ein Viertel des Nationalparks wird dauerhaft Managementzone bleiben, etwa um Weideflächen zu erhalten und den Borkenkäfer zu bekämpfen. Der Naturschutzbund BUND forderte zum Geburtstag, die Kernzone sehr rasch auszuweisen. Auch die Entwicklungszonen müssten jetzt schon aus der Bewirtschaftung genommen werden.

Kritik aus der FDP

Erwartungsgemäß sprach Grünen-Landeschefin Thekla Walker in ihrem Geburtstagsgruß von einem „wertvollen Naturparadies“. Es habe sich gelohnt, „wenigstens ein paar Hektar des Landes der Natur zurückzugeben“. Die FDP hingegen unterstellte Bonde „mangelnden Sachverstand“, wenn er schon nach einem Jahr eine positive Bilanz ziehe. Der Abgeordnete Friedrich Bullinger kritisierte die hohen Kosten und „den überdimensionierten Beamtenapparat in der Parkverwaltung“. Auch gebe es bereits Klagen benachbarter Jagdpächter über eine mangelnde Regulierung der Rotwildbestände.

Das Land hatte die Startphase mit 7,2 Millionen Euro unterstützt, die je zur Hälfte in Personalstellen und Sachmittel fließen. Bis 2016 soll die Verwaltung von aktuell 70 Stellen auf 89 wachsen. Deutlich über die Hälfte der Stellen sind dabei für Information und Umweltbildung sowie Wald- und Naturschutz vorgesehen.

Der Nationalpark zwischen Bühl und Baiersbronn umfasst rund 10.000 Hektar Schwarzwald. Das sind 0,7 Prozent der Waldfläche im Südwesten. Sägeindustrie sowie CDU und FDP hatten gegen den Nationalpark gekämpft, Grün-Rot setzte das Projekt dennoch durch. Andre Baumann, Chef des Naturschutzbundes Nabu, schrieb zum Geburtstag: „Noch ist der Nationalpark ein kleines Pflänzchen, von dem man nur die Keimblätter sieht. Bis er zum stattlichen Baum wird und seine wahre Stärke ausspielt, vergehen noch Jahrzehnte und Jahrhunderte.“