Foto: AP

Celesio-Konzern will sein Geschäft im nicht preisregulierten Markt deutlich  ausbauen.

Stuttgart -  Staatliche Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor vor allem in Großbritannien und in Deutschland bereiten dem Stuttgarter Pharmagroßhändler und Dienstleiter Sorgen. Denn sie drücken Preise und Margen. Allein im vergangenen Jahr belasteten sie Celesio mit rund 80 Millionen Euro, 2011 kämen voraussichtlich weitere 100 Millionen Euro dazu, schätzte Vorstandschef Fritz Oesterle, der den Konzern im Sommer verlassen wird. Dieser Entwicklung will Celesio durch Zukäufe profitabler Unternehmen entgegenwirken. Man habe interessante Möglichkeiten ins Visier genommen, erklärte er. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, doch finanziell habe Celesio ausreichend Kraft für weitere Akquisitionen.

Perspektiven sieht die von der Haniel-Gruppe kontrollierte Aktiengesellschaft zudem bei Dienstleistungen. "Wenn wir auch in Zukunft sichtbar und nachhaltig wachsen wollen, müssen wir unser nicht preisreguliertes Geschäft mit Hochdruck ausbauen", erklärte Oesterle. Bis 2015 solle der Anteil dieses Geschäfts mindestens 50 Prozent betragen. Ein Beispiel dafür ist die 2008 gestartete Gesellschaft für Versorgungskonzepte in der Wundbehandlung mbH (gvw). Die spezialisierten Praxen arbeiten - kostengünstiger als Krankenhäuser - bisher an vier Standorten in Deutschland. Weitere sind in Ballungsräumen geplant.

Für 2010 präsentierte der Manager bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Celesio-Chef bessere Zahlen als erwartet. Einschließlich der Zukäufe kletterte der Umsatz gegenüber 2009 um acht Prozent auf 23,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) stieg um 11,4 Prozent auf knapp 700 Millionen Euro, der Überschuss vervielfachte auf 265 Millionen Euro (2009: 6,5 Millionen). Die Dividende soll trotz dieses Gewinnanstiegs mit 50 Cent je Aktie unverändert bleiben. "Wir haben alle unsere wesentlichen Ziele erreicht und gehen deutlich gestärkt aus dem Jahr 2010 hervor", sagte Oesterle. Er sieht indes schwere Zeiten auf Europas führenden Pharmahändler zukommen. Für 2011 und 2012 wagte er keine Prognose.

Kein Wort zum möglichen Nachfolger

Der 59-jährige Oesterle, dem Konflikte mit Mehrheitseigner Haniel über die Zukunft Celesios nachgesagt werden, wird den Konzern Ende Juni verlassen. Er wollte sich weder zu seiner künftigen Aufgabe noch zu einem Nachfolger äußern. "Über Personalien entscheidet der Aufsichtsrat", sagte er und verwies auf Haniel-Chef Jürgen Kluge, der dem Celesio-Aufsichtsrat vorsteht.

Spätestens zum 1. September übernimmt Stephan Borchert den seit August 2009 vakanten Geschäftsbereich Patienten und Endverbraucher, in dem das internationale Apothekengeschäft mit mehr als 2300 Standorten zusammengefasst ist und zu dem DocMorris gehört. Der 41-Jährige verfügt über langjährige Erfahrung im internationalen Einzelhandel. Zuletzt war er bei der Parfümeriekette Douglas für mehr als 750 Shops in 20 Ländern verantwortlich.