Der Ehninger Gemeinderat hat den Abriss des historischen Gebäudes Königstraße 27 beschlossen. Eine Bürgerinitiative will das nicht akzeptieren – und setzt auf ein letztes Gegenmittel.
Ein geschichtsträchtiger Bau könnte schon bald Geschichte sein: Das sanierungsbedürftige Meissner-Haus, in dem sich einst ein traditionsreiches Bekleidungsgeschäft befand und in dessen Gewölbekeller zahlreiche Vereinsfeste stattfanden, soll abgerissen werden. Das hat der Ehninger Gemeinderat am 30. September beschlossen. Eine Gruppe von Denkmalschützern will das nicht hinnehmen und versucht jetzt, die Entscheider zu einem Umdenken zu bewegen – zur Not sogar mit einem Bürgerentscheid.
„Diese Entscheidung hat bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Enttäuschung und Unverständnis ausgelöst“, sagt Hannelore Röhm. Die Vorsitzende des Fördervereins „Denkmal Ehningen!“ setzt sich gemeinsam mit weiteren Mitstreitern schon seit rund zehn Jahren für den Erhalt des historischen Gebäudes in der Königstraße 27 ein.
Bürgermeister Lukas Rosengrün legt Widerspruch gegen den Abriss ein
Rückendeckung bekommt die „Bürgerinitiative lebendige Ortsmitte Ehningen“ von der obersten Verwaltungsebene: Bürgermeister Lukas Rosengrün (SPD) hat Widerspruch gegen den Abrissbeschluss eingelegt und will das Thema am 21. Oktober erneut im Gemeinderat einbringen. „Dies gibt uns Hoffnung, dass eine sachliche und transparente Diskussion möglich ist“, sagt Hannelore Röhm, die auch als Sprecherin der Bürgerinitiative auftritt.
Das Vorgehen des Gemeinderats wirft aus Röhms Sicht auch die grundsätzliche Frage auf, „ob Bürgerbeteiligung in Ehningen tatsächlich gewollt und ernstgenommen wird“. Man rufe deshalb alle Unterstützerinnen und Unterstützer auf, ihre Kontakte zu den Gemeinderatsfraktionen zu nutzen, um insbesondere bei CDU und den Freien Wählern ein Umdenken anzustoßen. „ Es ist wichtig, dass die Entscheidungsträger die Bedeutung einer lebendigen Ortsmitte und einer attraktiven KÖ27 für die Zukunft Ehningens erkennen“, so Röhm in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative.
Schließlich habe das Ratsgremium zuletzt ein wegweisendes Gemeindeentwicklungskonzept beschlossen, in dem das 2008 von der Gemeinde erworbene Gebäude eine zentrale Rolle spielt. „Eine vom Gemeinderat beauftragte Machbarkeitsstudie, durchgeführt von der Firma Jako, hat eine überzeugende und wirtschaftlich umsetzbare Konzeption hervorgebracht, die die Ergebnisse der Bürgerbeteiligungen aus den vergangenen Jahren aufgreift“, erinnert Röhm an die dort formulierten Vorschläge.
Demnach wären im historischen Gewölbekeller „hochwertige gastronomische Angebote“ wie etwa eine Kaffeerösterei mit Ladencafé oder eine Weinhandlung mit Restaurant denkbar. Im ersten Stock könnten Praxisräume entstehen, der zweite Stock sowie das Dachgeschoss böten Platz für moderne Büroräume.
Ehninger Denkmalschützer erwägen einen Bürgerentscheid
Alle Stockwerke sollen dem Konzept nach barrierefrei über einen außen liegenden Aufzug erreichbar sein. Laut der Bürgerinitiative gibt es bereits „zwei ernsthafte Mietinteressenten“ für eine gastronomische Nutzung. Mit dem Erhalt dieser „ortsbildprägenden Bausubstanz“ würde man die Attraktivität der Ortsmitte steigern und zur Belebung des Ortskerns beitragen, ist man bei der Bürgerinitiative überzeugt.
„Sollte der Gemeinderat am 21. Oktober erneut für den Abriss des Meissner Hauses stimmen, ziehen wir in Erwägung, ein Bürgerbegehren beziehungsweise einen Bürgerentscheid zu initiieren“, kündigt die Bürgerinitiative auch für diesen Fall an, den Kampf nicht verloren geben zu wollen.