Lokführer werden händeringend gesucht. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Nach knapp zwei Jahren stellt Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sein ehrgeiziges Vorhaben mit Reservelokführern ein. Gut zwei Millionen Euro hat der Versuch das Land gekostet.

Der frühere Traumberuf von kleinen Jungs ist zum echten Mangeljob geworden: Lokführer fehlen an allen Ecken und Enden. Das führt nicht selten dazu, dass Züge gar nicht oder nicht nach Fahrplan unterwegs sind. Der Versuch von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), die Personallücken im vom Land verantworteten Regionalverkehr auf der Schiene durch eine schnelle Eingreiftruppe zu schließen, wird nach nicht mal zwei Jahren Ende 2022 aber wieder eingestellt. Die Nachfrage nach den Aushilfslokführern war nicht so, wie sich das das Ministerium vorgestellt hat.

Nachfrage anders als erwartet

Zwischen August 2021 und Jahresende 2022 waren und sind gerade einmal 21 Lokführer aus der Reserve angefordert worden. „Es zeigt sich somit, dass der Pool nicht in dem Umfang genutzt wird, wie dies bei den Planungen erwartet wurde“, schreibt Winfried Hermann in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion. Der Minister konstatiert eine „geringe Nachfrage“. Auf diese habe das Land „bereits reagiert und den Umfang des Pools reduziert. Zum Jahresende 2022 ist vorgesehen, den Pool aufzulösen.“

Hermann räumt ein, dass die Eisenbahngesellschaften anders disponiert hätten als beim Aufbau des Lokführerpools gedacht. Es habe sich gezeigt, „dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen bedauerlicherweise vornehmlich kurzfristig auf Personalknappheit reagieren und dann über spezialisierte Personaldienstleister, soweit überhaupt möglich, ihren Bedarf decken“. Als Misserfolg mag der Minister das Projekt aber nicht zu den Akten legen. Eines der Ziele sei gewesen, die Zahl der Lokführer – offiziell heißen diese Triebfahrzeugführer (TF) – „für den Markt in Baden-Württemberg zu erhöhen. Dies ist gelungen und stabilisiert unser System insgesamt, denn der TF-Beruf ist weiterhin ein Mangelberuf.“

Schwierige Suche nach Auftragnehmern

Der Aufbau des Pools war von Anfang an mit Schwierigkeiten behaftet gewesen. Eine europaweite Ausschreibung des Vorhabens musste mehrfach verlängert werden, weil sich keine geeigneten Interessenten zum Aufbau der Reservemannschaft finden ließen. In direkten Verhandlungen wurde sich danach das Land mit der Deutschen Bahn über die Modalitäten eines solchen Personalpools einig.

Das Land ging dafür in Vorleistung. „Finanziert wird der Stand-by-Pool der Triebfahrzeugführer, so die offizielle Berufsbezeichnung, vom Land. Wenn Eisenbahnunternehmen auf diese Mitarbeiter zugreifen, müssen sie sich an den Kosten beteiligen“, schrieb das Landesverkehrsministerium bei der Vorstellung der Idee. Nun, kurz vor Einstellung des Angebots, gibt es auch eine erste Rechnung. Etwas mehr als 2,4 Millionen Euro hat das Land für die wenig nachgefragte Personalreserve berappt.